Adam Harvey
CV Dazzle, 2010-17
Video: Look 5 (2014), 3:23 min
Drucke, jeweils 51 x 51 cm
Courtesy of the artist
Das Projekt CV Dazzle von Adam Harvey präsentierte Styling-Vorschläge, die dabei helfen sollten, einer automatischen Erkennung durch Identifikationssysteme zu entgehen. Algorithmen zur Gesichtserkennung werden trainiert indem sie mit tausenden Bildern von Gesichtern gefüttert werden, in denen sie bestimmte Merkmale analysieren. Die Analysen liegen dann zur Mustererkennung vor. So wird zum Beispiel die ovale Form des Gesichts, der Abstand zwischen Augen und Ohren sowie die Symmetrie zwischen Nase und Mund als geometrisch angeordnete Proportion erfasst. Werden diese Merkmale in neu eingespeisten Aufzeichnungen wiedergefunden, können Gesichter erkannt werden. Harvey analysiert die Sichtweise dieser Algorithmen, um sie mit zwei Methoden zu unterlaufen: einerseits indem vorhandene Merkmale versteckt werden (zum Beispiel indem ein Auge oder die Nasenwurzel mit einer Haarsträhne verdeckt wird), andererseits indem zusätzliche Merkmale erzeugt werden, die der Algorithmus nicht zuordnen kann (zum Beispiel durch das Schminken zusätzlicher Linien und Formen im Wangenbereich, oder helle Schminke auf dunkler Haut und umgekehrt). Was vom Menschen eindeutig als Gesicht erkennbar bleibt, kann aus Computersicht nur anhand bestimmter Kriterien zugeordnet werden. Das Video CV Dazzle Look 5 veranschaulichte den Prozess der automatischen Bilderkennung bei einem geschminkten und einem ungeschminkten Gesicht im Vergleich. Ausgangspunkt des Projekts ist Harveys kritische Haltung gegenüber der flächendeckenden Überwachung im öffentlichen Raum, bei der Datenrechtler Zweck, Zugriff und Dauer der Speicherung stark kritisieren und eine nicht kontrollierbare Nutzung anprangern.
Harveys aktivistischer Ansatz spielt mit der Erkenntnis, dass Überwachungsbilder meist von Maschinen ausgewertet werden und diese zum Teil überlistet werden können, da sie nur das erkennen, was vorab einprogrammiert wurde. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Systeme prozesshaft optimiert und Gesichter immer fehlerfreier erkannt werden.
Adam Harvey ist ein in Berlin ansässiger Künstler und Forscher. Seine Produktionen wurden bei zahlreichen Veranstaltungen ausgestellt, wie TEDxVilnius (2017), Deutsches Spionagemuseum (2017), re: publica Berlin (2016), das jährliche Sicherheitssymposium der Europäischen Kommission (Brüssel, 2015), HOPE (NYC), dem Elevate Festival in Graz (AT, 2017) und Chaos Computer Club, Hamburg (DE, 2016).