Sargon Khnu
Scene I-V, 2025
Fünf Basreliefs aus Lindenholz, jeweils 61 x 66 x 6 cm
Offering, 2025
PLA-Biokunststoff, Farbe, Kunsthaar
112 x 215 x 69 cm
Courtesy der Künstler
Sargon Khnu (*1991, Assyrer) studiert an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und lebt zwischen Frankfurt und Berlin. Als Herkunftsort nennt er Assyrien – also die antike Landschaft in Mesopotamien, in der sich die alten Traditionen der Akkad und Sumer Kulturen verorten. In seiner Arbeit untersucht er den Zusammenhang zwischen sexuellem Begehren und Macht.
Khnu lotet die flüssige Grenze zwischen Verführung, Begehren und Verletzlichkeit aus. Für die Ausstellung And This is Us 2025 hat er eine Skulptur und Basreliefs geschaffen, die sich mit den Themen Unterwerfung und homoerotischer Spannung auseinandersetzen. Sein zentrales Motiv sind männliche Figuren, die in der Vorbereitung ihres Körpers auf einen sexuellen Akt dargestellt werden. Auf dem Boden kniet eine überlebensgroße Figur. Der Körper ist nackt und hat überzeichnete Formen. Die Muskulatur ist exaltiert und die Taille wespenhaft. Die Pose bietet sein Hinterteil mit runden und prallen Pobacken an. Man sieht seine Hoden. Das Gesicht ist unter den langen, schwarzen Haaren nicht zu erkennen. Die Oberfläche des Körpers ist perfekt, weiß und glatt.
Sargon Khnu hat die Figur digital modelliert, 3D gedruckt, die einzelnen Partien zusammengefügt und dann von Hand mit organischen und anorganischen Materialien aufwendig bearbeitet, um eine makellose Oberfläche herzustellen.
An der Wand präsentiert Khnu fünf Holztafeln. Digital entstandene Zeichnungen hat er in Lindenholz zu Flachreliefs gefräst und sie manuell nachbearbeitet. Auch hier sind die Figuren männliche, idealisierte Körper, die auf die Erkundung von Ritualen der Vorbereitung auf die körperliche Begegnung mit dem Anderen fokussieren. Eine Figur ist mit einer großen Schleife um die Brust verziert, als wäre sie ein lebendes Geschenk.
Seine Ästhetik ist ein Hybrid aus der Anatomie von Bodybuilder:innen, die Khnu mit der so genannten Anime-Barbie-Ästhetik kombiniert und so mit konventionellen Kategorien bricht. Modedesigner:innen und die Modeindustrie inspirieren ihn ebenfalls, sodass er bereits für das Pariser Modebrand Ottolinger Accessoires entworfen hat.
Khnu beschäftigt einerseits die Frage des Körpers als Inszenierung und Konstruktion von Identität und somit auch die Frage nach der Selbstdarstellung. Andererseits die Frage nach dem Begehren als nicht heteronormative Urkraft. So bezeichnet er Das Homosexuelle Begehren des französischen Theoretikers und Vordenkers der LGBTQ Bewegung, Guy Hocquenghem oder Michel Foucaults Sexualität und Wahrheit als seine Referenzen. Khnu interessiert, wie Sexualität die Selbstwahrnehmung und soziokulturelle Normen und die Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft prägen. Ideen über Identität, Macht und Symbole beeinflussen seine Arbeiten und Fragen, wie man menschliche Emotionen und innere Zustände darstellen kann. Die Ökonomie des Gebens und Nehmens sowie die Beziehung zwischen Selbstaufopferung und Autorität innerhalb von Machtstrukturen sind die Kraftfelder, zwischen denen sich seine Arbeit bewegt.
Sargon Khnu (*1991, Assyrer) studiert seit 2018 an der Hochschule für Gestaltung Offenbach (DE) bei Prof. Alexander Oppermann. Er arbeitet mit Skulpturen in physischen und digitalen Formen, die sich mit Tabuthemen auseinandersetzen und den Dialog über sexuelle Minderheiten, Gender und die Veränderung des menschlichen Körpers fördern.
Im Jahr 2019 wurde ihm der Samsung Rundgangpreis für Bewegtbild und Digitale Medien verliehen. Er hat außerdem mehrere Stipendien erhalten, darunter das Deutschlandstipendium (2020, 2024) und das Hessen Abschlussförderung Stipendium des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in Darmstadt (2022). Sein Werk wurde unter anderem auf der B3 Biennale der Bewegtbildkunst, Frankfurt am Main (DE), in der Haimney Gallery, Barcelona (ES), La Montgolfière, Paris (FR), Domicile Tokyo (JP), Spruce Gallery, Manila (PH), Gr_und Gallery, Berlin (DE) und Untitled Gallery, Berlin (DE) ausgestellt. Seine Arbeiten und Interviews wurden in zahlreichen Publikationen veröffentlicht, darunter Harper’s Bazaar, Tunica Magazine, Metal Magazine und Coeval Magazine.