Oscar Kargruber
Rebecca, 2025
Linde, Schnitzerei
29 x 21 x 73 cm
Ohne Titel (swarm), 2025
Wasserfarbe auf Hartfaserplatte, Holz, Acryl
200 x 120 cm
Ohne Titel (man and bird), 2025
Bleistift auf Papier, Glas, Holz
22,5 x 15,5 cm
Courtesy der Künstler
Oscar Kargruber (*1999, Sulzrain, DE) studiert Bildhauerei an der Städelschule in Frankfurt. Seine Arbeitsweise umfasst Zeichnung, Malerei und Skulptur. Seine Bildwelten suchen nach einer Stimmung, die durch essenzielle Formen Momente des Unheimlichen und Ambivalenten greifbar machen.
Für And This is Us 2025 hat er eine Holzskulptur geschaffen, die mit Elementen der abstrakten Malerei und Zeichnungen inszeniert wird. Die Holzskulptur stellt eine menschliche Figur dar, die aufrecht schreitend aus einem Gebüsch tritt und mit den Händen Pflanzen umklammert. Mit ihrem Blick sucht sie den unsrigen. Ihr Ausdruck ist mehrdeutig, rätselhaft, der Mund leicht geöffnet. Die Skulptur scheint einen in der Zeit eingefrorenen Moment darzustellen, eine Handlung, die in ihrer Bewegung festgehalten und in Holz gebannt wurde. In ihrer unaufgelösten Spannung verweigert sie sich jedoch der genauen Deutung.
Kargruber beschreibt seine Motive als intuitive Momente, die beim Zeichnen und aus persönlichen Erinnerungen heraus entstehen. Sie verweisen in ihrer Symbolik und ihren formalen Anlagen auf kunsthistorische, literarische und filmische Werke. In seinen Skulpturen sucht er nach einer Ursprünglichkeit der Form, nach dem Seltsamen, Manischen, Authentischen und Leidenschaftlichen.
So dienen Karl Blossfelds fotografische Nahaufnahmen von Pflanzen aus der frühen Moderne Kargruber als Vorlage des geschnitzten Gebüschs. Ihn faszinieren Vielfalt und strenge Form in Blossfelds Vergrößerungen, die so eine totemhafte und fast bedrohliche Schönheit schaffen. Diese überträgt Kargruber als ästhetische Elemente in seine Holzskulptur.
Kargruber tastet sich in seiner Arbeit fast programmatisch an die Darstellung von atmosphärischen Kipppunkten heran, an denen das Schöne in etwas Unheimliches umzuschlagen droht und so die Grenzen zwischen Gut und Böse, Schönheit und Gefahr verwischen. Er sucht nach der Zweideutigkeit. Fühlt sich die Person bedroht und greift nach den Pflanzen, um Halt zu finden oder ist sie selbst eine Bedrohung, die sich im Gebüsch versteckt und die Pflanzen mit aller Kraft festhält?
Die Ausbildung zum Holzbildhauermeister erlaubt es Kargruber seine virtuose Fertigkeit einzusetzen, um aus dem intakten Holzblock filigrane Figuren mit delikaten Durchbrüchen herauszuarbeiten. Die Holzfigur wird räumlich um zwei Wandarbeiten erweitert. Eine abstrakte Malerei getupfter Farbpunkte, die eine spiralförmige Bewegung beschreibt. Und eine kleine Bleistiftzeichnung, auf der eine Figur im Profil einen Kern zwischen ihren Lippen hält, den ein Vogel mit seinem Schnabel fasst. Die Bilder versteht Kargruber als eine Materie gewordene Energie, die das Kraftfeld um seine Figuren als gestische Spur erfahrbar macht.
Oscar Kargruber lässt sich von bildhauerischen Bezügen aus der Antike und der Moderne inspirieren. Die Kraft frontaler Repräsentation aus der griechisch-archaischen und ägyptischen Skulptur, aber auch der etruskischen Kunst klingen in seiner Bildsprache nach. Ihn interessieren reduzierte Formen, die nur das Essenzielle zulassen. In seinen Arbeiten ist der Künstler nicht an naturalistischen Darstellungen interessiert. Sein Umgang mit Volumen und Anatomie ist eher stilisiert als idealisiert. Die Silhouette des Körpers ist in seiner linearen Form universell. Sie verwirft geschlechtliche Attribute und individuelle Züge. Und doch ist der Blick von zentraler Bedeutung und in seiner Ausarbeitung ausdrucksvoll. Dank seines zeitlosen und roh anmutenden Stils, ist Kargruber ein Vertreter der zeitgenössischen Haltung, die sich bewusst aus den aktuellen Formen gegenwärtiger Ausdrucksweisen löst.
Oscar Kargruber (*1999, Sulzrain, DE) studiert seit 2022 Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main (DE) bei Prof. Tobias Rehberger. Zuvor studierte er von 2021 bis 2022 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe (DE). Zwischen 2016 bis 2021 absolvierte Kargruber eine Lehre zum Holzbildhauermeister an der Städtischen Berufs- und Meisterschule für das Holzbildhauerhandwerk in München (DE). In seiner Arbeit setzt er vor allem auf traditionelle künstlerische Techniken wie Skulptur, Malerei und Zeichnung. Während seine Motive meist in intuitiven Momenten entstehen, bauen sie in ihrer Symbolik und Formalität bewusst Bezüge zu Kunsthistorie, Literatur und Film auf.
Oscar Kargruber präsentierte sein Werk in folgenden Institutionen: Piktogram, Warschau (PL), Galleria Fuocherello, Turin (IT), Halfsister, Berlin (DE), Delphispace, Freiburg (DE), Kornhäuschen, Aschaffenburg (DE). Seit 2024 ist er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.