Arte Povera und die Folgen

10.11.2011

*Mit Dr. Nike Bätzner (Kunsthistorikerin), Gianni Caravaggio (Künstler), Federico Ferrari (Philosoph und Kunstkritiker), Moderation: Lilian Engelmann (Kuratorin)*

In welchem Bezug stehen gegenwärtige künstlerische Auseinandersetzungen mit Skulptur zu vorangegangenen Stilrichtungen? Kann ein Vergleich mit der Arte Povera hilfreich sein bei der Interpretation zeitgenössischer Skulpturen? Mit welchen Themen beschäftigen sich heutige Bildhauer/innen? Diesen Fragen ging die Veranstaltung nach, die im Rahmen der Ausstellung „Arte Essenziale“ stattfand.

Den Begriff „Arte Povera“ hat der Kritiker und Kurator Germano Celant im Jahr 1967 geprägt. Bezeichnet wird damit eine Gruppe von Künstlern in Norditalien und Rom, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts mit alltäglichen Materialien wie beispielsweise Erde, Gips oder Draht, Objekte und Installationen geschaffen hat. Zumeist ging es darum, Räume zu definieren, in einem engeren wie in einem übertragenen Sinn: Der gesellschaftliche Raum war ebenso gemeint wie der Ausstellungsraum. Damit war die „Arte Povera“ Teil einer gesamteuropäischen Kunstentwicklung, zu der etwa auch ein Joseph Beuys mit seiner Idee der „sozialen Plastik“ gehörte: Die Künstler lieferten keine vorgefertigten Weltsichten, sondern Material, das die Gedanken anregen sollte. Die soziale Realität spielte dabei immer eine Rolle. Kunst wurde als Teil des Lebens gesehen und nicht als eine Sphäre, die unabhängig vom Arbeitsalltag existiert. Zu den Vertretern der „Arte Povera“ zählen unter anderen Michelangelo Pistoletto, Alighiero Boetti, Lucio Fontana, Jannis Kounellis.

Viele jüngere Künstler/innen interessiert auch heute noch die Frage, wie durch die Behandlung, Verarbeitung und Präsentation von einfachem Material künstlerische Prozesse sichtbar gemacht und gleichzeitig ein Nachdenken über die Beschaffenheit der Welt bewirkt werden kann. Zentral ist für sie dabei die Fragestellung, wie das Wesen des verwendeten Materials im Kunstwerk betont werden kann und es nicht reduziert wird als Mittel zum Zweck bei der Entstehung künstlerischer Werke. In der Ausstellung „Arte Essenziale“ waren ebensolche künstlerischen Positionen zu sehen, die die Basis für das Podiumsgespräch bildeten.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit den KULTURTAGEN DER EUROPÄISCHEN ZENTRALBANK – Italien 2011.

4 € (Freier Eintritt für Mitglieder des Frankfurter Kunstverein)