Noomi Ljungdell

House, 2009
Tapetendruck
396 x 215 cm
Courtesy of the artist

Für die Arbeit House verwendete Noomi Ljungdell das Bild einer Landschaft mit Haus. Zu sehen war ein Haus zur Winterzeit, von Fichten umsäumt, der Boden von Schnee und Kies bedeckt. Die Künstlerin dekonstruiert das Bild in seine einzelnen Elemente. Die Künstlerin ordnete jedem Bildelement einen Begriff. Die Begriffe wurden in ihre Buchstaben zerlegt und formten in ihrer Gesamtheit das Erscheinungsbild des ursprünglichen Bildmotivs. Ljungdell bediente sich einer Funktionsweise maschinellen Lernens und übertrug diese ins Analoge, Nicht-Maschinelle. Die Künstlichen Intelligenz fragmentierte ein Bild, um die einzelnen Elemente begrifflich zuzuordnen. Abstraktion und Generalisierung sind somit die Basis algorithmischer Prozesse. Bei House wird das Spezielle und Subjektive des Bildgegenstandes in Generelles und Universelles transformiert. Veränderbare Aspekte wie der spezifische Zustand des Hauses, die Wetter- und Lichtverhältnisse, die saisonale Besonderheit, wurden als Information aus dem Bild entfernt. Das spezifische Haus wurde zum übergeordneten Begriff „ein Haus“ oder vielmehr zu „Haus“. Aus der Nähe betrachtet löste sich das Bild auf, wurde zu Worten und Buchstaben und somit zu der abstrakten Vorstellung des Gegenstandes. Ähnlich wie beim Pointilismus ließ sich die Landschaft mit dem Haus aus der Distanz erkennen. In die Flächigkeit wurden Tiefenverhältnisse durch das menschliche Auge konstruiert. Mit zusätzlicher Imagination der BetrachterInnen ließen sich die Begriffe in eine subjektive Szenerie zurückübersetzen. Erst die Imagination synthetisierte den Bildgegenstand und vielleicht sogar eine spezifische Stimmung.

Während für menschliche BetrachterInnen die von Ljungdell vorgenommene Abstraktion als Interpretation gedeutet werden kann, ist diese für das maschinelle Verständnis nicht relevant. Durch welche Elemente erkennt eine KI ein Objekt als Haus? Wie konstruiert ein intelligentes System das Verständnis um einen physischen Gegenstand, wenn es diesen nicht durch Sinneswahrnehmungen erschließen kann? Komplexe Intelligenz nach menschlichem Verständnis ist durch die Erscheinungsform, die Erfahrbarkeit von Elementen und Zusammenhängen bestimmt und der Zuordnung zum Begriff und der Bedeutung bedingt.

Wenn die Maschine keinen Leib besitzt, ist die Bezeichnung Künstliche „Intelligenz“ zutreffend?

Die finnische Fotografin und Konzeptkünstlerin Noomi Ljungdell (*1979) absolvierte das Studium der Fotografie an der University of Arts and Design in Helsinki (FI), wo sie bis heute lebt und arbeitet.