Meret Kern

Ohne Titel, 2022/2023

24 Zeichnungen mit Gouche auf Papier, Kohle auf Papier, Kohle und Gouache auf Papier, Bleistift auf Papier
21 x 29,7 cm, 76 x 112 cm, 50 x 70 cm, 53 x 76 cm, 150 x 248 cm
Courtesy die Künstlerin

Meret Kern arbeitet aktuell mit der Technik der Gouache und neuerdings mit Kohle auf Papier. Fotografie und digitale Zeichnung sind Techniken, die sie ebenfalls beherrscht. Für die Ausstellung entstanden zahlreiche Zeichnungen, aus denen nur eine Auswahl präsentiert wird und als malerische Installation den Raum füllt.

Kerns Arbeitsweise ist schnell. Sie entsteht aus der ständigen Wiederholung eines malerischen Aktes und gleichzeitig aus der Intensität einer momentanen Stimmung. Die Künstlerin sucht mit einer fast als automatisches Malen zu bezeichnenden Praxis nach ihren Figuren. Sie arbeitet ohne Vorlage und ihr zentrales Motiv sind Köpfe und Büsten. Die Figuren entstehen durch Farbschüttungen auf mit Wasser imprägnierten Papieren, die dann zum Trocknen gelegt werden. Ihr Malmaterial sind Gouache, Bleistift und Kohlestift.

In die entstandenen Farbflächen zeichnet die Künstlerin nachträgliche minimale Interventionen mit feinen Pinselzeichen, um einzelne physiognomische Elemente auszuformulieren. Ein Ohr, der Mund, Zähne, Brustwarzen werden ausgearbeitet. Oft sind es nur einzelne Elemente, die aus Abstraktem Farbflächen entstehen lassen. Kerns Malerei ist in der Schwebe zwischen Abstraktion und Figuration.

Eine zentrale Bedeutung haben immer die Augen und der Blick der Figuren auf das Gegenüber. Wir schauen auf stilisierte und auf das Wesentliche reduzierte Gesichter, keine Portraits existierender Menschen. Es ist nicht der individuelle Kopf, den Meret Kern abzubilden sucht, sondern es handelt sich um eine möglichst große Annäherung an innere Topografien.

Bei den Kohlezeichnungen ist die Linie das wesentliche Element. Diese verwischt Meret Kern punktuell und erzeugt somit Plastizität und Schatten auf den Körpern. Sie zeichnet und malt in einem kontinuierlichen Prozess. In einem intensiven Schaffensfluss ist sie auf der Suche nach Formen, Ausdruck und Gefühlen, bis ein Gesicht vertraut erscheint. Es sind Form gewordene Gefühle, seelische Stimmungen, die in menschlichen Gesichtern auf Papier gebannt werden.

Meret Kern forscht nach der Essenz des Ausdrucks. Fast obsessiv wiederholt sie den malerischen Akt auf der Suche nach den wahrhaftigen Gefühlen, nach dem Ausdruck des Menschseins, der sich mit der Zeit und den Jahren in Gesichter eingräbt. Ihre Figuren tragen die Einschreibungen ihrer inneren Welten in Haut und Fleisch. Sie sind nicht geschönt und nicht idealisiert. Sie weisen Merkmale der Zeit auf, Unvollkommenheiten bis an die Grenze einer Hässlichkeit, die anrührt. Melancholisch und still blicken uns diese meist kahlen Wesen an. Nie haben ihre Figuren einen Umraum. Es gibt um sie herum kein Gefüge, das sie hält. Sie stehen allein und vereinzelt in der Leere.

Meret Kern (*1997 in Frankfurt am Main, DE) wuchs in Hamburg (DE) auf und lebt und arbeitet in Frankfurt am Main (DE). Sie studiert seit 2019 an der Hochschule für Gestaltung Offenbach (DE) bei Prof. Heiner Blum mit dem Schwerpunkt Zeichnung, Malerei und Fotografie. Unter anderem stellte Meret Kern ihre Arbeit in folgenden Institutionen aus: noroomgalery, Hamburg (DE) Zollamt Galerie, Offenbach am Main (DE), Magma Maria, Offenbach am Main (DE), Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main (DE).