David Schiesser

Icon Flex: Non-Permanent Templates, 2017
Digitaldruck auf Forex, Klebefolie und Wandtapete, Acrylfarbe
Größe variabel
Courtesy der Künstler

David Schiesser bespielte die Fassade des Frankfurter Kunstvereins mit einer ortsspezifischen Wandinstallation, die er aus reduzierten grafischen Zeichnungen aus der Tätowierkunst und Fotografien tätowierter Körper collagierte. Vom Außenraum erstreckte sich die Arbeit in den Eingangsbereich des Frankfurter Kunstvereins und leitete die Ausstellung visuell ein.

David Schiesser lehnt sich bei seinen großformatigen Raumbildern und Wandinterventionen, seinen Zeichnungen auf Leinwand und Holz sowie seinen Tattoo-Entwürfen an die Bildsprache und Motivwelt der Antike und des Mittelalters an. Für die neue Arbeit im Frankfurter Kunstverein erweiterte Schiesser seine Praxis von der Zeichnung in die Collage und verband sein profundes Wissen über die Kunstgeschichte und ihre Referenzen mit dem Repertoire und dem Bildercodex der Tattoo-Kultur.

Er kombinierte Fotografien von Körpern, in deren Haut er seine Figuren tätowiert hatte, mit Zeichnungen, die er aus dem fotografischen Bildraum in den architektonischen Raum weiterführte. Die Linien vom Körperabbild griffen auf die Fassade und die Wände des Kunstvereins über und wurden dort zu autonomen Wandmalereien. Schiessers figurative Darstellungen schöpfen aus Science-Fiction und Mythologie und zitieren gleichzeitig Meister der Avantgarde wie Picasso, Miró oder Matisse, welche die Kraft des Zeichens in der extremen Reduktion auf Linie und Form auf seine essentielle Gültigkeit hin überprüft haben.

Schiesser schöpft aus der Kunstgeschichte genauso wie aus der Fülle der Online-Datenbanken, nutzt dieses Bildrepertoire als Referenzmaterial, verändert und überträgt es in einen neuen Kontext. Er sucht die Schnittstelle zwischen Kunst und den ästhetischen Codes der Tattoo-Kultur. Bildträger wird die menschliche Haut, auf die er im schwarz-weißen One-Line-Stil seine Motive sticht. Er findet Analogien zu aktuellen Phänomenen und untersucht, wie sie sich in eine allgemein verständliche visuelle Sprache übertragen lassen. Seine Zeichnungen, die Menschen auf ihren Körpern tragen, werden für diese zu dauerhaften Bedeutungsträgern. Bei ihrer Gestaltung arbeitet sich Schiesser an dem Anspruch ab, ein endgültiges Bild zu schaffen mit dem jemand leben wird. Doch Perfektionismus ist nicht das Ziel. Seine Suche strebt nicht nach einer trendhaften Verschönerung und oberflächlichen Gestaltung des Körpers, sondern geht von der Linie aus, die eine ästhetische Gültigkeit behauptet. Sie erhebt den Anspruch auf Authentizität und Erkennbarkeit und verlangt einen individuellen Duktus. Haut ist für Schiesser die Erweiterung des Spielfelds, weil sie in Bewegung ist, sich wandelt und so die Art der Gestaltung verändert.

 

David Schiesser (*1989, Offenbach, DE) hat bei Prof. Manfred Stumpf und Prof. Eike König an der Hochschule für Gestaltung Offenbach (DE) studiert. 2014 eröffnete Schiesser ein privates Tattoo-Studio in Offenbach (DE). Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin (DE).

Unter anderem hatte David Schiesser in den folgenden Institutionen Gruppenausstellungen:
Galerie Kleindienst, Leipzig (DE), Galerie Kenilworth, Milwaukee (US), Kressmann Halle, Offenbach (DE), 68, Köln (DE), Isenburger Schloss, Offenbach (DE)