Ist das Kunst? – Überlegungen zur gesellschaftlichen Relevanz des Kunstwerkes in Auseinandersetzungen mit Arthur C. Danto

13.10.2010

Werfen wir einen Blick auf die zeitgenössische Kunst, so mögen die künstlerischen Arbeiten in ihrer Unterschiedlichkeit den Schluss nahe legen, dass man auf die Frage nach der Bedeutung der Kunst für den Menschen und die Gesellschaft keine allgemeingültige Antwort geben kann. Manche Werke intendieren eine politische Aussage und setzen sich mit Fragen des Zeitgeschehens auseinander – andere eben nicht. Dennoch gilt es weitestgehend als ein Gemeinplatz, dass Kunst staatliche Förderung verdiene und zu einem sinnvoll gelebten Leben dazu gehöre. Während die Kunst des 20. Jahrhunderts noch die Sprengkraft besaß, ihr Publikum zu erschüttern und zu verstören und zumindest insofern das öffentliche Bewusstsein zu prägen, scheint sich heute eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Kunstbetrieb breit gemacht zu haben. Es wird in der Regel nicht mehr darüber gestritten, wie die Kunst zu sein hat. Wir akzeptieren die Photographie gleichermaßen als Kunst wie die klassischen Medien und halten die Frage, ob die Malerei abstrakt oder figürlich sein sollte, in der Regel für irrelevant. Alles scheint in der heutigen Kunstwelt möglich zu sein; jede Kunst findet ihr Publikum und im besten Fall gewinnen wir durch einen Ausstellungsbesuch einen neuen Blickwinkel auf Bekanntes oder Einblicke in bis dato unbekannte Kulturen hinzu.

Diese Bilanz nahm Katharina Bahlmann zum Anlass ihres Vortrages. Sie ging der Frage nach, ob in unserer heutigen Kunstwelt alles beliebig geworden ist oder ob sich noch allgemein gültige Grenzen ziehen lassen. In Anlehnung an die kunsttheoretischen Schriften des amerikanischen Philosophen und Kunstkritikers Arthur C. Danto (*1924) erörterte sie das Problem, inwiefern sich Kunstwerke von der Bilderflut des Alltags abgrenzen und dennoch ihrer Einbindung in unsere alltägliche Lebenswelt bedürfen, um bedeutsam zu sein. Ihre Überlegungen zielten auf die Beantwortung der Frage, wie sich Kunst als ein ‚Bereich der Bedeutung‘ konstituieren lässt, der reflexiv auf unseren Alltag Bezug nimmt.

Katharina Bahlmann hat von 2000 bis 2006 Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten Mainz und Bologna studiert. Ihre Magisterarbeit zum Thema „Können Kunstwerke ein Antlitz haben?“ ist 2008 im Passagen Verlag Wien erschienen. Derzeit arbeitet Katharina Bahlmann an ihrem Dissertationsprojekt zum ‚Ende der Kunst‘, für das sie 2008/09 ein Jahr als Stipendiatin am „Deutschen Forum für Kunstgeschichte“ in Paris verbrachte.