Catharina Szonn

Überdehnungsmobilität, 2019
Heugebläse, Aluminium, Kunststoff, LED, Metall, Papier
Größe variabel
Courtesy the artist

Catharina Szonns Skulpturen und Konstruktionen sind in sich geschlossene Systeme, die als obsolete Maschinen von ihrer ursprünglichen Bestimmung befreit, zu Sinnbildern eines Abgesangs auf Effizienz und Leistung unserer Wachstumsutopie werden. Im Zentrum ihrer Arbeit für den Frankfurter Kunstverein stand Szonns Auseinandersetzung mit einem Heugebläse. Die Maschine stammte ursprünglich aus landwirtschaftlicher Nutzung, wo sie in der Vergangenheit verwendet wurden, um Heu automatisch weiter zu befördern. Inzwischen, als zu monofunktional und behäbig erachtet, hat diese Technik ausgedient. Szonn schaffte aus diesem gefundenen Objekt eine kinetische Maschinen-Plastik. Sie zerlegte das Rohrsystem und ergänzte es mit neuen Versatzstücken ganz unterschiedlicher Materialbeschaffenheit. Der Mechanismus addierte sich zu einer komponierten Überlänge, wuchs zurück auf seinen Rumpf und wurde zum Kreislauf.

In regelmäßigen Abständen sprang die motorangetriebene Maschine mit dissonantem Lärm an. Nicht Heu sondern Papier befand sich im Inneren des Systems. Die Textfragmente auf den einzelnen Blättern verwiesen auf die Thematik der Warenzirkulation. Das Papier befand sich als Teil des geschlossenen Systems in dessen Inneren. Es wurde nicht wegbefördert sondern immerfort durch den geschlossenen Kreislauf geblasen und im Häckslersystem verdaut. Aus zersetztem Papier waren auch die weißen Blöcke, die gestapelt das prekäre Rohrgebilde stützten. Auch Abfallprodukte unserer Konsum-und Warengesellschaft, ausgediente Einwegverpackungen, Transportkisten und Kartons fungierten als Pfeiler des sich selbst nicht tragenden Systems. Die Maschine widersprach den uns inzwischen geläufigen zeitgenössischen Ästhetiken von Fortschritt und Effizienz. Catharina Szonns Konstruktion stellte einen ironischen Angriff auf den Sinn des konsumgetriebenen Zeitalters unaufhaltsamer technischer Erneuerungen dar.