Mechanismen der Gewalt – Regina José Galindo
Untergeschoss

Regina José Galindo
La Verdad / Die Wahrheit, 2013
Video, 70:35 min
Centro de Cultura de España, Cuidad de Guatemala, Guatemala

„Egal wie sehr sie versuchen, uns zum Schweigen zu bringen. Die Wahrheit ist da, niemand kann sie zum Verstummen bringen.

Eine Stunde lang lese ich die Zeugnisse von Überlebenden des bewaffneten Konflikts in Guatemala, während ein Zahnarzt wieder und wieder versucht mich zum Verstummen zu bringen, indem er mir den Mund betäubt.

36 Jahre lang erlebte Guatemala einen seiner blutigsten Kriege. Es war ein Genozid, der mehr als 200.000 Opfer forderte. Die den Aufruhr bekämpfende Armee bezeichnete die indigene Bevölkerung als Feinde im Inneren, warf ihr vor mit den Guerillas zu sympathisieren und verfolgte und tötete sie während mehrerer blutiger Jahre kriegerischer Auseinandersetzungen. Die Vergewaltigung von Frauen und Kindern, Folter, die Strategie der verbrannten Erde, Gewalt und Verfolgung sowie andere unmenschliche Taktiken waren verbreitete Praktiken in der Armee. 1996 wurden Friedensabkommen zwischen dem Staat und den Guerillas unterzeichnet. In diesen Vereinbarungen wurde eine Amnestie für die Mehrzahl der schweren Verbrechen garantiert, mit Ausnahme von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Jahre später haben Ixil-Indianer, Opfer die die Massaker überlebt haben, es geschafft, zwei der einflussreichsten Militärs, General Efraín Ríos Montt und den Chef des Geheimdienstes Mauricio Rodríguez Sánchez, auf die Anklagebank zu bringen. Der Prozess begann im April 2013. Nachdem Dutzende von erschreckenden Zeugenaussagen angehört und Berichte durchgesehen wurden, die deutlich bewiesen, dass ein Genozid in Guatemala stattgefunden hatte, wurde Efraín Ríos Montt zu 80 Jahren Haft verurteilt. Merkwürdigerweise wurden der Prozess und das Urteil wenige Wochen später wieder aufgehoben. Der Fall wird momentan überprüft und soll 2016 wieder fortgesetzt werden, wenn der ganze Prozess wieder von Grund auf neu aufgenommen werden muss.

 

Transkript einiger Zeugenaussagen. Bereitgestellt von Regina José Galindo.
Guatemala, 2013

Oh Gott! Im Dorf sind 95 Männer, 41 Frauen und 47 Kinder gestorben. Die genaue Zahl der Toten kennt man aufgrund der Volkszählung, die durchgeführt wurde. Einige Männer wurden aufgehängt. Meiner schwangeren Schwester wurde der Bauch aufgerissen und das Baby herausgenommen; sie war dabei gefesselt. Andere wurden von ihnen angezündet und gebraten. Und so gegrillt haben sie sie gegessen; wer daran teilnahm, befleckte sich mit Leichenblut. Die, die nicht gegessen wurden, wurden hinter der Schule begraben. Das war hart. (GA-CH-70806)

Sie sind bei uns eingebrochen, haben ihn gefesselt und… fast möchte ich mich nicht daran erinnern, denn… sie haben ihn an einem Stock gefesselt und mitgenommen…

Zu uns war die Gewalt wirklich erbarmungslos… Deswegen kann man sie nach all der Zeit nicht vergessen… Es war zu viel… Für die Frauen ist es anders als für die Männer gewesen, weil sie sie erst gefangen haben, sie missbraucht und dann, erst dann, getötet haben. Sie begingen zwei Verbrechen. Die Männer wurden dagegen entweder gefoltert oder erschossen. Sie brachten sie um. Aber die Frau litt zuerst, bis sie nach der Vergewaltigung sterben durfte.

Sie haben mein Haus umringt, kamen mit mir herein und ich konnte nicht mehr herausgehen. Ich blieb zwischen den beiden [Männern] liegen, missbraucht.

„Dein Mann ist gestorben“, haben sie mir gesagt, „er hat ein besseres Zuhause gefunden, er hat dich verlassen“. Nachdem sie mir das gesagt haben, vergewaltigten sie mich. Sie haben meinen Mann mitgenommen, sie haben meine Kinder herausgebracht und nur mich mit ihnen eingesperrt. sie haben mich vergewaltigt. Es tut mir weh, alles was passierte, ist schmerzhaft. Sie haben mein Haus in Brand gesteckt, sie haben mich vergewaltigt.

Zwischen den Felsbrocken der Schlucht, da zündeten wir mit meiner Mutter das Feuer an – damals war es aufwendig. Als die Gewalt zunahm, fassten uns die Soldaten und brachten uns zum Friedhof und sagten uns: „Jetzt werdet ihr selbst die Gräber ausheben, weil ihr Waffen besitzt.“ Sie haben viele von uns Witwen mitgenommen; gegen ein, zwei Uhr nachts ließen sie uns frei und wir gingen nach Hause. Häufig versammelten sie uns und brachten uns zum Ausheben; sie sagten uns, es würden unsere Gräber werden, aber wir gingen nur um die Gräber. Wir waren sicher sie würden uns töten und weinten, aber sie taten es nicht. Purer Schrecken! Es war furchtbar, was wir durchgemacht haben. Wir haben gedacht, das wir nicht überleben würden.

Mein Mann wurde eines Abends weggebracht. Er hatte sich versteckt, aber sie haben ihn gefunden. Er konnte nur seinen Pulli holen. Er war barfuß und ohne Hemd; er hat nur eine Hose angezogen. Mich haben sie mit dem Gewehr geschlagen. Als es dämmerte wollte ich meinem Mann etwas zu essen bringen, aber sie ließen mich nicht durch. „Dein Mann wird gleich zurückkommen“, haben sie mir gesagt. Ein Herr kam auf mich zu und sagte mir, er könne mir dabei helfen, meinen Mann zu befreien, wenn ich seine Geliebte werden würde. Ich erzählte es meiner Schwiegermutter und sie sagte mir, ich solle das Angebot akzeptieren, um das Leben ihres Sohnes zu retten. Doch der Herr hinterging mich nur. Da Der Oberleutnant wusste, dass ich alleine war, brachte er mich zur Armee und sagte mir: „Hier bleibst du jetzt“, und zog mir eine Sporthose an. Er ließ mich draußen laufen, alle belästigten mich, wenn sie mich in der Sporthose laufen sahen. Ich sah, dass sie [die Soldaten] die Männer hinter ihren Schlafplätzen hielten. Ich hörte wie diese klagten.

Er [Der Oberleutnant] ließ mich an der Lagune entlang laufen. ich weinte, weil mich das ganze Dorf sah; und weil ich mich weigerte, schlug mich der Oberleutnant und zog mich dorthin. Daraufhin bin ich geflohen. Ich zog in die Hauptstadt und ließ meine Kinder bei meiner Schwiegermutter. Sie sagten, dass wenn ich bleiben würde, er mich töten könnte und so habe ich mich gerettet. Ich bin weg und jetzt kann ich nicht zurückkehren.

Mitte 1982, als sie mich anklagten, haben sie mich dreimal missbraucht. Sie brachten mich auf die Wache. Sie sagten mir: „Du hast Waffen und versorgst die Guerilleros“. Aber ich sagte ihnen, ich besitze weder Waffen noch helfe ich den Guerilleros. „Wir bringen dich um“, sagten sie zu mir. Ich trug dann meinen Sohn auf meinem Rücken: „Wenn sie mich umbringen wollen werden sie nicht nur mich töten. Ich werde meinen Sohn nicht verlassen“.

Es gab jemanden der den Soldaten erzählte, dass ich diejenige sei, die den anderen Soldaten Tortillas kochte und zeigten auf mein Haus, das auf der anderen Straßenseite lag. Dort empfing ich und so kamen die Soldaten dorthin, fassten mich und vergewaltigten mich. Am nächsten Tag bei Tagesanbruch waren die Soldaten schon in den Häusern. Sie traten die Türen ein. Meine Mutter, meine Mutter ist schon alt, sie haben sie an einen Stock gefesselt und von den Kühen wegbringen lassen. Wir konnten nichts tun. Wir warteten nur auf den Tod. Wir wurden überwacht. Wir konnten nichts tun.

Als wir zum Dorf kamen, um den Namen meines Sohnes anzumelden, da waren die Soldaten schon dort und sie sagten: „Da kommt mein Sohn, da kommt mein Kind“. Und als ich ankam, haben sie mir mein Kind vom Rücken losgebunden und sich versammelt und mir gesagt, sie würden mir das Kind wegnehmen. „Nimm das Geld!“; „Nein, ich gebe meinen Sohn nicht her!“ Sie fragten mich: „Wozu kommst du hierher?“, und mein Schwager sagte, dass wir das Kind anmelden wollten. Und die Soldaten fragten mich, welchen Namen wir ihm ausgesucht hätten. Darauf antwortete ich „Jacobo“. Sein Name ist nicht Rigoberto Antonio, den haben sie für ihn ausgewählt. Wir wollten diesen Namen nicht. Sie gingen hinein und sagten dem Bürgermeister, ich solle das Kind abgeben. „Ich lasse es nicht los, es ist meins. Vielleicht ist das was sie sagen eine Lüge und sie werden ihn in den Abgrund werfen. Ich gebe das Kind nicht her.“

Verbrannte Körper, von Stöcken durchstoßene Frauen, begraben wie Tiere zum Braten. Alle gekrümmt. Und abgeschlachtete Kinder, gut zerstückelt von Macheten. Selbst die ermordeten Frauen, auch sie gut zerhackt.

Seit ich klein war, arbeitete ich in der Hauptstadt. Was sie von den Massakern erzählen, habe ich nicht gesehen und als ich dort hinkam, war es schon passiert. Als ich zuhause ankam, erzählte mir meine Mutter was in der Gemeinschaft vorgefallen sei. Ich arbeitete in der Hauptstadt, das Arbeitsjahr war vorüber und ich hatte Urlaub. So kam ich hierher. Die Geschehnisse hatten sich schon mehr oder weniger beruhigt. Ich sagte mir, ich würde mir wenigstens acht Tage Urlaub nehmen. Während des Urlaubs bin ich aber leider hingefallen, sodass ich acht Tage lang zuhause war als die Soldaten erneut kamen. An dem Tag, gegen halb zwei Uhr nachmittags bereitete ich Tortillas zu. Ich war alleine…Oh Gott ja, so haben sie mich mitgenommen und geschubst, so habe ich es gespürt. Einer hat mich mit seinen Waffen gestoßen und dann der andere, von vorne. Hinter mir war auch einer mit anderen Waffen und später als ich es spürte, war ich schon… Sie hatten mich schon in das Zimmer gesteckt und es mir angetan.

Gegen zwei Uhr nachmittags fingen sie an, Frauen in Gruppen von zehn und zwanzig herauszuholen. Manche flohen nach Hause, wo sie vergewaltigt und zusammen mit ihren Häusern angezündet wurden. Es waren viele Soldaten, um die 200. Sie fuhren Richtung Yaltoyá und dort fanden sie die Frauen, die sie vergewaltigten und töteten. In Yalambojoch blieben sie vier Tage. Sie haben die Menschen gezwungen, an verschiedenen Treffen zur Organisation der Patrouille teilzunehmen. Am Folgetag gruben sie ein Loch, in das sie Bomben reinwarfen und explodieren lassen haben. Viele Frauen sind mit ihren Kindern von der Gemeinde geflohen und wurden unweit davon missbraucht und exekutiert.

Sie haben die Frauen mit ihren Kindern und zwei Senioren in einem anderen Haus eingesperrt, eine Bombe hineingeworfen und sie verbrannen lassen. Ich werde nicht vergessen, wie eine Frau versuchte zu fliehen: sie ist aus der großen Flamme hinausgerannt, aber sie haben sie gefasst und erschossen und ihr das Herz herausgerissen.

Während diese Menschen das Massaker auf meinen Mann und meinen Sohn verübten, missbrauchten mich die anderen. Einer tötete meinen Sohn und ich sah alles. Und ich habe sie daliegen sehen, mit solchen Verletzungen, vor allem meinen Jungen. Er war gefoltert worden, er lag ohne sein Höschen. Sie lagen beide gleich, und das Genick meines Mannes war von einem Holzstock mit einer Schlinge gekreuzt, an der Brust war er von Stichen durchlöchert. Und ich vergewaltigt, das war mir egal.

Der Seelsorger, mein Schwager, wurde auch so mitgenommen. Ich habe nicht gedacht, das sie ihnen etwas antun würden… Sie ließen sie sich bekreuzigen, weil die Feier noch nicht vorüber war. Tja, sie haben gewartet, bis er sich bekreuzigt hatte und dann ermordet… Wie viele Schüsse sie ihm verpasst haben! So ist alles passiert. So ist der Mann meiner Schwester gestorben. Er, mein Schwager, spielte Gitarre. Die Brüder des Vaters meiner Schwägerin, ihr Schwager… Der Vater meiner Schwägerin ist auch gestorben… Alle Männer auf der Feier wurden ermordet.

Es passierte im Haus einer Dame, die auf der Feier war. Es war gegen sieben Uhr abends. Als sie sahen, dass wir versammelt waren, haben sie das Haus umringt. Sie hatten die Lesung noch nicht beendet, als diese Leute den Männern befahlen, herauszugehen, und den sagten, dass sie bleiben sollen… So haben sie die Männer gefasst. Der Seelsorger holte sein Buch heraus. Er ging heraus, aber in dem Moment wurden wir eingesperrt und wir hörten ihn und die Männer nicht mehr. Ich fühlte mich als wäre ich schon tot. Sie haben auch andere Frauen mit mir herausgeholt. Eine Vierzigjährige, die sie mit mir herausgeholt haben, wurde vergewaltigt. Das ist hinter dem Haus passiert. Nachdem sie das Haus in Brand gesteckt haben, haben sie mit mir getan, was sie wollten. Ich weiß nicht wie viele mich vergewaltigt haben; nachdem sie mich losgelassen haben, blieb ich zwischen ihnen liegen.

Ich habe nicht mehr darauf geachtet, ob sie die Männer herausgeholt haben oder nicht. Ich fühlte mich so ausgenutzt. Nachdem sie die Häuser in Brand gesteckt haben, blieb ich unter ihnen. Es gab Leute, die sie erkannten, sie warenwelche von ihnen. Sie waren auch diejenigen, die mich vergewaltigt haben. Sie waren die, die während der Feier [mich/uns] beobachteten.

Eines Nachts, als sie auf dem Weg in die Schutzhütte war, übernachtete sie mit ihrem Mann an einem Ort [auf der Strecke]. Nicht nur sie, sondern eine Gruppe. Und als sie die Schüsse und die Bomben hörten, sagten sie: „Oh Gott, wir haben Angst, da kommen die Soldaten.“ Mein Mann trug unser Baby, und sie haben ihn gepackt und das Baby genommen.

Meine kleine Schwester wurde von einem Soldaten gefangen genommen. Sie wurde ausgezogen, missbraucht. Sie haben sie geschlagen, und was für Schläge, und sie war so klein. Danach haben sie sie zum Dorf mitgenommen, wie jemand der sagen würde „Schaut! Schaut auf meine Trophäe!“. So als ob sie zeigen wollten, welche die Familien sind, die den Guerilleros helfen, weil sie davon die kleine Schwester hatten. Sie missbrauchten sie, sie folterten sie, nicht nur einmal. Und sie nahmen sie mit, um sie den Leuten zu zeigen. Sie haben ihr eine Waffe in die Hand gedrückt und ein Kleid angezogen. Nachdem sie ihr all das angetan hatten, haben sie ihr ein Kleid angezogen.

Ich floh mit meinen Töchterchen in die Berge, bis wir an den Schutzhütten an der Grenze ankommen würden. Aber die Armee hat uns eingeholt und sie haben mich von meinen Töchtern getrennt. Oh je, meine Töchter. Sie sind auf der einen, ich auf der anderen Seite. Sie beschuldigten uns, Guerilleras zu sein und schlugen uns mit ihren Waffen. In der Nacht sind wir geflohen, bis wir die Schutzhütten erreicht haben. Während dieser Tage haben sie mich vergewaltigt, ich glaube meine Töchter auch. Aber wo werden sie wohl sein meine Töchterchen?

Es ist mir unerträglich, es zu erzählen, weil die Erinnerungen an das, was unseren Männern widerfahren ist, so schmerzhaft sind. Wie Streuner zogen die sie auf dem Boden, Hände und Füße festgebunden.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging auf die Wache, um nach meinem Mann zu fragen. Ich fragte sie: „Haben Sie meinen Mann hier gesehen?“ Auch sagte ich ihnen, ich hätte mit ihm Kinder, ich sei mit ihm verheiratet, und wolle, dass er freigelassen wird, weil wir Kinder haben und er trage keine Schuld. Er habe auch keine Probleme, weil er vor drei Monaten seinen Militärdienst absolviert habe. Aber die Militärs wollten mir nicht zuhören. Und sie sagten mir: „Komm her“ und packten meine Hand. Sie haben mich einfach so dort festgenommen und der Soldat, der mich empfangen hatte, hat mich vergewaltigt. Er rief zwei andere und alle haben mich vergewaltigt, aber mein Mann ist nicht aufgetaucht.

Nach einigen Tagen hat die Armee die Männer mit einem Lastwagen auf die Finca genommen, sie exekutiert und verschwinden lassen.

Oh es tut so weh. Sie hatten schon meinen Mann mitgenommen, doch dann kamen sie zu mir nach Hause. Ich weinte vor Angst, aber sie kamen und ich konnte nichts machen. Und dort haben mich die Soldaten gepackt, vor meinen Kindern, und wie sie schrien und weinten vor Angst!

Ich sah ihn daliegen. Ja, ich habe ihn daliegen sehen, während ihn die Geier fraßen.

Was für ein Massaker wurde an uns begangen! Was für ein Massaker. Einer Frau wurde das Kind weggenommen. Arme Frau! Das sind keine Menschen… Das ist die pure Hölle. Sie haben ihr Kind gepackt und zusammengeschlagen, danach ist die arme Frau gestorben, das war furchtbar. Oh mein Gott, wie wird der Tod sein? Denn der Tod, den wir gesehen haben ist hässlich. Sie haben das bloße Kind in den Dornbusch geworfen; den Mund zugedeckt und die Augen zugedeckt. Ein Messerstich hier, sehen Sie, und eine Einschussstelle. Das Baby haben sie dann in eine Art große Binde gewickelt und da blieb es, das Arme.

Man konnte sehen, wie sie die Frauen mit den Waffen in den Bauch schlugen; oder sie legten sie nieder und sprangen so lange auf ihre Bäuchen bis deren Baby wie ein Kern herauskam, ganz missgebildet.

Ich habe gesehen wie sie ihr Waffen in die Vagina hineinsteckten und so deren Fötus töteten. Blut kam heraus. Danach haben sie ihr den Kopf eines gerade ermordeten Mannes in den Bauch gesteckt.

Am 15. Juli 1982 im Hof Tzalamabaj, in Chiché, einem Bezirk von Quiché, versuchte eine Familie zu fliehen. Aber die [Soldaten] kamen und fanden alle und das erste was sie taten, war die Mutter [und eine Frau] nach der anderen vor der Familie zu vergewaltigen. Darauf haben sie die Mädchen genommen… Sogar die Kleinste, die 9 Jahre alt war. Sie haben das Haus in Brand gesteckt. Da haben alle überlebt, niemand ist gestorben.

Es gab zehn Henker, die im Schichtdienst arbeiteten, um die Leute umzubringen. Während fünf töteten, ruhten sich die anderen fünf aus. Wobei Teil der Entspannung bestand, Mädchen zu vergewaltigen. Nachdem sie sie vergewaltig hatten, pfählten sie sie und steckten ihnen Stöcke in die Genitalien.

Da war es ähnlich. Zuerst vergewaltigten sie die arme Frau; danach folterten sie sie. Aber erst nachdem alle Offiziere und Ausbilder sie missbraucht hatten, folterten und töteten sie sie.

Ich habe mich sehr schlecht gefühlt. ich dachte an viele Sachen. In manchen Augenblicken dachte ich daran, ihn zu schlagen. Aber ich konnte nicht, weil er eine Waffe trug. Ich habe Angst vor ihm gehabt, weil wenn ich ihn geschlagen hätte, hätte er mich sofort töten können. Ich zitterte. Ich hatte sehr viel Angst.

„Wenn du uns nicht machen lässt, liefern wir dich denen mit den Waffen aus“, sagten sie zu mir in meiner eigenen Sprache. „Gut“, sagte ich. Wie konnte ich nicht akzeptieren. „So rette ich mein Leben“. Deswegen bereiteten wir ihnen das Essen zu, deswegen gaben wir ihnen unsere Körper.

Mein Leben war echt hart. Danach habe ich mich schlecht gefühlt. Ich sagte meinem Vater und meiner Mutter, ich hätte das Gefühl, es wäre besser gewesen, wenn ich gestorben wäre. „Es wäre besser, wenn sie mich getötet hätten“, sagte ich zu mir. Diese Probleme führten zu dem Punkt, an dem ich versuchte, mich umzubringen. „Wozu will ich so ein Leben?“ Ich dachte immer daran: „Warum will ich so ein Leben?“

Die Leute, die sich versammelt hatten, kamen, um zu sehen und sagten, man müsse die [Frauen] befreien. Aber andere sagten, es sei besser das nicht zu tun, weil die Soldaten wiederkommen würden und alle töten würden. „Wenn sie kommen, werden sie sehen, dass wir versuchen, die Frauen herauszuholen und werden uns töten…“ Welche Angst hatten die Menschen!

Es gab keinen Respekt vor der Menschlichkeit oder vor dem Leben. Sie raubten, ermordeten. Meiner Mutter haben sie die Brüste mit einem Messer entfernt und sie dann erhängt. Sie haben Frauen vergewaltigt, getötet und gepfählt.

Uns war empfohlen worden, zuhause nie über irgendwas zu sprechen. Selbst wenn jemand was wisse, dürfe man es nicht sagen. So haben wir nie etwas gesagt.

Die Armee kam aus San Juan Atitán. Als sie an dem Tag an der Schule ankamen war ich 10 Jahre alt. Sie forderten die Lehrer auf, die älteren Mädchen aus den Klassen zu holen, um sie zu missbrauchen. Alle Mädchen der Schule. Sie drohten: „Wenn ihr die Mädchen nicht rauslasst, setzen wir die Schule in Brand und das wird euer aller Ende.“ Also hat uns der Lehrer herausgeholt und wir gingen hinaus. Wir waren [zuerst] zu viert. Sie haben uns in diesem Moment gepackt, zum Fuße des Bergs gezerrt und vergewaltigt. Fünf von uns wurden vergewaltigt und noch mehrere ältere Mädchen. Alle Soldaten gingen daran vorbei, alle schauten zu.

Was an dem Tag passierte… Das war ungefähr um 10 Uhr morgens… dann ist es passiert. An dem Tag habe ich nur geweint. Sie haben mich über alles ausgefragt, alles. Sie haben meine Tante ausgefragt, meine Oma war auch dabei, und meine Neffen. [Sie wollten wissen] wo meine Cousins seien. Wir wurden im Haus eingesperrt: „Gut, da ihr uns nicht sagen wollt, wo sich dein Mann befindet…“ Sie ließen uns dort drin und sperrten die Tür zu. Sie ließen uns dort mit meiner Oma und meiner Tante. Sie nahmen sich alle Frauen. Das ist passiert. Das waren diejenigen, die dort hineinkamen.

Wenn die Militärs eine Frau fanden, packten sie sie bei der Hand und vergewaltigten sie auf der Stelle. Und so sind viele, viele Frauen missbraucht worden. Als Sie damals kein fließendes Wasser hatten, war es fürchterlich zum Fluss zu gehen, um Wasser zu holen, weil die Soldaten die Frauen immer verfolgten.

Zwei Jahre lang blieben wir zusammen mit den anderen Witwen und sie ließen uns arbeiten. Die Armee ließ uns für sie kochen. Aber nach zwei Jahren mussten wir uns trennen, weil manche Frauen mit anderen Männern zusammenkamen und fortgingen und ich weiß nicht mehr wo sie sind. Wir fünf hielten weiter durch. Wir gaben denen unsere Körper und gaben denen zu essen und so hielten wir durch.

Als sie meinen Mann mitgenommen haben, blieb ich in deren Händen. Dann bereiteten wir ihnen Nahrung zu, wir versorgten sie auf der Wache, wir kochten ihnen Essen, die Tortillas… Und sie vergewaltigten uns. Sie vergewaltigten uns, weil sie sagten: „Wie werdet ihr denn sonst die Tortillas und das Essen bezahlen, das ihr gerade esst?“.

Am Tag als sie 15 Menschen mitnahmen – Männer, Frauen und Kinder – haben sie die Männer eine ganze Nacht lang in der Kirche eingesperrt, wo sie sie folterten. Die Frauen wurden in der Schule eingesperrt, wo sie dann alle vergewaltigt wurden: kleine Mädchen, Seniorinnen, alle wurden in der Schule vergewaltigt.

Bei Einbruch der Dunkelheit haben sich viele von uns Frauen angewöhnt, sich nachts mit den Kindern in den Bergen zu verstecken, um nicht vergewaltigt zu werden. Andere fanden Unterschlupf im Haus von Nachbarinnen, die weiter weg wohnten. In einer Gemeinde rief die Armee eine Versammlung aller Verwitweten aus, nachdem sie ihre Männer hatten verschwinden lassen. In dem Haus wo die Versammlung stattfand, haben die [Soldaten] die Frauen erneut kollektiv vergewaltigt. Alle diese Witwen waren schon bei der Festnahme ihrer Männer vergewaltigt worden. „Ihr seid geblieben, ihr seid am Leben“, sagte ein General, „das ist nicht unsere Schuld. Warum lebt ihr denn noch? Wozu lebt ihr noch? Es ist das Gesetz, das uns befiehlt, Menschen zu töten.“

Der Offizier hatte seine Mördergrüppchen und befahl ihnen, wie sie zu töten haben. „Heute werdet ihr entweder köpfen oder mit Stacheldraht aufhängen. Heute vergewaltigt ihr alle Frauen“. Häufig wurden die Befehle im Voraus gegeben, manchmal vor dem Opfer selbst. Sie vergewaltigten die Frauen… An einer einzigen vergingen sich 20 oder 30 Soldaten. Wenn sie eine Frau mochten, ließen sie sie laufen. Ansonsten tötete sie der Letzte in der Reihe.

Sie sind in unser Haus eingedrungen, haben ihn gefesselt und… fast möchte ich mich nicht daran erinnern, denn es ist… Sie haben ihn an einen Stock festgebunden und mitgenommen. Sie haben mein Haus umzingelt und kamen zu mir hinein. Ich konnte nicht mehr raus und blieb zwischen den beiden [Soldaten] gefangen.

„Dein Mann ist nicht gestorben“, sagten sie mir, „er hat ein besseres Zuhause gefunden“. Diejenigen, die mich vergewaltigten, nahmen meinen Mann mit, holten meine Kinder hinaus und ließen nur mich mit ihnen drinnen. Es tut weh. Alles was passiert ist, ist schmerzhaft. Sie haben mein Haus und mein Hab und Gut angezündet… (GA-AV-13/09/2005)

Wenn die Männer uns Frauen fanden, brachten sie uns ins Gefängnis. Da wir unterwegs immer unsere kleinen Kinder an der Brust hielten, wurden sie mit uns inhaftiert. Sie waren Zeugen der Vergewaltigungen, die die Soldaten an uns begingen. Die Kinder an der Brust, inmitten der Vergewaltigungen.

Ich fühlte mich schon tot. Es gibt andere Frauen, die mit mir geholt wurden. Eine, die mit mir dabei war, wurde 40 Tage nach der Entbindung vergewaltigt. Das passierte hinter ihrem Haus. Nachdem sie das Haus angezündet hatten, vergingen sie sich an mir. Nachdem sie mich freigelassen hatten, blieb ich unter ihnen. Ich habe dann nicht mehr bemerkt, ob sie sie [die Männer] herausgeholt haben oder nicht.

Frauen wurden viel geschlagen; [sie wurden] missbraucht und geschlagen. Sie nannten sie „Kühe, pst, Kühe, pst, Weidekühe“.

Um zehn Uhr morgens sagte der Offizier: „Es ist besser, die Frauen aufzuteilen: eine je zwei Soldaten. Diese Frauen werden das Essen zubereiten und die anderen werden zum Vergnügen sein. Wir werden 15 Tage lang bleiben und in diesen 15 Tagen werden wir euch benutzen“.

Da meine Schwangerschaft nicht vom Verkehr mit meinem Mann, sondern von irgend einem Soldaten stammt, habe ich mich mit Gott getröstet. Manche Leute haben mir gesagt ich solle das Kind weggeben oder töten, aber wie kann ich es weggeben, wenn es mein Sohn ist? Wie kann ich es töten, wenn es mein Sohn ist?

Sie sagten uns, wir seien die Verwalterinnen der Armee.

Meine Kinder sind mit mir auf die Wache gegangen, weil ich niemanden hatte, mit dem ich sie hätte lassen können und sie mussten essen. Meine Kinder waren mit mir als ich vergewaltigt wurde, und als die Militärs anfingen mich anzufassen, fingen die Kinder an zu weinen. Meine Kinder fragten mich nicht danach. Ich erzähle es ihnen auch nicht, weil es nicht gut ist. Als das passierte waren sie noch klein. Deswegen denke ich, dass sie sich nicht daran erinnern. Wenn sie sich erinnern würden, hätten sie mich gefragt.

Man spürt das Leben nicht mehr. Man weiß nicht, ob man überleben wird oder … oder nicht überleben wird. Wissen Sie… man zittert nur. Seit damals ist die Angst geblieben, weil sobald man [wieder] spürt, dass [die Soldaten] da waren, fühlt man sich als würde diese Stelle hier zerbrechen, als würde sich einem das Herz öffnen… Aber man hat kein Herz mehr.

Ja, manchmal denke ich und sage zu mir, es wäre besser, wenn ich gestorben wäre. Warum bin ich am Leben? Ich leide. Wenn ich nachts einschlafe, habe ich gute Träume: Ich komme aus dem Bett und setze mich unter einen Baum und sage (ich bin wie verrückt): „Gott weiß, wann er mich zu sich rufen wird”.

Und das haben sie mir angetagn, fünfzehn Tage lang hatte ich Blutungen, es floss und floss. Als sie mich vergewaltigt haben, haben sie mir den Mund zugedeckt damit ich nicht schreien konnte, und so vermummt haben sie mich auf dem Boden gehalten. Und meine Kinder… Ich kann mich nicht erinnern, ich war betäubt. Sie haben mich mit dem Gewehrkolben geschlagen. Mein rechter Fuß wurde dabei verletzt, er ist es immer noch.

Nachdem das passiert ist, habe ich mich gewaschen, eingecremt. Ich habe viele solcher Sachen gemacht, da ich Angst hatte, mein Körper wäre infiziert worden. Ich hatte Angst er wäre verseucht, und so habe ich mich gewaschen und mit Pflanzen behandelt. Ich habe so viel getan. Gott sei Dank war da nichts.

Wenn ich Schmerzen bekomme, dann denke ich, dass es die verletzte Sehne ist; ich habe Krämpfe an der Taille, die bis zum Herzen reichen… Es tut mir weh. Wenn ich laufe, dann spüre ich einen starken Stoß an meinem Fuß. Das ist, weil sie mich vergewaltigt haben.

Ich muss sagen, das dieser Schmerz, den ich empfinde, nicht vergehen kann, denn er hat sich in meinem Herzen eingeprägt, in meinen Gefühlen. Denn, passen Sie auf, während des Krieges habe ich auf der Flucht ein Kind bekommen, weil sie meinen Mann ermordert hatten. Ich war unterwegs, um meinen Mann sehen zu können, doch dies war schon das Datum der Entbindung… So musste ich vier Stunden lang zu mir nach Hause laufen, aber mit dem Baby schon in der Hand, tot. Deswegen ist da dieser Groll, diese Traurigkeit, die nicht vergeht, wenn ich mich zurückerinnere. Nein, ich erinnere mich besser nicht daran.

Sowas löscht sich nicht aus dem Gedächtnis, selbst wenn du versuchst einzuschlafen, wenn du unterwegs bist, einkaufen gehst; du siehst alles vor dir bis du einschlafen kannst. Aber sobald du aufwachst ist es schon im Kopf, weil sie einem ins Gesicht geschaut haben und zu einem Sachen gesagt haben… Sowas vergisst man nie.

Sie haben mein Haus verbrannt, sie haben einen meiner Köter verbrannt. Es ist so traurig – mein Maisfeld mit den Kolben. Mein Maisfeld hatte 20 Cuerdas [Flächenmaß in Guatemala] – alles verbrannt. Meine Bohnenpflanzen, sie waren in der Blüte, verbrannt. Meine Kürbisse, meine blühenden Bohnenpflanzen… Oh Gott! Alle meine Sachen… Ich habe auch meine Hühner verloren, jetzt habe ich nichts mehr.

Seit dem Moment, in dem sie mich vergewaltigt haben, blieb die Angst in mir. Ich wollte nicht, dass sie mich erneut aufsuchen, denn ich fürchtete, dass sie mich wieder vergewaltigen würden. Denn ich habe schon verstanden, was die Polizeistreife des Landguts mit mir getan hat. Und alles was ich erlebt habe, war schmerzhaft. Ich habe mehr gelitten als ein Tier, weil ich schwanger war als sie mir all das angetan haben.

Das Leben ist traurig, traurig, traurig… Ich fühle mich schmutzig. Sie wissen warum. Ich aß nicht, obwohl das Essen fertig war. Warum noch essen… Und [stets] fing die Schießerei an. So eine Angst! Ich fiel in Ohnmacht, ich hatte solche Kopfschmerzen, meine Nerven… Das habe ich, das ist die Angst. Sie geht nicht weg. Es ist die Angst. Man wird dürr und blass. Es ist nicht mehr das Gleiche. Man hat keine Lust zu essen. Ich habe einige gesehen, die so sehr abgenommen haben, dass sie gestorben sind.

Ich habe gesehen wie meine Tochter von vielen Soldaten vergewaltigt wurde. Sie war nur 12 Jahre alt. Sie wurde aus meinem Bett gerissen. Es waren vier Soldaten, die meine Tochter vergewaltigt haben. Sie sagte nur: „Mama hilf mir, Mama hilf mir”. Sie schlugen sie heftig und sie hörte nicht auf zu weinen.

Sie fassten uns und brachten uns in ein Zimmer des Gemeindezentrums, wo sie eine Gruppe von uns Frauen vergewaltigten. Mehrere vergingen sich an mir, davon erlitt ich fast ein Jahr lang Blutungen…

Es war ein Unteroffizier, der den Soldaten die Befehle erteilte.

Ich fühle mich sehr traurig. Ich bin immer krank und gehe nie aus dem Haus… Mein Herz schmerzt.

Sie wollten, dass ich mit ihnen schlafe aber ich wehrte mich dagegen. Doch dann haben sie mich [fast] geköpft. Es gab Blut, und dann habe ich nachgegeben… Ich war im 6. Monat schwanger. Zwei Wochen später kam mein Baby tot auf die Welt

Ich war 10 Jahre alt. Sie haben mich mit anderen Frauen auf die Wache gebracht und dort an Händen und Füßen gefesselt… Sie haben mir einen Lappen in den Mund gesteckt… und fingen an, mich zu vergewaltigen… ich wusste nicht mal, wie viele es von ihnen gab… ich verlor das Bewusstsein… Und das Blut floss… Später konnte ich weder aufstehen noch urinieren…

Ich wurde gestochen und habe davon Narben fort getragen. Wenn sie mich vergewaltigten, dann konnte ich danach nicht mehr gehen und sie warfen mich herum wie einen Ball.

Es waren viele Frauen, die auf die Wache gebracht wurden. Alle wurden von den Soldaten vergewaltigt.

Sie haben mich die ganze Nacht lang missbraucht. Es waren um die 20 Soldaten. Am Ende habe ich das Bewusstsein verloren.

Sie haben meiner Tochter die Brust aufgeschlitzt und das Herz herausgerissen. Welche Schuld trug denn mein Kind?

Sie haben uns alle mitgenommen. Wir wurden alle im Gemeindesaal vergewaltigt.

Wie es schmerzt, wie es schmerzt, daran zu denken…

Ich kehrte zurück nach Hause und alles war niedergebrannt. Sie haben mein Haus in Brand gesteckt, in dem mein Sohn war. Sie haben mein Haus in Brand gesteckt mit meinem Baby dort drin.

Die Soldaten ließen mir keine Scham – sie ließen mich nackt.

Das war traurig… Man hat so viel gesehen.

Das siebenjährige Mädchen wurde von so vielen Soldaten vergewaltigt, dass sie sie entzweigerissen haben.

Sie hielten mir den Mund zu und sagten: „Du bist hübsch, also sei still”.

Demut und Respekt sind Teil unserer Kultur, deswegen danken wir auf diese Weise denen, die uns endlich sprechen lassen.

Sie kamen am 05. November – Polizeistreifen wie Soldaten. Als sie kamen war ich alleine, denn mein Vater und meine Mutter waren unterwegs. Wir aßen zu Mittag als sie eintrafen und so bin ich mit meinem drei Monate alten Bruder geflohen. Die anderen [Geschwister] blieben zuhause. Ich floh mit meinem kleinen Bruder, aber die Armee lockte uns in einen Hinterhalt und schoss auf mich und so lief ich weg. Als wir abends wieder heimkehrten, hatten sie meine Geschwister nicht getötet, nur dort gelassen. Am 20. November kamen sie erneut, aber dieses Mal töteten sie meine Mutter. Sie töteten meine Mutter und meine vier Brüder. Ich eilte davon, sonst hätten sie mich getötet. Für etwa 50 Meter schauten sie mir hinterher und schossen dann ab, ich rannte und rannte und sie konnten mich nicht einholen.

Was machten sie? Mein Vater schüttete Mais darauf und sein Vater Erde.

Ich blieb ganz alleine auf dem Berg; mein Haus verbrannt, mein kleiner Bruder verbrannt. Ich habe ihn nicht wiedergesehen.

Ich war dort, ich habe meinen Bruder gesehen. Der Schuss fiel ihm ins Genick und kam aus einem Auge wieder heraus.

Meine Familie ist verhungert, weil wir uns auf hohen Bergen befanden. Wir hatten nichts zu Essen außer Wurzeln.

Was die Soldaten gemacht haben…

Ich bedauere es sehr und es macht mich traurig. Ich will keinen weiteren Krieg erleben. Ich will mit meinen Kindern keinen Krieg mehr sehen. Meine Kinder, die überlebt haben, und meine Enkel. Ich sage [mir], es sind meine Kinder und Enkel und ich will, dass es aufhört, dass es keine Kriege und Tote mehr gibt. Es macht mich sehr traurig, weil wir plötzlich nicht mehr schlafen konnten. Wir hatten nur noch Angst. Wir dachten nur daran und diese Situation möchte ich nicht mehr erleben. Aus diesem Grund sind wir hierhergekommen, um zu reden, weil wir diesen Zustand nie mehr wollen.

Meine Mutter wurde mit einem Stein am Kopf erschlagen und starb.

Wir und unsere Mütter wurden krank und fielen in Ohnmacht. Auch meine Brüder erkrankten, weil so viel Krieg herrschte.

Die Menschen waren auf dem Markt. Sie sagten [uns]: „Wir kommen euch besuchen“. Später versammelten sie uns und begannen uns zu beschießen. Die Bevölkerung zog sich in den Wald zurück. Versteckt mit den Tieren auf dem Berg. Die Armee kam und aß die Tiere und warf Bomben und Bomben und schlief in unseren Häusern. Sie blieben drei Monate lang. Die, die überlebten, überlebten zwischen den Felsen des Berges.

Es gab schon ein Loch. Sie haben drei Männer erschossen und sie fielen hinein. Vor den Augen der Nachbarn. Sie sagten, die Leiter seien schlechte Menschen. Sie forderten sie auf, sich um die Fahne zu kümmern. Er hatte sehr viel Angst, denn er hatte seinen Cousin sterben sehen.

Es kamen Flugzeuge, die an dem Ort, wo die drei Toten waren, Bomben abwarfen. Sie warfen einen halben Tag lang Bomben ab. Ende Februar kam die Armee erneut. Sie besuchten das verbrannte Dorf und fingen an zu schießen. In der Nähe des Dorfes wohnten fünf Familien. Die Armee fand sie und massakrierte sie. Männer und Frauen. Es gab fünf Tote unter den Senioren und Kindern. Es gab kein Leben mehr, keine Hoffnung mehr.

Diese vier Frauen… Catarina war eine Seniorin, deren Nachnamen ich nicht mehr kenne, sie war zwischen 70 und 76 Jahre alt, sie wurde geschlagen und liegen gelassen. Die Frau Juana Solís wurde geköpft. Margarita Velásquez trieb [gerade] ein Tier auf die Weide, sie wurde eingeholt, sie ließen auch sie da liegen. Sie wurde zerstückelt als wäre sie eine Kuh, ein Stück hier, ein Stück dort… Sind wir denn etwa Tiere?

Die Armee kam ein weiteres Mal und tötete meinen Bruder. Und meinen Großvater. Als ich ankam und die Toten [sah], weinte und zitterte ich. Ich hatte keine Lust mehr zu essen. Mein Vater ist gestorben, es gab also niemanden mehr, der sich um uns kümmern würde. Die Armee kam… sie kamen an einen Fluss. Der Fluss trug die Kleidung seiner Schwester weg. Die Armee fing mich. Als sie mich zum Landgut La Perla brachten, da dachte ich, sie würden mich umbringen, aber es kamen weitere Menschen. Da waren viele Kinder, unheimlich viele Leute übereinander gehäuft. Ich habe geweint. Mein Onkel sagte, ich solle nicht mehr weinen, damit sie nicht sehen, dass wir uns kennen, und gab mir zu Essen. Eine der Schwestern, María Santiago Cedillo, kümmerte sich um mich, sie versorgte mich. Sie sagte, sie würde hinausgehen und ihre Mutter herbringen. Als sie herausging wurde sie ermordet. Ich erlebte, wie sie sie ermordeten. Sie kamen wegen meiner Mutter. Ich wollte nicht mit ihr gehen, weil ich dachte, sie sei nicht meine Mutter. Ich weinte viel und als ich hinsah hielten sie meine Mutter nackt auf dem Boden, weinend. Als mein Bruder mit einem Ball kam, lag meine Mutter auf dem Boden wie ein Tier. Alle drei weinten, weil wir uns gefunden hatten. Meine Mutter sagte: „Jetzt, wo ich dich gefunden habe, bin ich glücklich“, und alle drei am Weinen, weil wir uns wiedergefunden hatten.

Das erste Haus haben sie in Brand gesteckt. Sie haben die Menschen darin verbrannt. Man hörte die Schreie der Frauen und der Kinder. Sie wurden alle verkohlt. Sie stiegen höher bis zum Haus des stellvertretenden Bürgermeisters und erschossen ihn. Die ganze Familie starb – sie wurden erschossen. Sie wurden verbrannt. Das Haus verbrannte. 12 oder 13 Menschen starben darin.

Sie packten mich am Hemdkragen, da brach mein Genick. Sie steckten mich in ein Zimmer des katholischen Klosters, sie ließen mich an den Balken der Decke hängen, mit den Händen nach oben. Sie hängten mich gegen zwei Uhr nachmittags, bis um 10 Uhr des folgenden Morgens, als sie mich losbanden. Ich konnte nicht mehr gut sehen oder hören. Sie sperrten mich in einen größeren Saal als diesen. Der Saal war voller Blut wie ein Brunnen bei den Häusern. Sie banden mich an ein Rohr fest. Ich blieb im bloßen Blut sitzen. Ich habe gelitten. Dieser Schmerz wegen meiner verstorbenen Brüder. Das habe ich an meinem eigenen Leib gespürt. Deswegen sage ich, dass was dieser Herr sagt, es sei nichts passiert, eine Lüge ist. Ich sage ja, es ist passiert, es ist wahr, ich habe diesen Schmerz erlebt, es ist die Wahrheit.