Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, Abteilung Tierwanderungen

Geleitet von Prof. Dr. Martin Wikelski

und Team

ICARUS (Uschi Müller & Team)
Schäuffelhut & Berger GmbH, Movebank
Babette Eid & Team, MPIAB, MaxCine

couchbits GmbH, Michael Quetting, MPIAB, Movebank Museum und AnimalTracker
Dr. Kamran Safi, Dr. Andrea Kölzsch, Dr. Anne Scharf, MPIAB, MoveApps
Carla Avolio, MPIAB, Presse und Outreach

Movebank
Zwei Videos, 3D-Animation
3 min; 1:30 min

ICARUS Basic tag – Fitnessarmband für Wildtiere
Solarbetrieben, zur Erfassung von Position und Geschwindigkeit, 3D-Beschleunigung, Magnetfeldvektor und Temperatur
Kunststoff
4,5 – 5 g

Courtesy Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, Rohde & Schwarz INRADIOS GmbH, TALOS GmbH

Movebank ist eine Open-Source-Plattform, die vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Zusammenarbeit mit dem North Carolina Museum of Natural Sciences, der Ohio State University und der Universität Konstanz entwickelt wurde. Die Plattform hilft Wissenschaftler:innen und Wildtiermanager:innen weltweit, Milliarden von Tierbewegungsdaten und andere datenbasierte Informationen von Tieren zu sammeln, zu verwalten, zu teilen, zu analysieren und zu archivieren. Bewegungsdaten tragen dazu bei, Wissen und Verständnis zu schaffen, wie Tiere leben, wie sie auf den wachsenden Einfluss von Menschen reagieren und wie sie auf die gemeinsam bewohnten Ökosysteme Einfluss nehmen.

Wohin bewegen sich Tiere und warum? Wie beeinflusst das Verhalten von Tieren das Ökosystem und umgekehrt? Wie reagieren Tiere auf menschengemachte Eingriffe in die Landschaft und wie auf veränderte Klimabedingungen? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um gefährdete Tierarten zu schützen und zu erhalten? Diesen und vielen weiteren Fragen versuchen Wissenschaftler:innen weltweit auf den Grund zu gehen. Die menschliche Existenz hängt von Biodiversität ab. Sie ist die Grundlage für die Bereitstellung von Nahrung, sauberem Wasser und zahlreichen anderen Ökosystemleistungen, die das Leben auf dem Planeten möglich machen. In einer Zeit, in der die globale Artenvielfalt alarmierend abnimmt und Maßnahmen zu ihrer Bewahrung immer wichtiger werden, ist die Movebank ein wichtiges Projekt und Instrument, um Wissen zu erlangen und unser Handeln anzupassen.

Für den Frankfurter Kunstverein wurden einige der Daten animiert. Präsentiert werden sie als grafische Linien, die sich auf einem 3D-Globus bewegen und so die Routen zahlreicher Tierarten auf ihren Migrationsstrecken sichtbar machen. Tiere wandern weit über die Erdkugel und überwinden menschengemachte Grenzen. Die Linien zeigen, wo und zu welcher Zeit sich verschiedene Tierarten aufhalten, und machen so eine komplexe globale Vernetzung von Lebensräumen und Ökosystemen sichtbar.

Der Biologe und Ornithologe Professor Dr. Martin Wikelski leitet das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und ist Gründer des Icarus-Projekts (International Cooperation for Animal Research Using Space), aus dem das Movebank-Projekt hervorging. Das Team um Wikelski verfolgt die Idee eines „Internets der Tiere“. Tausende Tiere mit Sendern werden per Satellit bei ihren weltweiten Bewegungen und Wanderungen geortet und ihre Positionen aufgezeichnet, auch in schwer zugänglichen Gebieten wie Ozeanen, Wüsten oder Regenwäldern.

Die Movebank ist eine Plattform, die sowohl für Wissenschaftler:innen als auch für Laienforscher:innen offen nutzbar ist. Alle können mitmachen, Beobachtungsdaten in die Datenbank eintragen und dadurch Teil eines internationalen Netzwerks werden. Werden Tiere mit Sendern vermisst oder ihr Standort als unbeweglich angezeigt, kann ein Aufruf an alle Community-Mitglieder ergehen, bei der Suche von Tieren im Gelände vor Ort zu helfen. Die Anzahl der Daten, die weltweit zusammengetragen werden, ermöglicht es den Wissenschaftler:innen, Wissen über Tierwanderungen und Verhaltensweisen zu erlangen und somit komplexe Zusammenhänge zwischen menschlichem Verhalten und den Tieren zu verstehen, um für Schutzmaßnahmen einzutreten.

Die Movebank trägt dazu bei, die Einflüsse menschlicher Eingriffe in die Landschaft und in Ökosysteme zu erkennen und die Veränderung der Artenvielfalt zu verfolgen. In Deutschland finden jährlich etwa hundert Millionen Vögel allein durch die verspiegelten Fassaden von Hochhäusern oder durch Luftverschmutzung einen frühzeitigen Tod. Andererseits ermöglicht es genaueres Wissen, gefährdete Tierarten unter Schutz zu stellen und zu erkennen, dass geschützte Lebensräume ihnen erneut eine Zuflucht bieten können. Hinter jeder Lichtlinie der Movebank-Animation verbergen sich unzählige Einzelschicksale, die in der Datenbank gespeichert sind. So können Wanderpopulationen von Zebras im Westen Botswanas nach Jahren kurzer, chaotischer Laufwege wieder weite Strecken zurücklegen, weil Weidezäune, die zu wirtschaftlichen Zwecken errichtet worden waren, entfernt wurden. Die Zebras nahmen die ursprünglichen Routen ihrer Vorfahren auf, obwohl sie diese nicht aus eigener Erfahrung kannten.

Was die Animation der Movebank vermitteln kann, ist die Relativität menschengemachter Räume, wie zum Beispiel nationale Grenzen, über die sich Tiere hinwegsetzen. Aber auch die Gefahr, die von unbedachten Ökosystemzerstörungen ausgeht. Die Movebank-Animation kann ein Gefühl für größere Zusammenhänge herstellen, so wie es Astronaut:innen erleben, wenn sie die Erde aus dem Weltraum betrachten. Sie berichten von einem Gefühl von Ganzheit, wenn sie den Planeten ohne politische Grenzen in seiner ganzen Schönheit aus der Ferne sehen und erfasst werden von dem tiefen Verständnis für die Verletzlichkeit des Lebens auf der Erde.

Wenn Sie, liebe Besucher:innen, Interesse an der Teilnahme am Movebank-Projekt haben, wenden Sie sich bitte an lokale Umwelt- oder Naturschutzorganisationen oder informieren Sie sich auf Plattformen wie Bürger schaffen Wissen (www.buergerschaffenwissen.de). In Frankfurt am Main können Sie sich zum Beispiel an folgende Organisationen wenden: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Goethe-Universität Frankfurt, NABU, BUND, SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität.

Oder laden Sie sich die Movebank-Applikation auf Ihr Mobiltelefon und machen Sie aktiv
bei der Beobachtung von Wildtieren mit. Die mobil nutzbare Animal-Tracker-App kann die Bewegungen getrackter Tiere live auf dem Handy anzeigen. Ctmm (Continuous-Time Movement Modeling) bietet Funktionen zur Identifizierung, Anpassung und Anwendung zufallsbedingter und zeitkontinuierlicher Bewegungsmodelle von Tierverfolgungsdaten.

Durch leichte Handhabe und die Zugänglichkeit über mobile Endgeräte steht Movebank auch Laienforscher:innen offen und ermöglicht es Bürger:innen, aktiv an wissenschaftlichen Beobachtungen und Dateneingaben teilzunehmen. Jede:r kann mitmachen, Beobachtungen zu Tierpopulationen, Verhaltensweisen und Verbreitungsgebieten von Wildtieren einbringen und über Sichtungen Protokoll führen (Online-Tools: Animal Tracker, Cat Tracker oder Snapshot Europe).