Gregor Lau

Von der Straße für die Straße (Sonnemann Ecke Howaldtstraße), 2025

Gemischte Materialien

Maße variabel

Courtesy der Künstler

Gregor Lau (*1995, Karlsruhe, DE) ist Studierender an der Städelschule. In sein Studium mit Schwerpunkt Bildhauerei bringt er eine abgeschlossene Ausbildung als Stuckateur ein. Laus Recherche reflektiert einerseits den Wert von Arbeit und andererseits die Beschaffenheit von Räumen und Architektur, die je nach Kontext ihren Stellenwert grundlegend verändern.

Für die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein schafft Lau eine großformatige Rauminstallation die einem realen Ort in Frankfurt nachempfunden ist. Howaldtstraße, Ecke Sonnemannstraße, vor der Europäischen Zentralbank. Einige Quadratmeter, auf denen jeden Morgen Menschen ihre Arbeitskraft auf dem Schwarzmarkt anbieten und verkaufen. Lau hat während seiner mehrjährigen Arbeitserfahrung in der Bauwirtschaft erlebt, wie sich die Arbeiter:innenschaft in zwei Klassen aufteilt – die Mitarbeiter:innen von Firmen mit Sozialversicherung und festem Lohn, und die Lohnarbeiter:innen, die als Prekariat täglich auf dem Arbeiterstrich abgeholt und ausgebeutet werden.

Die Straßenecke an der Sonnemannstraße und das täglich Geschehen dort ist für alle Passant:innen sichtbar. Sogar über Google Streetviews sind die wartenden Menschen zu sehen. Wie ein in der Zeit eingefrorener Zustand, der das offen sichtbare Prekariat als festen Bestandteil der wirtschaftlichen Topografie der Moderne kartiert. Lau druckt die Ansicht aus der Geolokalisierung aus, entnimmt sie so der digitalen Weltabbildung und bindet sie zurück in den physischen Raum seiner skulpturalen Installation ein.

Laus Themen und Materialien ergeben sich in enger Stringenz aus dem Kontext seiner Untersuchung. Der Ort bestimmt seine Form und Beschaffenheit. Der Bildhauer nimmt sie auf und transformiert sie zu einer Skulptur zwischen Realismus und Symbol. So gießt Lau jeden dieser Pflastersteine einzeln aus Beton. In deren Oberflächen bringt er Elemente aus dem Lebensbezug ein. Münzen, Kronkorken von Bierflaschen oder Straßenmarkierungen, aber auch ein Fußabdruck als Negativvertiefung, als Erinnerung an eine Anwesenheit gewarteter Zeit. Er baut die Wände in Trockenbaumethode, verputzt sie mit Außenputz und passt die Ausstellungsräume an die gefundene Realität des öffentlichen Raumes an. Im Kontext des institutionellen Raumes im Frankfurter Kunstverein schafft er eine neue, fokussierte Wahrnehmung der Betrachtenden auf eine vertraute und ungesehene Wirklichkeit.

 

Gregor Lau (*1995, Karlsruhe, DE) studiert seit 2022 an der Hochschule für bildende Künste –Städelschule in Frankfurt am Main (DE) in der Klasse von Prof. Monika Baer. Zuvor hat er an der Kunstakademie Karlsruhe (DE) bei Prof. Marcel van Eeden, Prof. Vivian Greven und Prof. Sophie von Hellermann studiert sowie eine Ausbildung zum Stuckateur absolviert. In seiner künstlerischen Praxis setzt Lau geographische und soziale Räume in neue Kontexte. Ausgangspunkt seiner bildhauerischen Arbeiten und Installationen an der Schnittstelle zwischen Malerei und Skulptur sind oftmals politische oder historische Ereignisse, sowie soziale Begebenheiten und Strukturen.

Lau gewann 2023 den Rundgangpreis der Städelschule sowie einen Preis der Albig Stiftung. Unter anderem präsentierte er seine Werke bei Sies+Höke in Düsseldorf (DE), den Opelvillen Rüsselsheim (DE), im Museum Kurhaus, Kleve (DE) und in zahlreichen Off-Spaces.