Der Tod ist Dein Körper

01.05.2014 — 06.07.2014

Eröffnung: 30. April 2014, 19 Uhr

Tod und Sterben sind im gesellschaftlichen Diskurs mittlerweile präsent. Das sichtbarste Zeichen des Todes aber scheint weiterhin ein Tabu zu sein: die Leiche. Aktuelle Entwicklungen im Umgang mit dem Leichnam lassen nun grundlegende Umwälzungen erahnen: Zunehmend halten Untote oder sezierte, tote Körper in Filmen, Fernsehkrimis, Romanen, Comics, Zeitungsberichten und Anatomieausstellungen Einzug in unsere Medienwelten. Gleichzeitig ist der tote Körper auf vielfältige Weise in der Sphäre der Lebenden vorhanden – zum Beispiel als Lebensmittel (tote Tierkörper) oder als Ressource (Organspenden nach dem Hirntod). Sein wirkliches Ende wird offenbar zunehmend in Frage gestellt: Zellen können mittlerweile biotechnologisch erneuert und DNA künstlich hergestellt werden. Dadurch scheint sich der Körper, wie wir ihn bisher kennen, perspektivisch in eine unsterbliche Mensch-Maschine zu verändern. Geht aber mit der medialen Sichtbarmachung der Leiche und mit den neuen biotechnologischen Errungenschaften auch ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel im Verhältnis zum toten Körper einher? Ändern sich unsere Vorstellungen vom und Einstellungen zum toten Körper und der menschlichen Existenz? Fällt gar in absehbarer Zeit ein Tabu?

Die Ausstellung „Der Tod ist Dein Körper“ setzt hier an. Sie präsentiert Skulpturen, Installationen, Zeichnungen, Collagen, Fotografien und Videos von 14 internationalen Künstler/innen, bei denen ein imaginierter oder realer toter Körper als Material verwendet wird. In der Ausstellung werden Leichname über Methapern und Sinnbilder sichtbar gemacht, die zur Auseinandersetzung mit dem Körper, seiner Behandlung und seiner Verwendung führen. Der leblose menschliche oder tierische Körper ist für die beteiligten Künstler/innen nicht etwas Fremdes oder Abstoßendes, vielmehr lassen sich gerade durch ihn eine Reihe von virulenten Fragen aufwerfen: Warum löst der tote Körper eine Entfremdung vom eigenen Körper aus? Welche Wertvorstellungen existieren über den toten und lebenden Körper? Warum teilt der Mensch tote Körper in gute und böse Körper ein?

Gezeigt wurden Arbeiten von bekannten Künstler/innen u.a. aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Kenia, Norwegen, Mexiko, der Schweiz und den USA. Ein atmosphärischer und visuell dichter Ausstellungsparcours sollte die Besucher ansprechen und zur Reflexion von Körper, Leiblichkeit und Tod führen. Ein umfangreiches Begleitprogramm versammelte Experten aus den Feldern Medizin, Politik, Anthropologie und Theologie, um die Bedeutung des Themas zu kontextualisieren.

Beteiligte Künstler: AUJIK (SE/JP), Berlinde De Bruyckere (BE) , Tudi Deligne (FR) , Omer Fast (IL), Gosbert Gottmann (DE), Kaia Hugin (NO), Hannah Hurtzig (DE), Teresa Margolles (MX), Alexandra Meyer (CH), Jana Müller (DE), Wangechi Mutu (US/KE), Thomas Rentmeister (DE), Taryn Simon (US), Raman Zaya (IR/DE)

Kuratorin: Lilian Engelmann

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