Nach der Krise? – Aus der Finanzkrise lernen: Was war und was noch kommen wird

11.03.2010

*Tom Koenigs im Gespräch mit Prof. Reinhard H. Schmidt, Moderation: Peter Siller*

Der Forschungsverbund „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe Universität Frankfurt am Main lud gemeinsam mit dem Frankfurter Kunstverein zum 1. Stadtgespräch ins Café im Kunstverein im Steinernen Haus am Römerberg. Jeweils zwei interessante Gäste denken laut nach und diskutieren aktuelle Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Kultur.

Im ersten Stadtgespräch ging es nicht nur darum, was wir im letzten Jahr über das Finanzsystem gelernt haben. Gegenstand war auch die Frage, was wir in der Krise über unsere gesellschaftliche Ordnung lernen können. Ist die Moral der Krise auch eine Krise der Moral? Tom Koenigs, langjähriger Frankfurter Stadtkämmerer und Menschenrechtspolitiker, spannte den Bogen von der Kommune bis zur Internationalen Finanzordnung. Prof. Reinhard H. Schmidt zählt seit Jahrzehnten zu den herausragenden Wissenschaftlern, die sich mit dem deutschen und internationalen Finanzsystem befassen. Ein offenes Gespräch zwischen zwei Persönlichkeiten also.

*Tom Koenigs* (* 25. Januar 1944) war von 1993 bis 1997 Stadtkämmerer der Stadt Frankfurt am Main und ist nicht nur deshalb mit finanzpolitischen Fragen bestens vertraut. Nach seiner Dezernentenzeit übernahm er herausragende Funktionen in der Internationalen Politik. Als stellvertretender Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs im Kosovo war er für den Aufbau der örtlichen Zivilverwaltung zuständig. 2002 wurde Koenigs als Sonderbeauftragter nach Guatemala geschickt, um als Leiter der UN-Friedenssicherungsmission die Einhaltung des Friedensabkommens durch die ehemaligen Bürgerkriegsparteien zu überwachen. 2005 wechselte er als Beauftragter für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe ins Auswärtige Amt der deutschen Bundesregierung. Von Februar 2006 bis 2007 war er Sonderbeauftragter der UN für die United Nations Assistance Mission in Afghanistan. Heute ist er Mitglied des Bundestags und dort Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses.

*Reinhard H. Schmidt* (* 1946) ist Professor für Internationales Bank- und Finanzwesen an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Autor zahlreicher Beiträge zum deutschen und internationalen Finanzsystem. Seine Forschungsschwerpunkte sind Institutionenökonomie, Strategien und Strukturen internationaler Unternehmen, Finanzierungstheorie, Internationale Wirtschaftsbeziehungen und Regulierung, Finanzsysteme in Industrie- und Entwicklungsländern sowie Entwicklungsfinanzierung. Publikationen u.a.: Reinhard H. Schmidt, Luisa Anderloni, David Llewellyn: Financial Innovations. Edward Elgar, 2008; Jan Pieter Krahnen, Reinhard H. Schmidt: The German Financial System . Oxford University Press, 2004

*Peter Siller* (* 1970) ist Scientific Manager des Exzellenzclusters „Formation of Normative Orders“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zuvor war er Leiter der Abteilung Inland der Heinrich-Böll-Stiftung und Mitglied des Planungsstabes im Auswärtigen Amt. Studium der Rechtswissenschaften und der Philosophie. Er ist außerdem Gründer und leitender Redakteur der Zeitschrift „polar“, die halbjährlich im Campus-Verlag erscheint (www.polar-zeitschrift.de). Zahlreiche Veröffentlichungen zu politischer Philosophie und Praxis, u.a. „Rechtsphilosophische Kontroversen der Gegenwart“ (1999), „Politik als Inszenierung“ (2000), „Zukunft der Programmpartei“ (2002), „Arbeit der Zukunft“ (2006), „Politik der Gerechtigkeit“ (2009).

Eine Veranstaltungsreihe aus vier Stadtgesprächen im Jahr des Forschungsverbundes „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe Universität Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Kunstverein.