Demonstrationen. Vom Werden Normativer Ordnungen

20.01.2012 — 25.03.2012

Eröffnung: 19. Januar 2012, 20 Uhr

„Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen“ ist eine Kooperation zwischen dem Frankfurter Kunstverein und dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Der 2006 gegründete interdisziplinäre Forschungsverbund beschäftigt sich mit dem Entstehen und der Veränderung von gesellschaftlichen Ordnungen. Die im Cluster versammelten Geistes- und Sozialwissenschaftler sehen die damit verbundenen Prozesse und Konflikte nicht nur als Fakten und funktionalistisch zu beschreibende Phänomene an; sie fragen vielmehr nach den normativen Vorstellungen, die dabei eine Rolle spielen. Erst die normative Dimension vermag es, die Dynamik und Wucht der gegenwärtigen Umbrüche und Konflikte zu erklären.

Das gemeinsame Ausstellungsprojekt widmete sich unterschiedlichen Formen der öffentlichen Artikulation von Macht, Zweifel und Protest, um sich auf Basis künstlerischer und ideengeschichtlicher Ansätze dem lebendigen Moment des Aushandelns verbindlicher gesellschaftlicher Normen anzunähern. „Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen“ umfasste über 40 künstlerische Positionen aus den Bereichen Kunstgeschichte, zeitgenössische bildende Kunst und Performance.

Protestdemonstrationen sind allgegenwärtig und haben eine starke mediale Präsenz: Menschenmassen in Bewegung, Transparente hochhaltend, Parolen skandierend, in Begleitung von Musik oder schweigend, lassen sich als ein Akt des Aufzeigens einer bestimmten Haltung lesen. Ausgehend von der facettenreichen Bedeutung des lateinischen Ursprungsbegriffs „demonstrare“ – vom bloßen Akt des Aufzeigens über die wissenschaftliche Beweisführung bis hin zum Massenprotest auf der Straße – forschte die Ausstellung nach verbindenden Motiven in Demonstrationen. Im Focus standen Aspekte von Bewegung und Blockade, Repräsentation und Präsenz, Legitimation und Legitimationsverlust.
Zeitgenössische Produktionen internationaler Künstlerinnen und Künstler wurden dabei den Werken der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte gegenüber gestellt. Historische Grafiken und Gemälde traten in den Dialog mit zeitgenössischer Malerei, mit Fotografie, Installationen, Videoarbeiten und zahlreichen Performances in den Räumen des Frankfurter Kunstvereins und im Frankfurter Stadtgebiet. Ziel war es, ein breites Spektrum ästhetischer Herangehensweisen und künstlerischer Positionen vorzustellen und durch neue, eigens für die Ausstellung entstandene Produktionen zu erweitern.

Mit den theoretischen und analytischen Fragen der Ausstellung befasste sich ein Rahmenprogramm, an dem sich zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenzclusters beteiligten.

Beteiligte Künstler: Bani Abidi, Jost Amman, Jean-Jaques-François Le Barbier d.Ä., Claudia Bosse, Irina Botea, Wilhelm Bülow, Anetta Mona Chişa & Lucia Tkáčová, Jaques-Louis David, Discoteca Flaming Star, Ludwig von Elliot, Johann Georg Funck, Michael Rößler, Dani Gal & Achim Lengerer, François Georgin, James Gillray, Jana Gunstheimer, Nicoline van Harskamp, Johann Peter Hasenclever, Sharon Hayes, Alexander Hoepfner, Jean-Pierre-Louis Laurent Houël, Jean-Pierre-Marie Jazet, Johann, Jakob Kirchhhoff, Noël Lemire, les trucs, Lovefuckers, Peter Lynen, Marcello Maloberti, Anna Mendelssohn, Rabih Mroué, F.G. Nordmann, Christodoulos Panayiotou, Alfred Rethel, Henry Ritter, Julian Röder, Yorgos Sapountzis
Sandra Schäfer, Georg Schlicht, Eske Schlüters, Adolf Schrödter, Schwabinggrad Ballett, NOH Suntag, Johann Susenbeth, Sarah Vanagt, Massimo Vitali, Aalam Wassef, Nazim Ünal Yilmaz

Kuratoren: Fanti Baum, Britta Peters, Sabine Witt

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen mit zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen sowie einer Vielzahl an Abbildungen, herausgegeben vom Frankfurter Kunstverein und dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe Universität Frankfurt am Main, im Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg.

Ausstellungsförderer