Phase Shifting Index (2020)

Sieben-Kanal-HD Video
35:19 min.
Courtesy der Künstler und KÖNIG GALERIE Berlin, London, Tokio

Phase Shifting Index (2020) zeigt sieben autonome Gruppen, die in verkörperlichten, bewegungsbasierten Glaubenssystemen agieren, die danach streben, parallele Realitäten herbeizuführen. Unter Verwendung verschiedener Medien des 20. Jahrhunderts, vom 16mm-Film bis zum Hi-8 Videoformat, präsentiert Shaw scheinbar dokumentarisches Filmmaterial aus der Perspektive einer fernen Zukunft. Dies erzeugt bei den BesucherInnen kognitive Dissonanzen in ihrer gefühlten Beziehung von Ort und Zeit. Die Videos werden in der Vergangenheitsform erzählt und von einer männlichen Stimme im Stil britischer ethnografischer Dokumentarfilme des 20. Jahrhunderts vorgetragen. Sie beschreiben Praktiken und Überzeugungen fremder Kulturen im Detail. Kleidung, Stil und Choreographie der Personen verorten sie zeitlich und verweisen auf gefundenes historisches Filmmaterial aus den 1960er bis 1990er Jahren. Die Menschen drücken sich in körperlichen Gesten aus, die unterschiedliche subkulturelle und spirituelle Bewegungen Codes aufgreifen, von analytisch über somatisch und meditativ bis hin zu ekstatisch. Durch Variationen von modernem Tanz, Popping und Locking, Jump-Style, Hardcore-Skanking und Vertrauensübungen erforschen sie die Möglichkeiten der physischen Veränderung der Realität.

Auf dem Höhepunkt der dramatischen Handlung lösen sich die Filme in einem ekstatischen Chaos auf, das die gesamte Installation in eine zeitübergreifende choreografische Synchronisation bringt. Die Themen aller Filme verschmelzen zu einem sich wiederholenden und kathartischen Tanz, der zu einer einzigen hypnotischen musikalischen Spur wird, die die Räume zu einem pulsierenden, synchronisierten Ganzen vereint. Dieses in sich geschlossene Moment des Tanzes erstreckt sich über Jahrzehnte in Zeit und Medien. Plötzlich lösen sich alle Bildwelten in einer Kernschmelze digitaler visueller Effekte auf, die die gesamte Installation erfasst. Körper zerreißen, kollidieren und verpixeln, während sie sich zwischen den Bildschirmen und Welten bewegen und sich innerhalb von Sekunden von einer parafiktionalen, dokumentarischen Zusammenstellung zu einer immersiven, psychedelischen Kunstinstallation verwandeln.