Bayerisches Landeskriminalamt

Abteilung Zentrale Fototechnik und 3D-Tatortvermessung

MÄNNLICHER KOPF, 2014
3D-Druck, Gipsgemisch
24 x 25 x 15 cm

BRUSTKORB, 2014
3D-Druck, Gipsgemisch
36 x 46 x 40 cm

SCHÄDEL, 2013
3D-Druck, Gipsgemisch
16 x 22 x 16 cm

HAUTSTÜCK MIT WUNDE, 2012
3D-Druck, Gipsgemisch
16 x 12 x 6 cm

OBDUKTIONSRAUM
TATORT WOHNZIMMER
TATORT KÜCHE
SÄGEWERK
VR-Anwendungen

Aus dem krimimaltechnischen Institut, Sachgebiet „Zentrale Fototechnik und 3D-Tatortvermessung“ des Bayerischen Landeskriminalamt München, wurden erstmalig für die Öffentlichkeit digitale Visualisierungen und Darstellungen realer Tatorte in VR zugänglich gemacht. Die entwickelten Applikationen ermöglichten es, digital erfasste Tatorte zu begehen, um sie orts- und zeitunabhängig zu untersuchen und dabei jede erdenkliche Position – von Nahansichten zu Panoramaeinstellungen – einzunehmen. Die Bilder entstanden, indem bildgebende Techniken und Methoden kombiniert wurden. Sie dienten dem Zweck einer genauen Mess- und Nachvollziehbarkeit.

Eine weitere Applikation stammte aus dem Kontext forensischer Medizin. 3D-Rekonstruktionen der Körper von Opfern konnten aus einer virtuellen Innenansicht erforscht werden, um aus der Struktur von Gewebe und Organen Rückschlüsse über externe Gewalteinwirkungen zu ziehen. So wie in der Renaissance neue Vermessungstechniken und mathematische Methoden eine neue bildliche Darstellung von Raum, Landschaft und dem Inneren des menschlichen Körpers ermöglichten, so hat heute die Vermessung durch Laserscanner, photogrammetrische Technologien, Methoden der digitalen Kartierung und Bildbearbeitung eine neue dreidimensionale Darstellung ermöglicht. Es entsteht eine Kombination von Perspektiven, eine Synthese von Kartografie, mathematischem und geodätischem Wissen, die der Betrachter dank Datenbrille sichten konnte. In präzisen Rekonstruktionen konnte insbesondere das lineare Verhältnis von Objekten im Raum bestimmt und abgebildet und die Relation zur jeweiligen Position des Betrachters verändert werden.

Diese neuen Methoden einer genauen Vermessung entstehen nach Kriterien der Plausibilität. Die Bilder visualisieren Daten und Informationen, müssen nachvollziehbar sein und dem Stand neuester wissenschaftlicher Kategorien entsprechen. Die Bildwelten des BLKA lösen die Zentralperspektive der Renaissance auf und erweitern sie in eine immer neu bestimmbare Position. Die technische Forensik fasst zeitlich unterschiedliche Momente zusammen, vereint sie in einem Bildraum, der als fotografische Dokumentation des Kriminalortes und gerichtsmedizinische Beweisaufnahme dient. Noch sind die technologischen Applikationen Experten vorbehalten, Forensikern, Kriminalexperten, Richtern und Anwälten. Im Laufe der nächsten Jahre wird sich diese Visualisierung von Daten und Informationen allerdings durchsetzen und eine schriftliche Aktenführung ersetzen. Virtuelle Bildwelten werden so für die Überprüfung von Zeugenaussagen und zur Zusammenführung von Beweismittel rekonstruiert und dauerhaft zugänglich sein. Diese immersiven Umgebungen werden Raum für Experten bieten, um sich virtuell zu treffen und Beweise zu überprüfen. Dies ist sowohl für aktuelle als auch historische Kriminalschauplätze der Fall, die anhand von vorliegenden Dokumenten, Plänen, Fotos und Grundrissen rekonstruiert werden.