Adam Fearon
Paravents, 2017
Installation mit den Arbeiten Prompt (2016) und Gyricon (2015)
Flachbildschirme, Aluminium, Papier
Prompt, 2016,
Video, 12:56 min
Gyricon, 2015
E-Book (Künstlerpublikation), Kindle E-Reader und Video
10 min
Courtesy der Künstler
Adam Fearon erarbeitete eine ortsspezifische Rauminstallation, welche die filmischen Arbeiten Prompt (2015) und Gyricon (2016) mit skulpturalen Strukturen verschränkte. Fearon nutzte Fotografien aus seinem privaten Bildarchiv, Motive wie Körper und Räume, die jedoch ohne Kontext und erzählerische Qualität auskamen. Er ging der Frage nach der Entmaterialisierung und Lesbarkeit des Bildes bei dessen Widergabe auf technologischen Trägern nach.
In der Videoarbeit Prompt beobachten wir den Künstler bei der Anordnung von Bildern auf einer Glasplatte. Wir sehen seine Hand, die durchnässte Fotografien auf die transparente Oberfläche aufbringt, sie arrangiert und wieder wegschiebt. Der Bildträger ist durch das Wasser brüchig geworden, sodass die Fotografien bei deren Manipulation zerreißen. Es ist die Wiederholung der immer gleichen, wischenden Geste, die an die Bedienung von elektronischen Geräten erinnert. Trotz der extremen Nahaufnahme erkennen die BetrachterInnen nur schemenhaft Motive, Ansichten von Körpern, Mündern, Gliedmaßen im Sand. Der Blickwinkel der Kamera ist unterhalb des Glases positioniert, sodass die BetrachterInnen die Bildmotive im Prozess der Bewegung und Zerstörung kaum erkennen. Der Künstler schöpfte aus einem privaten Bildarchiv, doch in der Behandlung verloren die Bilder jeglichen narrativen Inhalt, sie wurden zu reinem Material, das sich in seiner Dinglichkeit auf der Fläche bewegte, kurz sichtbar wurde und wieder verschwand.
Bei Gyricon handelte es sich um eine Mehr-Kanal Videoarbeit. Auch hier war die agierende Hand des Künstlers Teil des Werkes und die Aktion wesentlicher Bestandteil eines ständigen Prozesses. Zur Wiedergabe nutzte Fearon das digitale Lesegerät Kindle und widmete den Textträger zu einem Bildträger um. Auch hier speiste er Bilder seines privaten Archivs ein. Mit einer Videokamera filmte er in Nahaufnahme das manuelle Bedienen des Kindles. Seine Hand blätterte die elektronischen Seiten weiter, immer neue Bilder erschienen, aber das einzelne Motiv verlor an Bedeutung. Die Fotografien entmaterialisierten sich auf dem elektronischen Papier, dieser Technologie aus den 1970er Jahren, die der Arbeit ihren Titel gibt. Das E-Papier entstand für Displays früher Mobiltelefone und elektronischer Geräte zur Darstellung von Zeichen, die über die elektronische Anordnung von Tonerkügelchen unter der Bildschirmoberfläche stattfindet.
Fearons Arbeit untersucht konzeptuell wie formal, wie sich der reale Körper, dessen Abbild und der technische Bildträger zueinander verhalten. Wie bedingen sich die Repräsentation des Realen und dessen technische Darstellung? An welchem Punkt erreicht die Entkoppelung von Bild und Material die Grenze, an der das Motiv gänzlich unlesbar wird? Fearon nutzt bewusst Bilder mit starker individueller und intimer Bedeutung, welche den BetrachterInnen jedoch verborgen bleiben und von ihnen nicht entziffert werden können. Es findet eine Transformation statt, die bis zum Verlust der Lesbarkeit führt. Das Filmen der Bild-Anordnungen auf verschiedenen Oberflächen verursacht eine mehrfache Brechung der Sehkonventionen. Die BetrachterInnen sehen sich einer vielschichtigen Bilderflut ausgesetzt.
Adam Fearon (*1984, Dublin, IE) lebt und arbeitet in Berlin (DE). Von 2011 bis 2014 besuchte er die Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt am Main (DE), wo er bei Prof. Peter Fischli und Prof. Simon Starling studierte.
2007 graduierte er mit einem Bachelor in Fine Art Media am National College of Art and Design in Dublin (IE). Seit 2011 nahm er an verschiedenen Artist-in-Residence-Programmen teil, darunter die Live Collision Residency in Beaulieu-sur-Sonnette (FR) sowie die FAAP Residency in Sao Paulo (BR). Im Jahr 2014 war er Preisträger des Reisestipendiums der Hans und Stefan Bernbeck-Stiftung.
Unter anderem hat Adam Fearon in den folgenden Institutionen ausgestellt:
Butler Gallery, Kilkenny (IE), Harbinger, Reykjavik (IS), L’Atelier KSR, Berlin (DE), Büro BDP, Berlin (DE), Room E10-27, Paris (FR), Berlin Art Prize, District, Berlin (DE), NR Projects, Berlin (DE), Temple Bar Gallery, Dublin (IE)