Marnix de Nijs

RUN MOTHERFUCKER RUN, 2001/2004
HD-Video
Interaktive Installation
Courtesy the artist

In seinen Arbeiten untersucht der Multimediakünstler und Bildhauer Marnix de Nijs die Auswirkung von interaktiven Technologien auf die sensorische und körperliche Wahrnehmung des Betrachters. Seine Werke setzen den menschlichen Körper in ein direktes Verhältnis zur Maschine, indem er seinen Körper als Erweiterung dieser erlebt und intuitiv über den physischen Einsatz steuert. In der interaktiven Installation Run Motherfucker Run liefen die NutzerInnen auf einem Laufband vor einer Projektion, die das gesamte Blickfeld einnahm. Nur durch körperliche Aktion aktivierten die BetrachterInnen die 3D-Bilder und unterschiedlichen Szenarien und entschieden darüber, welche Sequenzen sie auslösten.

Die Installation koppelte den physischen Akt des Laufens direkt mit den interaktiven Bildwelten und akustischen Landschaften. Die Projektion zeigte eine Kombination aus Film und 3D-Bildern eines düsteren urbanen Rotterdams. Es erschienen unterschiedliche nächtliche Szenarien, in denen jegliche menschliche Präsenz fehlte. Die NutzerInnen wurden durch die technische Übertragung ihrer Bewegungen zu ihrem eigenen Interface. Ganz im Sinne von McLuhan ist das Laufband bei Marnix de Nijs die Ausweitung des menschlichen Körpers.
Die Installation zielt auf eine körperliche Erfahrung zwischen digital und analog und eine Spaltung zwischen Geist und Körper ab. Das Tempo mit dem die BetrachterInnen das Laufband betätigen, hat eine direkte Auswirkung auf die Intensität der ästhetischen Erfahrung. Die physische Erschöpfung ist real und erfahrbar, doch der Effekt nur visuell simuliert, da die BetrachterInnen im Grunde keine Distanz zurücklegen. Wer treibt wen oder was an? Lassen sich Ursache und Effekt im Verhältnis zwischen Mensch und Maschine noch trennscharf unterscheiden? Das Gefühl auf der Flucht zu sein, ist tragendes Element der Erfahrung und versinnbildlicht den immanenten Moment der Gefahr. Halten die BetrachterInnen unmittelbar ihren Lauf an, schleudert sie das weiterlaufende Band zu Boden. Die Geschwindigkeit und das Risiko sind körperlich erfahrbar und Teil der Erfahrung.

Der niederländische Installationskünstler Marnix de Nijs (*1970) lebt in Peking (CH) und Rotterdam (NL). Er studierte Bildhauerei am Arnhem Institute for the Arts (NL). 2013 wurde er auf der „Prix Ars Electronica“ in Linz (AT) ausgezeichnet. Sein experimenteller Umgang mit Medien und Technologien macht ihn zu einem Pionier im künstlerischen Forschungsfeld. Die Werke werden an zahlreichen internationalen Medienkunstinstitutionen präsentiert.