Iris Fegerl – Die Anatomin (Dokumentarfilm)

Die Anatomin, 2018
Dokumentarfilm
55 Min
Gefördert durch die Frankfurter Stiftung maecenia für Frauen in Wissenschaft und Kunst

Courtesy Iris Fegerl

Iris Fegerls Film erzählt auf eindrucksvolle Art die Geschichte von Anna Morandi Manzolini, der ersten Frau, die im 18. Jahrhundert in die rein männlichen Domäne der Universität Einlass fand. Sie war die erste Frau, die als Präparatorin angestellt wurde und männliche Studierenden Anatomie lehrte, in einer Zeit, als dies eigentlich gänzlich undenkbar war. Fegerls Film vermittelt Einblicke in die Gesellschaft und die Geschichte der Aufklärung sowie ins akademische Umfeld der Universität Bologna.

In Europa war Bologna das Zentrum für anatomische Wissenschaften. Im Anatomischen Theater lehrten und studierten ausschließlich Männer – Frauen waren dort nur als Kadaver auf dem Seziertisch vorgesehen. Ihre entkleideten Körper wurden als Objekte vom leitenden Anatom aufgeschnitten und in Einzelteile zerlegt.

Anna Morandi Manzolini wurde die erste Frau, die diese gesetzte Rollenverteilung umdrehte. Sie sezierte Hunderte Körper und übertrug das gewonnene Wissen in handgefertigte, akkurate wissenschaftliche Modelle. Diese präsentierten den Körper in einer neuartigen Art und Weise, die sich von den traditionellen, pathosbeladenen Darstellungen unterschied.

Dennoch geriet Morandi Manzolini über die Jahrhunderte in Vergessenheit, nicht zuletzt, weil ihre Arbeiten anderen Urhebern zugeordnet wurden und sie als Analphabetin abgestempelt wurde. Sie war die erste Wissenschaftlerin, die sich mit ihren plastischen Darstellungen auf den Zusammenhang von körperlicher Beschaffenheit und Sinneswahrnehmung fokussierte – und damit letztlich den Grundstein für die späteren Neurowissenschaften legte.