Speaking of Others: Impossible India, Parallele Ökonomien und Zeitgenössische Kunstproduktion

27.09.2006 — 19.11.2006

Eröffnung: 26. September 2006, 19 Uhr

Impossible India ist ein Ausstellungsprojekt für die Plattform Speaking of Others.

Indien wird in den Medien als die am schnellsten wachsende Marktwirtschaft der Welt dargestellt, die Börse boomt. Die Ausstellung zeigt Positionen indischer und internationaler Künstler und Künstlerkollektive, die sich mit den Veränderungen der wirtschaftlichen Beziehung von Stadt und Land in Indien auseinandersetzen: Welchen Einfluss haben diese Faktoren auf individuelle und kollektive Lebensstile?

Es ist eine alltägliche Erfahrung in Indien, dass das Land den Auswirkungen der Globalisierung ausgesetzt ist. Die Gewinne des IT-Business und der Dienstleistungsbetriebe fließen in die prosperierenden Zonen der Städte, während sich die ökonomische Situation der Landbevölkerung ständig verschlechtert. Der wirtschaftliche Aufschwung Indiens begann erst vor anderthalb Dekaden. Das selbst auferlegte Handelsembargo, welches Eigenständigkeit durch den Nutzen inländischer Ressourcen sichern sollte, wurde aufgehoben, als Indien 1991 die Türen für Importe und internationale Investoren öffnete. Damit änderte sich das Land und seine Ökonomie rapide. Indien hat sich seitdem zu einem aktiven und erfolgreichen Teilnehmer an der globalen Ökonomie entwickelt, die neben den Gewinnern aber auch eine Vielzahl von Verlieren hervorbringt.

Die Ausstellung schafft eine offene Struktur verschiedener Kooperationen, Veranstaltungen und Medien wie Doku-Fiktion, Foto(-journalismus), Interviews, Zeichnungen, Film und Performance. Damit dokumentiert sie auch, wie Künstler zurzeit mit den Bedingungen der Kunstproduktion in Indien umgehen. Aufgrund der relativ kleinen Zahl zeitgenössischer Kunstinstitutionen und des Mangels an privaten und öffentlichen Mitteln haben die Künstler im diesem Land nur begrenzte Möglichkeiten, ihre Arbeit einem größeren Publikum zu präsentieren und damit an einer breiteren Diskussion teilzunehmen. Vor diesem Hintergrund initiieren Künstler in Delhi, Mumbai, Bangalore, Chennai, Kalkutta und anderen Städten vielfach gemeinsam mit Kuratoren und Theoretikern kooperative Strukturen und schaffen neue und lebendige Plattformen für ihre Arbeit. Die Ausstellung zeigt Arbeiten indischer sowie internationaler Künstler, die sich intensiv mit der aktuellen Situation, den veränderten Gewohnheiten und neuen Bedingungen des Lebens in den „Mega-cities“ und in den ländlichen Gebieten Indiens auseinandersetzen.

Der Titel Impossible India bezieht sich auf das einflussreiche Buch A Possible India (1997) des Politikwissenschaftlers Partha Chatterjee. Chatterjee analysiert die Perspektiven der Demokratie Indiens als eine Politik der Regierten, bezieht sich dabei aber immer auf die Festschreibung einer Nation, einen “antikolonialen Nationalismus”. Der Ausstellungstitel fordert Chatterjees Ideal heraus und stellt gleichzeitig jede Definitionsmacht infrage, die auf einer nationalistischen Idee beruht. Doe Arbeeiten in der Ausstellung stellen diverse Aspekte des zeitgenössischen Indien vor, die eigentlich unmöglich nebeneinander existieren können, sich in Wirklichkeit aber gegenseitig bedingen – auch das ist “Impossible India”.

Beteiligte Künstler: Shaina Anand, Open Circle, Gigi Scaria, Christoph Schäfer, Åsa Sonjasdotter, Shilpa Phadke and Bishakha Datta in collaboration with Abhinandita Mathur, Roshani Jhadav, Neelam Ayare, Karan Arora
Kuratorin: Nina Möntmann

Filmprogramm
Samstag, 23. September, 19 Uhr: Präsentiert von Sharmila Samant (mit Filmen von u. a. Mriganka Madhukaillya, Raman Mann, Surekha und Anand Patwardhan)
Mittwoch, 4. Oktober, 19 Uhr: Präsentiert von Nina Möntmann (mit Filmen von Amar Kanwar, Oliver Husain und Nilanjan Battacharya)