Körper-Ich: Yuri Ancarani
DA VINCI, 2012
35mm Film, Farbe 5.1, Dolby Digital
25 min
Courtesy the artist, Galleria Zero, Milan and Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin
Der Hauptdarsteller in dem Film Da Vinci von Yuri Ancarani ist das technologisch hochentwickelte Operationssystem, das den Namen des italienischen Universalgelehrten trägt. Bei einer Operation mit dem „da Vinci Si Surgical System“ ist der Chirurg nicht mehr im direkten Kontakt mit dem Körper des Patienten, sondern sitzt an einer Konsole von der aus er die Hochpräzisionsinstrumente steuert. Eine Videoübertragung von dem Operationsgebiet durch mikroinvasive Technologie bietet ihm eine hochauflösende und mehrfach vergrößerte Sicht. Ancarani nutzte diese Aufnahmen für seinen Film, der von einem dokumentarischen Ansatz ausgehend eine existenzielle Fragestellung der Beziehung zwischen Mensch und Maschine thematisiert. Die sichtbaren feinen, anatomischen Strukturen tauchte der Videokünstler in blaue Farbtöne, die eine distanzierende Ebene hinzufügen. Ein dumpfer dröhnender Bass begleitet die im Operationssaal spürbare Spannung des anwesenden Teams von Ärzten und überträgt sie auf den Körper der BetrachterInnen. Im Gegensatz zu pessimistischen Zukunftsvorstellungen, in denen Roboter den Menschen ersetzen, veranschaulicht Ancarani mit seiner Arbeit die synergetische Einheit von Chirurg und Operationswerkzeug und hebt sich von einer reinen Gegenüberstellung von Mensch und Maschine ab.
Da Vinci ist der dritte Teil einer Trilogie von Ancarani, in der er das Thema Arbeit aufgreift, indem er drei spezialisierte Berufsgruppen porträtiert. Neben den Chirurgen sind es in dem Film Il Capo (2010) Arbeiter in einem Marmor-Steinbruch und in Luna (2011) Aufnahmen von einer Hochseeplattform. In allen drei Filmen stehen die choreographierten Gesten, die Teil der Arbeitsprozesse sind, im Vordergrund.