Vortrag: Video als Theater. Zur Theatralität der medialen Selbstinszenierung

26.11.2013

Vortrag von Juliane Kremberg (Theaterwissenschaftlerin) im Rahmen der Vortragsreihe „My Theme“

Bereits der Ursprung des Wortes Video, aus dem Lateinischen „Ich sehe“, lässt
erkennen, dass Video sowohl als eine Technik als auch als ein ästhetisches Verfahren –nämlich das Wahrnehmen selbst gesehen werden kann. Was aber passiert wenn auf dem Bild wiederum „ich“ zu sehen bin? Dann treten Selbst und Bild miteinander in Dialog. Der Begriff „Theater“ wiederum stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Schauort bzw. -stätte. Was passiert nun aber, wenn der Ort, der etwas zu sehen gibt, mit dem Subjekt, das sieht, zusammen kommt? Es entsteht zunächst eine doppelte Performanz: Auf der Bühne des Bildes, tanzt das Subjekt. Viele zeitgenössische Video-Arbeiten verlagern den Fokus auf die Performanz von Identität. Da jedoch auch dem Betrachten, bzw. dem Bild selbst eine konstitutive Performanz unterstellt wird, funktioniert Video – im Sinne eines doppelten Zeigevorgangs – häufig als Theater, so die These von Krembergs Vortrag. Video vermag somit, ebenso wie Theater, in besonderer Weise unser Verhältnis zur Identität als immer fragwürdigere Wahrheitskategorie zu entlarven.

Juliane Kremberg (geboren 1986) studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen sowie Zeitgenössischen Tanz, Video und Fotografie in Istanbul. Sie ist zur Zeit künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt. In Anlehnung an ihre Diplomarbeit „Video in Performance / Video als Performance – Virtuelle und Reale Bilderpräsenz in Zeitgenössischen Performances“ (2012) und ihre beruflichen Erfahrungen als Regisseurin, Filmemacherin und Videodesignerin, hält Kremberg nun im Frankfurter Kunstverein den Vortrag „Video als Theater – Zur Theatralität der medialen Selbstinszenierung“, in dem sie, ausgehend von den einzelnen Arbeiten der Ausstellung „Per Speculum Me Video“, Parallelen zog zwischen Video und Theater.

My Theme gibt angehenden Wissenschaftler/innen aus Frankfurt und Umgebung die Möglichkeit, im Rahmen des Veranstaltungsprogramms vom Frankfurter Kunstverein ihre Interessens- und Forschungsschwerpunkte einem breiteren Publikum vorzustellen. Dabei steht nicht ein Vortrag nach klassisch akademischen Maßstäben im Mittelpunkt, sondern ein spannender Einblick in aktuelle Forschung.