Wagehe Raufi
Mammoth with Glass Eye, 2019
Video, 4:37 min
Diverse Textilien, thermoplastischer Kunststoff, Agar-Agar, Wasserspeichergranulat, Tusche, Pigmente, Mixed Media
Größe variabel
Courtesy the artist
Wagehe Raufis künstlerische Untersuchung galt einer Hinterfragung der Oberfläche zwischen materieller Präsenz und digitaler Brüchigkeit. Ihre Installationen lösten die Grenzen zwischen analogem und digitalen Raum auf, in den sie reale Objekte auf deren logarithmische Abbildung treffen lies und diese zu artifiziellen Landschaften zusammensetzte. Mit ihren Skulpturen und Videoarbeiten versuchte die Künstlerin den digitalen Raum zu erweitern und in unsere unmittelbare Gegenwart einzufalten.
Mit Laserscannern vermaß Wagehe Raufi vorgefundene Objekte und eigene skulpturale Werke. Sie doppelte die realen Gegenstände in ihre digitale Spiegelung. In der Digitalisierung lösten sich die Abgrenzungen der Formen auf. Raufi collagierte die Objekte so, dass eine endlose Kamerafahrt durch erscheinende und verschwindende Oberflächenstrukturen entstand. In hypnotischer Beständigkeit tauchten am Horizont des Videos digitale Objekte auf, deren brüchige Oberflächen sich Pixel für Pixel aufzubauen schienen. Die Gegenstände in der gerenderten Sequenz glitten aus der Tiefe eines nicht ausformulierten Bildhintergrunds. Dachte der Betrachter die Fortsetzung der Bewegung in den realen Raum weiter, hätten sich die digitalen Objekte zu realen ausformulieren und einen Bildraum geschaffen, in dem auch die BetrachterInnen Teil der Konstruktion wurden. Teil der multimedialen Rauminstallation waren transparente und opake Hartplastikplatten, die die Künstlerin durch Erhitzung zu dreidimensionalen Bodenobjekten geformt und durch Gravierung mit Zeichnungen gestaltet hatte. Hinter der Oberfläche dieser transparenten skulpturalen Hüllen zeichneten sich Liniengitter ab. Als weitere Elemente im Raum hatte die Künstlerin Gittertüll mit Harz behandelt und durch Aushärtung zu dreidimensionalen Strukturen geformt. Auf deren Oberflächen trug Raufi Pigmente, chemische Substanzen und organische Materialien wie Hydrogel oder Agar-Agar auf. Die unterschiedlichen Vermischungs- und Trocknungsprozesse zwischen den organischen Substanzen sorgten dafür, dass sich ihre Konsistenz, Farbigkeit und Oberflächenstruktur veränderte. Im Austausch mit der Umgebung und den umliegenden Materialien trockneten und verzogen sich die Stoffe und lösten die Oberfläche auf. Die hybriden Objekte vereinten organische und synthetische Materialien zu neuartigen Bildoberflächen aus Farben und Texturen, die eigenständig im Prozess miteinander reagierten. Wagehe Raufi lotete aus, wie sich durch unterschiedliche technische und analoge Verfahren Gegenstände in andere Medien und Formen übersetzen lassen. Durch die Methode des Scannens, Übertragens und Transferieren von analogen Gegenständen in ihre digitalen Abbilder wurden die Dinge transparent und körperlos. Die Objekte verwiesen auf die verwendete Software, die zur Erkennung und Abmessung der Gegenstände selbst genutzt worden war.