Valentina Knežević

Yurval, 2021
16:9 Video; 3D-Animation, 1-Kanal
08:35 min
Regie und Text: Valentina Knežević
Animation: Lidija Kljakovic (lifeforms.io)
Voiceover: Nikolina Govedarica
Sound: Filip Caranica
Schnitt: Mariana Brzostowski
Courtesy die Künstlerin

Yurval ist der Titel der Arbeit von Valentina Knežević. Yurval ist zusammengesetzt aus den Namen der beiden ersten Kosmonauten Yuri Gargarin und Valentina Tereshkova. Die Künstlerin wuchs mit der Schilderung auf, dass sie nach dieser ersten weiblichen Astronautin benannt wurde. Bei Valentina Kneževićs Videoarbeit handelt es sich um eine Science-Fiction-Erzählung, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit Grafiker*innen, Wissenschaftler*innen und Filmemacher*innen entwickelt hat. Valentina Knežević arbeitet mit den Mitteln der digitalen Animation, die sie in Zusammenarbeit mit der digitalen Grafikerin Lidija Kljakovic entwickelt hat. Die Off-Stimme im Film gehört der Satelliten- Data-Ingenieurin Nikolina Govedarica.

Der Animationsfilm entwirft ein Zukunftsszenario der menschlichen Spezies auf der Suche nach neuen Weiten. In der Vision der Künstlerin hat sich der Mensch als Homo Nano Sapiens weiterentwickelt und sucht im All nach neuen Lebensräumen. Sie untersucht die Idee vom Ende der Geschichte, bei dem die Erde nicht mehr als Ort der Umsetzung von Utopien und menschlichen Sehnsüchten dient. Auch die Evolution des Menschen durch Entwicklung von Maschinen ist überwunden und die biologische Materie ist mit der technologischen Substanz zu einem Supraorganismus verschmolzen.

Das Thema des urmenschlichen Drangs neue Räume zu entdecken und zu erobern bestimmt Valentina Kneževićs Arbeit. In ihrem Film vertritt die Künstlerin die Auffassung, dass die Erde gänzlich erschlossen und erforscht sei und es auf diesem Planeten keine weitere Geschichte zu schreiben gäbe. Der imaginäre Raum für neue Utopien ist somit erschöpft und alle Visionen für eine Neuerfindung der Menschheit werden auf das All projiziert. Die zukünftige Menschheit strebt danach ihre Geschichte nun im Weltall fortzuschreiben.

Die Arbeit Yurval entsteht zu einem historischen Zeitpunkt, in dem die Vereinigten Arabischen Emirate, China und die Vereinigten Staaten Amerikas jeweils separate Missionen zum Mars gestartet haben. Durch die auf dem roten Planeten gelandeten Perseverance Rover der Nasa und dem Mars Helikopter Ingenuity sind der Menschheit die ersten hochauflösenden Bilder einer unbekannten Landschaft sichtbar geworden, die seit Jahrhunderten die Imagination der Menschheit befeuert hat.

Valentina Knežević stellt die Frage, welche Zukunft die Menschheit haben wird, wenn der Planet Erde zerstört sein wird und Teile der Menschheit diesen verlassen haben wird. Wie wird eine Gesellschaft aussehen, die auf einem fernen Planeten einen Neuanfang wagen muss? Wird sie dieselben Fehler wiederholen, der sie zu entfliehen versucht? Werden soziale Ungleichheit, Rassismus, Intoleranz, Armut und Krieg überwunden sein?

Mit ihrer Arbeit verhält sich Valentina Knežević zu utopischen Projektionen einer Menschheit, die im Zeitalter des Post-Anthropozäns nach dem Wesen des Menschseins fragt. In ihrem Film klingen Fragen nach dem Schicksal der Menschheit an, die trotz ewiger Suche nach neuen Räumen letztendlich immer auf sich selbst zurückgeworfen bleibt und auch im Fernen und Unbekannten doch nur sich selber wiedererkennen wird.

Valentina Knežević (*Split, YU) lebt und arbeitet als Videokünstlerin in Frankfurt am Main (DE). 2019 absolvierte sie ihr Studium an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main (DE), welches sie als Meisterschülerin bei Douglas Gordon abschloss. Zuvor absolvierte sie die Masterstudiengänge Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main (DE). 2020 gewann sie das Arbeitsstipendium der Hessischen Kulturstiftung. Unter anderem hat Valentina Knežević in folgenden Institutionen ausgestellt: 45cbm, Kunsthalle Baden Baden, Baden Baden (DE), Palazzo Strozzi, Florenz (IT), Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main (DE), Palais de Tokyo, Paris (FR), Bangkok Biennale, Bangkok (TH).