Great Value (III)

08.11.2005 — 04.12.2005

Die dritte Ausstellung der Reihe „Great Value“ stellte den Künstler Igor Sevcuk vor. Geboren 1972 in Bosnien-Herzegowina, hat er in Rotterdam und Den Haag studiert. Zuletzt war er im Rahmen eines Postgraduateprogramms an der Rijksakademie für Bildende Künste in Amsterdam. Im Jahr 2002 erhielt er den Prix de Rome (Film & Video).Igor Sevcuks Videoinstallationen beschäftigen sich weitestgehend mit der Frage nach der Konstruktion von Identität. Häufig wird dabei Sprache als wesentliches Moment der Identitätsstiftung behandelt. Sevcuk interessiert die bewusste und unbewusste kulturelle Prägung von Persönlichkeitsstrukturen sowie die Spannung zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit physischer und psychischer Einschreibungen wie Geschlecht, Erinnerung, Sprache und Gesellschaftszugehörigkeit. Die „Geschichten“ seiner Videoarbeiten knüpfen in ihrer assoziativen und fragmentarischen Erzählform an Erinnerungsstrukturen an. Sie basieren auf dokumentarischen Bildern, die durch Wiederholung, Pausen und Leerstellen sowie dem malerischen Umgang mit dem Videomaterial und dem bewussten Einsatz von Musik eine eigenständige poetischen Sprache entwickeln. Igor Sevcuk wirft Fragen auf und stellt unterschiedliche Bedeutungsebenen nebeneinander, indem er den privaten Blickpunkt unvermittelt auf weiter gefasste Gesellschaftszusammenhänge wie Politik und Religion fokussiert. Seine Arbeiten basieren meist auf Videos, die er mit Zeichnungen, Texten und Fotografien zu raumgreifenden Installationen zusammenstellt. So z. B. in der Arbeit „Kalle“ (2004). Hier beschäftigt sich Sevcuk mit religiösen und politischen Mythen, für die er in Bildern des täglichen Lebens sinnbildliche Entsprechungen findet. Bachs „Messe in b-Moll“ – gespielt vom Utrecht Orchester während einer Tournee durch die Staaten Ex-Jugoslaviens – wird in Verbindung gebracht mit Kommentaren von Einheimischen und einem notorischen sich selbst in den Schwanz beißenden Hundes, der wiederum auf den schwedischen Namen „Kalle“ hört. Diese Verquickung kultureller Singnets bekommt in der dazugehörigen Installation aus Zeichnungen, Fotografien und Kartographien einen komplexen bildhaften Kontext. In dem Video „Österland“ (2004) unternimmt Sevcuk eine filmische Reise entlang der europäischen Grenzen. Die Arbeit beginnt mit den Bildern eines Freiheitsmonuments an der Grenze zwischen der Ukraine und Polen und bewegt sich anschließend weiter in Richtung Wien und greift metaphorisch dessen imperiale Vergangenheit auf. Diese visuelle Reise wird begleitet von Songtexten der Band „Azra“ und „Laibach“, in deren Bandnamen sich verzweigte Anspielungen auf historisch-territoriale Verbindungen zwischen Bosnien, Slowenien und Österreich finden.

„Great Value“ ist eine Ausstellungsreihe, die im Foyer des Frankfurter Kunstvereins zwischen September und Dezember einzelne Künstlerpositionen vorstellte. Die von der Dresdner Bank geförderte Ausstellungsreihe beschäftigte sich mit unterschiedlichen Aspekten gesellschaftlicher Wertkategorien. Dabei ging es um moralische und soziale Fragestellungen ebenso wie um kulturelle Definitionen von Bedeutung und Wert. Zum Abschluss der Ausstellungsreihe hat am 3. Dezember ein Symposium in der Städelschule stattgefunden.