Frankfurter Stadtgespräch: Tugendhafter Orient – sündiger Okzident.

12.12.2013

Hoda Salah (Politikwissenschaftlern und Publizistin) im Gespräch mit Susanne Schröter (Professorin für Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen); Moderation: Thomas Biebricher.

Die Geschichte von Orient und Okzident war stets durch gegenseitige Zuschreibungen von sexueller Ausschweifung und Sündhaftigkeit gekennzeichnet. Bis zum Anfang des 20. Jh. war es der Orient, der europäischen Künstlern als Inbegriff der Verführung galt, heute wird der Westen von vielen Muslimen als Ort ohne Moral verdammt. Solche Stereotypen verschleiern den Umstand, dass sowohl im Osten als auch im Westen kontroverse Debatten um Sexualität und Moral geführt werden, dass rigide Normen zur Überschreitung herausfordern, Libertinage aber auch im Machtmissbrauch enden kann. Im Stadtgespräch diskutierten die Publizistin Hoda Salah und Susanne Schröter, Professorin für Ethnologie an der Goethe-Universität, über sexuelle Freiheit und ihre Grenzen, über Pornographie und Frauenrechte, Moral und Doppelmoral.

Hoda Salah arbeitet als freiberufliche Politikberaterin und Publizistin. Sie pendelt seit der Revolution zwischen Berlin und Kairo. Zuvor war die deutsch-ägyptische Politikwissenschaftlerin wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients an der Freien Universität Berlin. Zu Ihren Schwerpunkten gehören Islamismus, Kultur und Politik im Nahen Osten, und Frauenrechte.

Susanne Schröter war Lehrstuhlinhaberin für Südostasienkunde an der Universität Passau, bevor sie 2008 auf die Professur für Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen an die Goethe-Universität Frankfurt berufen wurde. Forschungsinteressen: Kulturelle und politische Transformationen in der islamischen Welt, islamischer Feminismus, Herausforderungen der multiple Moderne. Jüngste Publikationen: „Gender and Islam in Southeast Asia. Women’s Rights Movements, Religious Resurgence and Local Traditions“. Leiden: Brill, 2013; Geschlechtergerechtigkeit durch Demokratisierung? Transformationen und Restaurationen von Genderverhältnissen in der islamischen Welt. Bielefeld: Transcript, 2013; „Tunesien. Vom Staatsfeminismus zum revolutionären Islamismus“. In: Schröter, Susanne (Hg.): „Geschlechtergerechtigkeit durch Demokratisierung? Transformationen und Restaurationen von Genderverhältnissen in der islamischen Welt“. Bielefeld: Transcript, S. 17-44, 2013, (zusammen mit Sonia Zayed)

Thomas Biebricher leitete von 2009 bis 2012 eine Nachwuchsforschungsgruppe zum Thema ‚Variationen des Neoliberalismus und ihre Transformation‘ am Exzellenzcluster ‚Herausbildung normativer Ordnungen‘ in Frankfurt. Seitdem hat er diverse Professuren vertreten, ab Januar 2014 ist er für ein Semester DAAD Visiting Assistant Professor an der University of British Columbia in Vancouver. Seine 2003 in Freiburg eingereichte Dissertation wurde 2005 bei Campus unter dem Titel ‚Selbstkritik der Moderne. Habermas und Foucault im Vergleich‘ veröffentlicht. Zuletzt erschien von ihm 2012 Neoliberalismus zur Einführung beim Junius Verlag. Er arbeitet im Moment an einem Buchprojekt mit dem Titel The Political Theory of Neoliberalism.

Veranstalter:
Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Kunstverein