10 Reasons to be a Member #12 Hugo Canoilas. Vota Octávio Pato

23.03.2007 — 06.05.2007

Eröffnung: 22. März 2007, 19 Uhr

Der portugiesische Künstler Hugo Canoilas hat eine neue Installation mit Wandmalereien für den 10 Reasons to be a Member-Raum des Frankfurter Kunstvereins entwickelt. Mit der Arbeit entwickelte Canoilas einen Dialog zwischen Abstraktion und (sozialem) Realismus und versuchte so eine Brücke zwischen den Malereistilen zu bilden. Die Vorlagen auf welche sich Canoilas dabei bezieht sind keine gefeierten und ikonischen neo-realistischen Bilder sondern stammen aus einem Online Archiv mit Strassenmalereien die im Zusammenhang mit der portugiesischen Nelkenrevolution vom 25. April 1974 entstanden sind. Unter dem Einfluss der Kommunistischen Partei Portugals, entwickelte sich der Neo Realismus als eine Kunst von politischer und sozialer Intervention. Dies kann weniger als Wiederbelebung der Avantgarde als vielmehr ‘künstlerische Pflichtübung’ von Mensch zu Mensch verstanden werden. Die Wahl der Bilder durch den Künstler und Ihre Wiederbetrachtung bringen die volle Bedeutung des sozialen Kampfes ins Spiel. Unter dem Titel Vota Octávio Pato (Wähle Octávio Pato) ist die Arbeit auch eine Art homage an einen der Anführer de Nelkenrevolution, Octávio Pato, der nachdem er mehrere Male in den Untergrund abtauchen musste, eine entscheidende Rolle in der Befreiung seines Volkes vom Faschistischen Salazar Regime spielte.

Hugo Canoilas begann Propagandamalereien in seine Praxis einzubauen, um seiner persönlichen Sorge für den Realismus in unserer Gesellschaft und den verschiedenen Weisen der Teilnahme an einem politischen System Ausdruck zu verleihen. Er entwickelt dieses Interesse mit einem Denkmal für Octávio Pato weiter, während er gleichzeitig die semiotischen Aspekte seiner Arbeit betont, welche vorherigen monochromatischen Bildern und Installationen entgegenwirken. Vota Octávio Pato ist eine Präsentation, die für sozialen Mut, Vorstellungskraft und gegen die Teilnahmslosigkeit kämpft. Außer seinen historischen Überlegungen, berücksichtigt die Arbeit eine bestimmte Elastizität, die es dem Besucher ermöglichen soll den politischen Inhalt selbst absorbieren zu können.

Canoilas bricht den heutigen Ersatz der überholten Fado, Fátima, Futebol Lethargie, welche sich über Jahrzehnte in Portugal gehalten hatte, auf und ermuntert uns dazu, nicht nur mit dem kulturellen sondern auch mit dem politischen Leben zu beschäftigen. Der Künstler belebt so Erinnerungen an die Aufbruchstimmung in Portugal aus den Monaten nach April 1974.

Der Platz, sich mit den „nicht verhandelbaren Unterschieden“ – ein direktes Zitat von Hannah Arendt’s Bild der politischen Utopie – zu befassen, die sich aus diesem Vorschlag ergeben, ist in der Kunst, weil Kunst ein elastisches Konzept hat, wie ein Rhizom; es wächst mit allem dass versucht, es zu zerstören.

Im Jahr 2006, beendete Hugo Canoilas sein MA am Royal College of Art in London and hatte Einzelausstellungen in der Workplace gallery, Newcastle und dem Palácio da Ajuda in Lissabon.