Nazanin Hafez

The Mountains Witness, the Stones Remember, 2024
Drei Digitalfotografien auf Vlies
200 x 133 cm

Captured by a Green Light, 2025
26 x 60,5 cm

Before the Sunrise, at the Station, 2025
28 x 33,5 cm

After the Picnic Lunch, 2025
50 x 48 cm

The Scaffold Touched the Sky, 2025
45 x 35 cm

Praying mantis, 2025
32 x 50 cm

The Unusual is happening, 2025
33,5 x 41 cm

Behind the Wall, They Witness the rise, 2024
60 x 48 cm

C-Print auf 120g Papier, montiert auf Hahnemühle Papier 300g

Mourning Women, 2024
46 x 41 cm
C-Print auf 120g Papier, montiert auf 1,4 mm Karton

Acht analoge Fotocollagen aus der Serie Spectators

Courtesy die Künstlerin Courtesy the artist

Nazanin Hafez (*1991, Shiraz, IR) setzt sich in ihrer Arbeit mit der persönlichen Erfahrung politischer Unterdrückung seitens des Iranischen Regimes auseinander. Sie untersucht das Verhältnis von Bild und Repression, Darstellung und Zensur, Sichtbarkeit und Verborgenem. Mit digitaler sowie analoger Fotografie, Film und Collage entwirft sie widerständige Gegenbilder.

Für ihre Collagenserie Spectators durchsucht Hafez Webseiten iranischer und internationaler Presseagenturen. Sie sammelt Motive öffentlicher Hinrichtungen und reagiert darauf mit ihren Arbeiten. Die städtischen Architekturen, die zum Schauplatz täglicher staatlicher Gewalt geworden sind, verfremdet sie mit der Technik der Papiercollage. Sie bedient sich der gefundenen Vorlagen, löst aber Fragmente aus ihnen heraus, formt sie um und das, was bleibt, gestaltet sie zu neuen, dystopischen Ansichten urbaner Anhäufungen, aus denen die Anwesenheit der Menschen herausgeschnitten wurde.

Für die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein hat die Künstlerin eine zweite Serie mit dem Titel The Mountains Witness, the Stones Remember geschaffen. Diese fotografierte Hafez während ihres jüngsten Iranaufenthalts. Die Serie entstand fernab der Stadt, die im Hintergrund erkennbar ist. Hierhin fahren junge Menschen und besonders junge Frauen, um kurze Momente der Freiheit zu erleben. Inmitten von atemberaubenden Berglandschaften stehen Frauen mit unbedeckten Haaren in mythisch anmutenden Posen. Die Berge waren immer schon Orte der Zuflucht und des Widerstandes, wo Flucht und Schutz gleichzeitig von der Landschaft geboten wurden.

Nazanin Hafez hat diese beiden kontrastierenden Wirklichkeiten des heutigen Irans zu einer Rauminstallation verschränkt. Die Collagen – aus Bildfetzen staatlicher, öffentlicher Propaganda entstanden – erfordern, dass man nah an sie herantritt. Hinter Wänden, in einem gesonderten Raum, zeigt sie ihre großformatigen Portraits der unverhüllten Frauen. Das Eintreten erfordert eine körperliche Unterwerfung und kennzeichnet zugleich den Eintritt in eine andere, freie und nahezu epische Sphäre.

Dieser Eingang hat die Form eines in Iran politisch lesbaren urbanen Elements. Seit den Straßenprotesten von 2017 sind Stromkästen das Symbol des Widerstands junger Frauen. Auf ihnen standen sie wie auf Sockeln, ihre Hijabs als Fahnen wehend in der Hand, und brachten ihre Wut zum Ausdruck. Das Regime reagierte sofort mit der Umarbeitung der Stromkästen mit schrägen Metallspitzen. Diese Form wurde zum Symbol.

Hafez hat sich für eine mutige Haltung entschlossen. Die für die Ausstellung entstandenen Collagen testen die Grenzen der Darstellbarkeit von staatlicher Gewalt und die Bedrohung öffentlicher Meinungsäußerung durch Kunst aus. Die Portraits der Frauen verleihen ihnen Würde und Stärke und verweigern sich jeder Geste der Unterwerfung und Opferrolle.

 

Nazanin Hafez (*1991, Shiraz, IR) ist eine im Iran und in Deutschland lebende bildende Künstlerin. 2024 schloss sie ihr Diplom in Bildender Kunst an der Kunsthochschule Mainz (DE) ab, wo sie derzeit ihr Meisterstudium bei Prof. Judith Samen absolviert. Zuvor erwarb sie ihren Bachelor in Medienkunst und Design 2022 an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken (DE). In ihrer künstlerischen Arbeit setzt sich Hafez kritisch mit sozialen und politischen Ungerechtigkeiten auseinander, insbesondere mit den Auswirkungen des repressiven Regimes im Iran. Dabei bedient sie sich verschiedener Medien, von Fotografie und Collage bis hin zu Video und Installation.

Hafez hat ihre Werke in mehreren renommierten Institutionen ausgestellt, darunter HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Dresden (DE), das Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main (DE), Montée du Château Clervaux, Luxemburg (LU), die Moderne Galerie des Saarlandmuseums, Saarbrücken (DE) und das Museumsquartier Osnabrück (DE). Sie erhielt mehrere internationale Stipendien und Preise, darunter das Stipendium der Wüstenrot Stiftung für Dokumentarfotografie, den Residenzpreis der Hellerau Dresden, das Stipendium der Stadt Saarbrücken für Nachwuchskünstler:innen und den Prix de la Photographie Clervaux Luxembourg.