Hannah Levy

Untitled, 2015
Gegossene Venus Embrace Rasiererhalterungen (Kunststoff), Silikon
Größe variabel (75 m Silikonkette)

Untitled, 2016
Stahl, Thermoplast, Silikon, Plastikwanne
63,5 x 111,8 x 91,4 cm

Untitled, 2016
Stahl, Epoxidspachtel, Acrylfarbe, Silikon, Plastikwanne
63,5 x 111,8 x 91,44 cm

Untitled, 2016
Vernickelter Stahl, Silikon, handgeschnitzter Alabaster
182,9 x 63,5 x 81,3 cm

Courtesy die Künstlerin und Galerie Parisa Kind

Die Skulpturen von Hannah Levy kombinieren festes und synthetisches Material mit organischen Formen, die Körperlichkeit und Erotik evozieren. Levy schafft Skulpturen mit einer inhärenten Gegensätzlichkeit. Objekte aus hautfarbenem Silikon, die sie mit hochpolierten Metallstrukturen verbindet und somit einen starken Kontrast zwischen industriell anmutenden Strukturen und nicht konnotierten, anatomischen Fragmenten erzeugt.

Levys Objekte beeindruckten durch ihre perfekte Ausführung, die jegliche handwerkliche Geste neutralisiert. Metallstrukturen mit glatter, polierter Oberfläche sind Träger biomorph scheinender Objekte aus Gummi, Latex, Vinyl und Polyethylen. Konsistenz, Farbe und Proportion evozieren organisches Material, Fragmente, die einem lebendigen Körper entstammen könnten. Die fetischhaft anmutenden Gebilde ließen aber bewusst offen, wo ihr Ursprung liegt und verweigern sich einer konkreten Zuordnung. Die weichen und elastischen Formen fügten sich in das Metallgestell ein und umschlangen es, gleichzeitig wirkten sie wie zufällig abgelegt. Sie erinnerten an stoffliche Relikte, an Präparate, die aus der Abstraktion der Laborwelt und des Tissue Engeneering stammen könnten: lebende Zellen oder Gewebeproben, die einem Körper entnommen oder in einem Kulturmedium herangezüchtet und in ein strukturelles Gefüge implantiert wurden. Künstlich erzeugtes biologisches Gewebe, das hergestellt wird, um Haut oder ganze Organe zu produzieren, die in Körpern defekte Teile ersetzen.

Levy arbeitete dazu mit Zitaten aus der Warenwelt. Sie replizierte Objekte aus der Kosmetikindustrie und kombinierte diese mit fleischlich anmutenden Elementen. So bestand Untitled (2015) aus einer 75 Meter langen Silikon-Kette, die an eine Nabelschnur erinnerte. Levy übersteigerte die ursprüngliche Form, die zu einem unendlichen Strang wurde. Körperreste, die den Ausstellungsraum umspannen. Getragen wurden diese von in Kunststoff gegossenen Wandbefestigung, die die Formen der Venus Embrace Rasierer Halterungen replizierten.

Trotz vielerlei Bezüge ist der Körper bei Levy nie als Ganzes präsent. Er ist der Referent auf den sich die fleischlichen Reste, die Utensilien und die synthetisch hergestellten Fragmente beziehen und zu dessen Optimierung sie dienen. Levy ist an Formen interessiert, die, einmal aus ihrem eigentlichen Kontext herausgelöst, eine Funktion verneinen. Diese erfahren durch Levy eine gestalterische Umwidmung und werden zu autonomen Arrangements. Die Skulpturen stehen zierlich und fragil im Raum. Neu kontextualisiert verschiebt Levy den ursprünglichen Gegenstand aus der unmittelbaren Erkenntnis, doch bleibt die Essenz des Gegenstandes in den kühl und elegant designten neuen Körpern als Irritation bestehen.

 

Hannah Levy (*1991, New York City, US) lebt und arbeitet in New York City (US). Bis 2015 studierte Levy an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt (DE), die sie als Meisterschülerin bei Prof. Peter Fischli abschloss. Zuvor studierte sie an der Cornell Universität, Ithaca (US), wo sie 2013 den Bachelor of Fine Arts erhielt. Zu ihren Stipendien gehören das DAAD Study Scholarship for Fine Arts und das Stipendium des Cornell Council for the Arts. 2012 wurde sie mit dem Distinguished Achievement Award der Cornell Universität, Ithaca ausgezeichnet.

Die Künstlerin nahm an internationalen Gruppenausstellungen in Institutionen wie der Fondazione Coppola, Vicenza (IT), der G2 Kunsthalle, Leipzig (NL), dem Yuz Museum, Shanghai (CN), dem Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk (DK) und dem Palais de Tokyo, Paris (FR) teil.

Die Künstlerin stellte in den folgenden Institutionen Werke in Einzelausstellungen aus:
Casey Kaplan, New York City (US), Jeffrey Stark, New York City (US), Mother’s Tankstation, Dublin (IE), CLEARING, Brooklyn (US), Galerie Parisa Kind, Frankfurt am Main (DE), White Flag Projects Library, St. Louis (US)