Roots – Eko Nugroho

Eko Nugroho, geboren 1977, lebt und arbeitet in Yogyakarta (ID)

NICHT POLITIK, SONDERN SCHICKSAL (Non political, but destiny), 2015
ortsbezogene Wandmalerei
Acylfarbe
Courtesy the artist

TRAVELLER, 2015
Fiberglas und Acryl
Courtesy ARNDT Berlin

UNTITLED, 2012-2013
Stickereien
Courtesy ARNDT Berlin

Eko Nugroho betrat die Kunstszene Yogyakartas kurz nach Beginn der Reformasi (1998-2001), der frühen Phase der Demokratisierung in Indonesien. Als ausgebildeter Maler, wurde er eine der Schlüsselfiguren der vielfältigen Street Art-Szene in der Stadt. Mit der wachsenden Meinungsfreiheit in Indonesien nach der Suharto-Ära, wurden die Straßen zu öffentlichen Galerien und Foren des Austauschs, durch die der Stadtraum wiederbelebt wurde. Nugrohos Wandmalereien im Frankfurter Kunstverein entstanden als ortsspezifische Werke. Der Künstler verbrachte zahlreiche Nächte, in denen er die raumgreifenden Gemälde direkt auf die Wände und Decken des Foyers, des imposanten Treppenhauses und des ersten Stocks auftrug. Die Motive entwickelte er als Reaktion auf seine Eindrücke von Frankfurt, den Begegnungen mit den Menschen auf den Straßen und die unmittelbare Umgebung der Institution. Als Ereignis kann die Arbeit nicht wiederholt werden und ist in diesem Sinne flüchtig.

Ein großer Teil der künstlerischen Praxis von Nugroho ist das Ergebnis seines langjährigen Interesses für das demokratische Potenzial von Reproduktionstechnologien, die Produktion und Verbreitung von Kunst, sowie ihre Zugänglichkeit als ein mögliches Instrument für Kommunikation. Er kombiniert die symbolische Sprache und Logik aus Comic-Heften mit einer typisch javanischen Strategie des satirischen und schwarzen Humors, um politische und soziale Situationen zu beleuchten. Seine konstruierte Welt ist bevölkert von persönlichen Symbolen einer Menschheit, die sich durch Einflüsse von Außen verändert und in hybride Wesen Halb-Mensch/Halb-Maschine mutiert.

Dies wird in „Traveller“ besonders deutlich. Der Reisende (tukang dholan) ist eine symbolische Figur, ein zielloser Wanderer, der mit seinen unzähligen Vogelschnäbeln seine Geschwätzigkeit zur Schau trägt. Die vielen Mäuler suggerieren unaufhörliches Geschnatter und gleichzeitig die Unfähigkeit zuzuhören, die Nugroho als Wesensmerkmal digitaler Kommunikationsgesellschaften beschreibt. „Traveller“ steht als künstlerische Befragung, wie Demokratie und eine demokratische Gesellschaft durch den politischen Diskurs nach der Reformasi-Arä definiert wurde.

Wie viele Künstler aus Yogyakarta integriert Nugroho traditionelles Handwerk aus Indonesien in seine zeitgenössische Kunstpraxis. Für die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein wurden fünf Stickereien aus der umfangreicheren Serie „Street Talk“ ausgewählt. Bilder, auf denen er während seiner vielen Reisen die Alltagspolitik und das Miteinander der Menschen aufgenommen hat, wurden in großformatige Stickereien übersetzt.