Podium: Die Organspende in der Krise?

12.06.2014

mit Christina Berndt (Wissenschaftsjournalistin Süddeutsche Zeitung), Antje Kahl (Wiss. Mitarbeiterin Forschungsprojekt „Tod und toter Körper“), Alexandra Manzei (Sozial- und Gesundheitswissenschaftlerin Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar), Axel Rahmel (Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation)
Moderation: Hubert Knoblauch (Co-Leiter Forschungsprojekt „Tod und toter Körper“)

Es sind vor allem zwei Ereignisse aus dem Sommer 2012, die zu Veränderungen im Bereich der postmortalen Organspende führten: Zunächst wurde im Mai 2012 in Deutschland ein neues Transplantationsgesetz verabschiedet. Erklärtes Ziel dieser Initiative war es, die Zahl der Organspenden zu erhöhen. Die seitdem geltende Regelung, die sogenannte „Entscheidungslösung“, setzt auf die autonome Urteils- und Willensbildung der BürgerInnen und deren Aufklärung vor allem durch die Krankenkassen. Staatliche Institutionen und Interessensverbände beabsichtigen künftig nicht nur, über die Organspende zu informieren, sondern die BürgerInnen auch regelmäßig dazu aufzufordern, ihre Haltung zur Organspende zu dokumentieren. Direkt im Anschluss an diese Neuregelung des Transplantationsgesetzes wurde erstmals im Juni 2012 und seitdem kontinuierlich in journalistischen Veröffentlichungen über Unregelmäßigkeiten bei der Organzuteilung berichtet. In Folge der Aufdeckung dieser Vorkommnisse, medial als Organspendeskandal bezeichnet, wurde die Gefahr einer sich verringernden Organspendebereitschaft durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation immer wieder betont. Die seither sinkenden Zahlen an Organspendern scheinen diese Befürchtungen zu bestätigen. Das Podium „Die Organspende in der Krise?“ widmete sich der Diskussion der gegenwärtigen Situation der postmortalen Organspende in Deutschland.

Die Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt ist seit 2000 für die Süddeutsche Zeitung tätig und schreibt über Medizin und Forschung. Sie studierte Biochemie an der Universität Hannover und Witten/Herdecke und promovierte anschließend an der Universität Heidelberg. Bekannt wurde sie 2012 durch die Aufdeckung des Organspendeskandals wofür sie den renommierten Wächterpreis der Tagespresse erhielt.

Antje Kahl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie und Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Tod und tote Körper. Transmortalität“. Sie studierte Soziologie und Neuere Geschichte an der TU Berlin.

Alexandra Manzei ist Sozial- und Gesundheitswissenschaftlerin an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Manzei arbeitete 15 Jahre lang als Krankenschwester in der Intensivmedizin und hat dabei viele hirntote Patienten gepflegt, die auf die Entnahme ihrer Organe vorbereitet wurden. Nebenbei begann sie ein Studium der Soziologie und Philosophie. 2002 promovierte sie zum Thema „Transplantationsmedizin“.

Axel Rahmel ist seit 2014 medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Zuvor war der Kardiologe acht Jahre lang medizinischer Direktor von Eurotransplant.

Hubert Knoblauch ist Professor für Theorien moderner Gesellschaften im Fachgebiet Allgemeine Soziologie an der Technischen Universität Berlin. Zudem leitet er das Teilprojekt II „Praxis und soziales Wissen der Obduktion“ im Forschungsprojekt „ Tod und toter Körper. Transmortalität“. Er studierte Soziologie, Philosophie und Geschichte an den Universitäten Konstanz und Brighton. Nach einigen Zwischenstationen habilitierte er 1994 an der Universität Konstanz.