Tür III – Oury Jallohs Zelle: Rauchspuren

ZELLE 5, POLIZEIREVIER DESSAU

In Zusammenarbeit mit der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh rekonstruierte FA/Forensis die Tür der Zelle und einen Teil des umliegenden Korridors als digitales und physisches Modell. Auf dieses Modell haben wir Bilder der Zelle nach dem Brand projiziert, die aus Polizeiberichten und Videos stammen.

Wenn sich Rauch in einem geschlossenen Raum sammelt und bewegt, hinterlässt er dabei an Türen, Türrahmen und Wänden bleibende dunkle Spuren, die Rauchhorizont genannt werden. Eine Auswertung dieser Spuren kann uns helfen festzustellen, ob Türen geöffnet oder geschlossen waren, als der Rauch sich verbreitete. In diesem Fall können sie auch möglicherweise etwas über die Bewegungen und Handlungen der Polizeibeamt*innen während des Feuers aussagen.

Die aufschlussreichste Information ist am Inneren der Zellentür ablesbar. Hier ist der Rauchhorizont fast identisch mit jenem im Flur vor der Zelle. Das weist darauf hin, dass die Tür für einen Großteil der Dauer des Feuers offen war, möglicherweise sogar die ganze Zeit. Das stützt die Behauptung der Familie von Oury Jalloh und der Initiative, dass das Feuer von Polizeibeamt*innen gelegt wurde.

Die Spuren am inneren Zellentürrand weisen ebenfalls darauf hin, dass die Tür während des Feuers die meiste Zeit offen stand.

Diese Ergebnisse bauen auf vergangenen Untersuchungen auf, die von dem forensischen Brandermittler Dr. Iain Peck und dem Künstler Mario Pfeifer durchgeführt wurden, und stützen deren Befunde.

Forensic Architecture, London & Forensis, Berlin / Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

 

Hauptuntersuchungsleiter: Eyal Weizman
Recherche: Martyna Marciniak, Robert Trafford, Dimitra Andritsou, Ashkan Cheheltan
Übersetzung: Fabian Wolff
Unser Dank: Dr. Iain Peck, Mario Pfeiffer, Dr. Alfredo Walker, Dr. Alison Galloway
Diese Untersuchung wurde ermöglicht durch Frankfurter Kunstverein