Sven Johne. Berichte zwischen Morgen und Grauen

13.05.2010 — 25.07.2010

Eröffnung: 12. Mai 2010, 20 Uhr

In der ersten großen Einzelausstellung des Künstlers Sven Johne führte der Frankfurter Kunstverein mehrere seiner wichtigsten Werkgruppen in einer Übersicht zusammen. Gemeinsam mit neuen, für die Ausstellung in Frankfurt produzierten Arbeiten, bestand so die Möglichkeit, die konzeptuelle Präzision seines künstlerischen Ansatzes zu entdecken. Auch konnte die Art und Weise seiner Infragestellung von Dokumenten und Nachrichten methodisch verglichen werden.

Sven Johne verfolgt einen konzeptuellen Ansatz der dokumentarischen Fotografie: Wie ein investigativer Reporter nähert er sich gesellschaftlichen Phänomenen, recherchiert die Hintergründe von medialer Berichterstattung und gefundenem Bildmaterial, sucht die dort erwähnten Orte auf und beginnt sie zu dokumentieren. Dabei entstehen Fotos, Texte, Videos und Archivsammlungen, die konzeptuell verbunden und hinsichtlich ihrer Authentizität und ihres Beweischarakters hinterfragt werden.

Oft sind es kleine Meldungen und Randnotizen aus der lokalen Presse – beispielsweise zu Selbstmorden, Schiffsuntergängen oder Amokläufen – die Sven Johne zur Spurensuche veranlassen. Wie unter einem Brennglas lässt er individuelle Schicksale oder einen außerordentlichen Einzelfall zu exemplarischen Porträts des gesellschaftlichen Status Quo werden. Johnes zyklisch angelegte Arbeiten verschmelzen dabei Fiktion mit Wirklichkeit: Nicht die Wahrheit der Meldungen ist entscheidend, sondern das was erzählt wird in Relation zur Welt. Die Elemente seiner Arbeiten fungieren als scheinbare oder echte Beweise von Einzelschicksalen, die wiederum Ausdruck oder Manifestation der gegenwärtigen Verfassung sozialer, wirtschaftlicher und politischer Konstellationen sind.

Sven Johne (geb. 1976 auf Rügen) lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten sind in zahlreichen nationalen und internationalen Sammlungen vertreten. Tei-le seines Oeuvres waren unter anderem zu sehen im Center for Photography in Barcelona, im Kunstmuseum Bonn, Kalmar Kunstmuseum und im ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe.

Im Kontext der Ausstellung ist ein umfassender Werkkatalog mit Beiträgen von Werner D’Inka, Jens Kastner, Catrin Lorch und einem Vorwort von Renate Goldmann und Holger Kube Ventura erschienen, herausgegeben vom Frankfurter Kunstverein im Verlag Revolver Publishing by VVV, Berlin.

Kuratoren: Lilian Engelmann, Holger Kube Ventura