Roots – Jompet Kuswidananto
geboren 1976, lebt und arbeitet in Bali und Yogyakarta (ID)
POWER UNIT, 2015
Stoff, Mechanik, Holzstäbe, Lichter, Schuhe, Harz
Courtesy the artist
Jompet Kuswidananto interessiert sich für die kinetischen Umwandlungen von Klang und Ton und deren Übersetzung in visuell erfahrbare Formen. In den 1990er Jahren begann er Soundarbeiten, Performances und große Klang-Installationen zu realisieren. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts arbeitet er verstärkt themenorientiert. Der Fokus einer Reihe seiner Arbeiten mit den Titeln „Java Amplified“, „Java-Maschine“ und „War of Java: Do You Remember“ lag beispielsweise auf der Präsentation von Symbolen und Formen, die charakteristisch für die Armee des javanischen Königreichs sind. Jompet zählt seit den späten 1990er Jahren zur Szene experimenteller Musik, zeitgenössischer Kunst und Theater in Indonesien. Zu dieser Zeit erlebte Indonesien einen bemerkenswerten Anstieg von unabhängigen Kunsträumen, Kollektiven und Initiativen, von denen sich viele mit den neuen Medien beschäftigten.
Im Kontext der Ausstellung im Frankfurter Kunstverein zeigte Kuswidananto die Arbeit „Power Unit“. Bei der Rauminstallation handelte es sich um eine kinetische und theatralische Präsentation, die die BesucherInnen animierte mit Hilfe von Bewegungssensoren mit ihr zu interagieren. Der Künstler ordnete Schuhe, Kopftücher, Radiokomponenten, Motorrad-Teile und Handschuhe zu skulpturalen Figuren an, die frei im Raum schwebten. Alle Objekte waren mit elektrischen Kabeln verbunden und von kleinen Motoren gesteuert. Sie vollzogen synchrone Bewegungen, so dass die Rauminstallation Klang und Bewegung erzeugte. Die Kleidungsstücke wurden von Jompet als leere Volumen geformt, als bloße Hüllen ohne menschliche Körper, ähnlich verlassener Kokons.
„Power Unit“ stellte eine Form der öffentlichen Demonstration oder politischen Kundgebung nach, die von den mechanischen Figuren belebt wurde. Die Arbeit reflektierte die weitreichenden Veränderungen im öffentlichen politischen und sozialen Diskurs seit dem Fall des autoritären Regimes der ‚New Order’ (1967-1998) im heutigen Indonesien. Der Wandel zu einer Demokratie verlief nicht ohne Probleme und Spannungen. Während es für die damalige politische Elite einfacher schien, die Massen unter dem autoritären Regime der ‚New Order’ zu führen, stand der historische Umbruch hin zur zivilen Freiheit vor großen Herausforderungen.
In dieser Phase der gesellschaftlichen und politischen Veränderung blieb es höchst umstritten, was das Konzept und die Definition einer Demokratie oder demokratischen Gesellschaft sein könne. Viele unterdrückte und nicht gehörte Stimmen gewannen ihren Einfluss zurück und machten ihre Ansprüche in der Mitgestaltung des Landes geltend. Jompet Kuswidananto verhandelte in seinen Werken immer aufs neue, wie traditionelle Muster der Gruppenzugehörigkeit, der Stellenwert von individuellem Denken und politisches Verhalten die Gesellschaft in Indonesien beeinflusst und verändert haben.