Podium: Leichen im Keller – Über den Umgang mit Human Remains

25.06.2014

mit Sarah Fründt (Wiss. Mitarbeiterin Exzellenzcluster Normative Orders), Yvette Mutumba (Forschungskustodin Weltkulturen Museum), Regina Sarreiter (Mitglied der Gruppe Artefakte//anti humboldt), Luke Willis Thompson (Künstler)
Moderation: Lotte Arndt (Kulturwissenschaftlerin Kunsthochschule Clermont-Ferrand)

In ethnologischen und naturhistorischen Museen sowie medizinischen Sammlungen in Europa, aber auch in privatem Besitz, befinden sich tausende von menschlichen Überresten, die zu einem beträchtlichen Teil im kolonialen Kontext angeeignet wurden. Ihre Geschichten sind häufig eng mit Rassenforschung und einem objektivistischen Wissenschaftsverständnis verbunden. Seit einigen Jahren mehren sich die Forderungen nach Restitution der Gebeine, Forschungsgruppen befassen sich mit den Sammlungen und erste Rückgaben an die Herkunftsländer finden statt. Auch der deutsche Museumsbund reagierte 2013 mit der Veröffentlichung von „Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen“. Die Podiumsdiskussion brachte AkteurInnen ins Gespräch, die aus institutionellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Perspektiven über den Umgang mit Human Remains debattierten.

Sarah Fründt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Exzellenzcluster „Normative Orders“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie studierte Ethnologie, Paläoanthropologie, Rechts- und Religionswissenschaft in Tübingen und Ethnologie, Rechts- und Literaturwissenschaft in Bonn. Ihr Studium schloss sie 2011 mit einem Magister ab. 2012 folgte ein Diplom in Forensischer Anthropologie. Anschließend war sie als freie Mitarbeiterin im Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt in Köln tätig.

Seit März 2012 ist Yvette Mutumba Forschungskustodin für Afrika am Weltkulturen Museum, Frankfurt am Main. Mutumba studierte Kunstgeschichte, Neuere Geschichte und Teilgebiete des Rechts an der Freien Universität Berlin. Sie promovierte als Stipendiatin des Birkbeck College, University of London. Bevor sie die Stelle am Weltkulturen Museum antrat, arbeitete sie in verschiedenen Bereichen des zeitgenössischen Kunstbetriebs.

Regina Sarreiter ist Teil von Artefakte//anti-humboldt, einer Gruppe aus KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen, die sich im Protest gegen den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses und das Humboldt-Forums formierte und in ihren Arbeiten den Status von Objekten in (ethnologischen) Museen befragt. Sie studierte Ethnologie in Berlin und arbeitet derzeit als Direktionsassistentin für Öffentlichkeitsarbeit am Zentrum Moderner Orient (ZMO), wo sie u.a. Ausstellungen, Film Screenings und Vorträge organisiert.

Die konzeptuelle Praxis des neuseeländischen Künstlers Luke Willis Thompson beinhaltet materielle und immaterielle Formen. In neueren Arbeiten hat der Künstler Ready-mades – wie beispielsweise die Sammlung eines lokalen Bestattungsunternehmens und eine Minstrel-Figur aus einem Antiquitätengeschäft – entlehnt, um rassialisierte und klassenbedingte Bruchlinien in einem von ihm gewählten Kontext zu verfolgen. Thompson schloss sein Studium an der Elam School of Fine Arts, University of Auckland im Jahr 2010 ab.

Lotte Arndt arbeitet als Gastdozentin an der Kunsthochschule Clermont-Ferrand (Frankreich). 2013 schloss sie ihre französisch-sprachige Promotion unter dem Titel „Baustellen der Zukunft unter widrigen Umständen: Postkoloniale Verhandlungen in afrika-bezogenen Kulturzeitschriften in Paris (1947 – 2012)“ ab. Im Rahmen verschiedener Projekte am Schnittpunkt von Kunst und Politik befasst sie sich mit kulturellen Entkolonisierungsprozessen (speziell im afrikanisch-französischen Kontext), Rassismuskritik und Migration. Derzeit lebt sie in Brüssel, Frankfurt und Paris und arbeitet regelmäßig mit der KünstlerInnengruppe „Ruser l’image“ (zuletzt „Des Figures Toxiques, Laboratoires d’Aubervilliers“) zusammen.

Die Diskussion findet in englischer Sprache statt.