Keiken + George Jasper Stone – Feel My Metaverse

2019
HD CGI Drei-Kanal-Videoprojektion, 40:00 min / Augmented Reality Filter / Schaumstoffsitze, reflektierender Vinylboden
Ursprünglich im Auftrag von Jerwood Arts Collaborate! und unterstützt von Arts Council England, SECT und Finbar Mostyn-Williams
Courtesy the artists
Keiken und George Jasper Stone danken Charlotte Oppenheim, Sakeema Crook und Linda Rocco
Soundtrack und Sounddesign: Khidja
Zusätzliches Sounddesign: Ebe Oke und Robert Malone

„Keiken“ ist das japanische Wort für „Erfahrung“ und der Name des Künstlerinnen-Kollektivs, das aus Hana Omori, Isabel Ramos und Tanya Cruz besteht. Thematisch setzen sie sich mit dem Einfluss von Technologien auf unser Bewusstsein und unser Selbstverständnis auseinander. Dabei entwerfen sie mögliche Zukunftsszenarien einer immer weiter technologisierten Lebenswelt. George Jasper Stone ist spezialisiert auf das Erzeugen computergenerierter Bildwelten und arbeitet an der Schnittstelle physischer und virtueller Räume.

Die im Frankfurter Kunstverein präsentierte Arbeit „Feel My Metaverse“ umfasst multiple Ebenen der Wahrnehmung. Die drei-Kanal-Arbeit wird räumlich inszeniert und findet ihre Erweiterung im virtuellen Raum: Augmented-Reality-Applikationen und digitale Filter zur Bildbearbeitung stehen BesucherInnen als Download zur Verfügung, um die Partizipation und die Erlebnisintensität zu steigern. Metaversum ist ein Begriff, der von Neal Stephenson in seinem 1992 erschienen Science Fiction Roman „Snow Crash“ geprägt wurde. Menschen sind hier zu Avataren mutiert und interagieren mit Softwareagenten in einem dreidimensionalen Raum, der die Welt als Metapher nutzt. Der Begriff Metaversum beschreibt im Kontext von Technologieentwicklung die Zukunft des Internets, in dem der virtuelle Raum kollektiv genutzt wird und von der physischen über die augmented bis hin zur virtuellen Realität alle Erfahrungsebenen umfassen soll.

Die computergenerierten Welten in Keikens Film entstanden mithilfe einer Game Engine. An der digitalen Umgebung arbeiteten die KünstlerInnen in einem kollektiven Prozess. Die Handlung findet in einer Umgebung statt, in der die Erde durch den Klimawandel und Umweltzerstörungen nicht mehr bewohnbar ist. Menschen müssen in Schutzkapseln („Life Units“) leben und können sich diesen nur entziehen, indem sie in virtuelle Welten eintauchen. Wir erhalten Einblick in den Alltag von drei Figuren: Pando, O und C. Sie verbringen ihre Zeit in diesem System virtueller Umgebungen, welche von dem chinesischen Konzern Alipay gegen Bezahlung bereitgestellt und kontrolliert werden: die Wellness-Welt „Pome Sector“, „068“, eine beta VR-Welt zum Lernen durch Rollenspiel, eine Anomalie des Systems, und „Base Reality“, unsere Erde. Als Guide in diesen Welten dient Uber 3000 Moral Compass™, ein Transportsystem mit integriertem Psychiater, ausgestattet mit ultimativem Wissen. Die virtuelle Umwelt ist glatt und sauber, belebend und warm: zum Beispiel werden schneebedeckte Berge ohne die Kälte von Schnee wahrgenommen. Erfahrungen können nicht physisch empfunden werden, sondern werden digital simuliert. Das System bietet den Figuren die Möglichkeit, verschiedene Körper und Identitäten anzunehmen.

Der Film bezieht sich unter anderem auf das Konzept der „Platform Diverse Body“ der amerikanischen Designerin und Wissenschaftlerin Dr. Natasha Vita-More, die zu den bekanntesten Vertreterinnen des Transhumanismus zählt. „Feel my Metaverse“ stellt die Frage nach den grundlegenden Bedingungen von Wahrnehmung heute und wie wir unsere Auffassung von Wirklichkeit daraus konstruieren. Technologische Systeme haben Menschen, Daten und Prozesse immer enger miteinander vernetzt. Immersive Technologien werden zunehmend die analoge Umgebung mit virtuellen Datenräumen ersetzen und somit radikal die Art und Weise verändern, wie wir sozial interagieren, arbeiten und wie wir unsere Freizeit gestalten.