Politische Gefühle: Harald Welzer und Ines Geipel

13.11.2025, 19:30 Uhr

Im Rahmen der Ausstellung Anatomie der Fragilität – Körperbilder in Kunst und Wissenschaft lädt der Frankfurter Kunstverein in Zusammenarbeit mit dem S. Fischer Verlag zur Veranstaltungsreihe von Harald Welzer ein: Das Haus der Gefühle. Eine Gesprächsreihe zur Innenpolitik unserer Emotionen. Die vierteilige Reihe findet in Medienpartnerschaft mit hr2-Kultur statt.

Vieles von dem, was heute in Deutschland an politischer Verdrossenheit, alltäglicher Irritation, Gereiztheit und diffusem Unbehagen zu Tage tritt, hat damit zu tun, dass die Selbstverständlichkeiten abhanden gekommen sind, die lange Zeit den Hintergrund der eigenen Orientierungen und des Lebensgefühls bildeten. Das erreicht nicht die Gestalt der bewussten Reflexion, es bildet eine politische Gefühlsstruktur– etwas stimmt nicht mehr, fühlt sich nicht richtig an.

Wenn eingelebte, als selbstverständlich empfundene Üblichkeiten, eine als gegeben vorausgesetzte Welt verschwindet, verunsichert das die Menschen zutiefst, ohne dass sie recht wissen, warum. Dieses Hintergrundgefühl tönt die wahrgenommene Wirklichkeit, ohne dass man konkret Ursachen und Wirkungen benennen oder miteinander in Verbindung bringen könnte. Wenn Komplexität und Geschwindigkeit der Veränderungen zugleich steigen, nimmt das peu a peu die sichere Grundierung des Alltags weg.

Was so entsteht, ist ein politisches Gefühl, das Anschluss sucht, ohne selbst zu wissen, warum. Aber gerade diese Grundlosigkeit macht es perfekt anschlussfähig an Angebote, die es auszubeuten trachten.

Die vierteilige Gesprächsreihe beleuchtet die Innenpolitik der Gefühle aus psychologischer, soziologischer, politischer und ästhetischer Perspektive.

Körper und Emotionen sind ohne einander nicht zu denken. Im öffentlichen Raum sind Körper politische Akteur:innen. Der Frankfurter Kunstverein hat Harald Welzer eingeladen, seine vierteilige Gesprächsreihe Innenpolitik unserer Emotionen im Rahmen der Ausstellung Anatomie der Fragilität – Körperbilder in Kunst und Wissenschaft stattfinden zu lassen.

Die Tickets können im Vorverkauf über Eventbrite erworben werden. Der Preis beträgt 13 € (zzgl. Vorverkaufsgebühr). Für Mitglieder des Frankfurter Kunstvereins gelten Sonderkonditionen: 5 € (zzgl. Vorverkaufsgebühr). Tickets für Mitglieder können ebenfalls auf Eventbrite erworben werden. Bitte führen Sie am Abend der Veranstaltung Ihren Mitgliedsausweis mit.

Im Ticketpreis ist der Besuch der Ausstellung Anatomie der Fragilität enthalten. Der Einlass zur Veranstaltung erfolgt zwischen 17:00 und 19:10 Uhr. Bitte beachten Sie, dass ab 19:10 Uhr ein Einlassstopp gilt. Sollten Sie danach eintreffen, wird Ihr Platz unter Umständen für die Abendkasse freigegeben. Zusätzlich wird es – abhängig von der Auslastung – eine Abendkasse geben. Da die Plätze begrenzt sind, empfehlen wir, rechtzeitig zu erscheinen.

 

 

Harald Welzer, geboren 1958, ist Sozialpsychologe. Er ist Direktor von FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit und des Norbert-Elias-Centers für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg. In den Fischer Verlagen sind von ihm u. a. erschienen: Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden, Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird, Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen, Nachruf auf mich selbst. Die Kultur des Aufhörens und – gemeinsam mit Richard David Precht – Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist. Seine Bücher sind in 21 Ländern erschienen.

Ines Geipel, geboren 1960, ist Schriftstellerin und Professorin für Verskunst an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. 1989 floh sie nach ihrem Germanistik-Studium von Jena aus nach Darmstadt und studierte dort Philosophie und Soziologie. Das zentrale Thema ihrer Arbeit als Autorin und Herausgeberin ist die deutsche Gewaltgeschichte sowohl des Nationalsozialismus als auch der DDR-Diktatur. 2011 erhielt Ines Geipel das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2020 den Lessingpreis für Kritik, 2021 den Marieluise-Fleißer-Preis und 2023 den Erich-Loest-Preis. Bei S. FISCHER erschien zuletzt ihr Buch »Fabelland«, das für den Deutschen Sachbuchpreis 2025 nominiert war.