Max Geisler

Protect your neck, 2019
Trockenbauwände, Dämmwolle, Armierungsgewebe, Spachtelmasse, Acrylfarben Größe variabel
Courtesy the artist

Die für den Frankfurter Kunstverein vor Ort produzierte Installation von Max Geisler bestand in einem begehbaren Bildraum aus Farbexplosionen und Materialcollagen. Die Raumkomposition selber und die Disposition der Wände suggerierte, das Ergebnis einer unsichtbaren Kraft zu sein, die wie ein Projektil die Architektur in der Mitte durchschossen und auseinander gesprengt hatte. Der Raum begegnete den BetrachterInnen aber als Standbild, als Spur einer vollzogenen Handlung. Geisler baute einen Raum im Raum. Er begriff diesen als materiellen Träger seiner malerischen Interventionen. Er plante präzise die konstruierte Architektur, stimmte sie auf den weiteren Prozess ab und unterzog sie dann einem kontrollierten Akt der Zerstörung. Aus der Frontalperspektive wurde der Blick durch die Abfolge durchbrochener Wände in die Tiefe freigegeben. Die BetrachterInnen konnten den Raum durchschreiten, sodass sich in der Bewegung immer neue Ansichten auf Bild- und Farbkonstellationen ergaben. Geisler hat seine Malerei vom zweidimensionalen illusionistischen Bildraum in den realen, dreidimensionalen überführt. Hier arbeitete er mit Farbmaterial, das er nicht weiter abmischte. Geislers Material sind Spraydosen, die er in Anlehnung an die Street Art einsetzt. Die Schichtungen der abgerissenen Wände und des Dämmmaterials waren integraler Bestandteil der malerischen Komposition. Durch den Einsatz von Armierungsgitter, das Geisler an zahlreichen Stellen angebracht hatte und mit Gips und Farben bearbeitete, erzeugte er unterschiedliche Bildebenen. Dadurch entstand eine visuell poröse Durchlässigkeit, die wie die visuelle Qualität digitaler Bildstörungen anmutete. Durch die Risse und Lücken in den Wänden verschmolzen reale und wahrgenommene Perspektive. Die großen Fensterfronten ermöglichten bereits aus der Ferne des urbanen Raumes Einsicht in das Innere des Ausstellungsraumes. Umgekehrt stellte sich den BetrachterInnen im Ausstellungsraum die Außenwelt als visuelles Versatzstück dar, das durch die Bruchstellen in das Innere eindrang, wodurch Realität und künstlerische Abstraktion gleichermaßen als gestalterische Fragmente fungierten.