Podiumsdiskussion
Boden, ein umkämpftes Gut: Oberfläche oder lebendiger Körper?

23.01.2020, 18:30 Uhr

Zur Ausstellung „Trees of Life – Erzählungen für einen beschädigten Planeten“ findet am Donnerstag, den 23. Januar 2020 von 18.30-20.30 Uhr eine Podiumsdiskussion im Frankfurter Kunstverein statt.

Unter der Moderation von Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, diskutieren der Immobilienexperte Sebastiano Ferrante, die Dezernentin für Frauen und Umwelt der Stadt Fankfurt, Rosemarie Heilig, der Junglandwirt Niklas Sulzbach und Prof. Dr. Willi E. R. Xylander, Direktor des Senckenberg Museums Görlitz, über den Stellenwert von Boden als endliche Ressource und dessen Nutzung. Heute mehr denn je bedingen die Besitzverhältnisse von Land und Forst die Bestimmungshoheit über dieses Gut und über Territorien. Die rechtlichen und bürokratischen Voraussetzungen für Landerwerb sind global verschieden. Die Verknappung von Land nicht nur in den Industrieländern hat die Preisspirale global vorangetrieben. Der Boden als Grundlage für Leben, für die Regulation des Wasser- und Wärmehaushalts, als Grundlage für Nahrungserzeugung und menschliche Kultur muss vehement verteidigt werden.

Dank immer neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse erweitert sich unser Blick auf die Bedeutung von Boden. Er ist, insbesondere die dünne Humusschicht, ein lebendiger Organismus und somit fragil. Er bildet sich über Jahrhunderte und Jahrtausende durch Bakterien und Mikrolebewesen. Versiegelung, Bodenerosion, Schadstoffeinträge sowie Veränderungen des Bodengefüges können den Boden unwiederbringlich zerstören. Dies hat zahlreiche und zum Teil konträre Implikationen: ist Boden ein rein ökonomisches Gut? Ist er ein ökologischer Faktor, der öffentlich verwaltet werden sollte? Oder ist Boden reine Oberfläche und Träger von Urbanisierung und landwirtschaftliche Nutzung? Oder vermittelt Boden territoriale Identität? Sowohl das öffentliche als auch das politische Wissen um die Komplexität von Boden muss vermittelt und geschärft werden, um Handlungsstrategien bestimmen zu können, die unser aller Zukunft betreffen.

TeilnehmerInnen:

Sebastiano Ferrante ist Managing Director für Deutschland und Italien der PGIM Real Estate und Co-Initiator der 2002 gegründeten ICG Initiative (Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft). Das Ziel der Initiative ist die Überprüfung einer werteorientierten, nachhaltigen Unternehmensführung in der Immobilienwirtschaft. Mit über 20 Jahren Erfahrung im Bereich Real Estate kennt Ferrante die internationalen Entwicklungen, aber auch die Bedingungen und Herausforderungen für die Stadt Frankfurt. Er ist Mitglied des European Investment Committee und Mitglied des europäischen Exekutivkomitees. Ferrante studierte Psychologie an der Goethe-Universität Frankfurt und Immobilienökonomie an der EBS Oestrich-Winkel.

Rosemarie Heilig ist seit 2016 Dezernentin für Umwelt und Frauen der Stadt Frankfurt und Expertin für Umweltfragen. Zuvor war sie Dezernentin für Umwelt, Gesundheit und Personal. Mit ihrem Text „Stadtplanung am Scheideweg – Ein Zwischenruf aus der Sicht der Grünpolitik“ thematisiert sie die regionale Entwicklung von Städten in Zeiten des Klimawandels und erläutert die Notwendigkeit für einen Paradigmenwechsel zur Bodennutzung und betont die Wichtigkeit überregionalen Kooperationen. Heilig studierte Biologie an der Goethe-Universität Frankfurt.

Niklas Sulzbach ist Junglandwirt in Oberursel mit alternativen Bodenkonzepten und engagiert sich in örtlichen Bürgerinitiativen. Er studiert Agrarwirtschaft und hat seit einigen Jahren die Verantwortung für den Familienlandwirtschaftsbetrieb übernommen. Er plädiert für den Erhalt der Ackerböden im Nord-Westen Frankfurts, die eine überdurchschnittlich gute Qualität besitzen. 80 bis 95 von 100 Punkten erreichen die Böden, die aus Lehm bestehen und somit eine hervorragende Wasserspeichereigenschaft besitzen. Diese Gebiete gelten nach Frankfurter Klimaplanatlas als Kühlflächen für die Stadt, also Frischluftschneisen aus dem Taunus. Sulzbach vertreibt seine Produkte ausschließlich über regionale Vermarktungswege.

Prof. Dr. Willi E. R. Xylander ist Experte für Bodenorganismen und seit 1995 Direktor am Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz. Er ist Honorarprofessor für Spezielle Zoologie an der Universität Leipzig und Professor für Spezielle Zoologie (Wirbellose) an der TU Dresden. Xylander studierte Biologie an der Georg-August-Universität Göttingen. 2016 realisierte das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz die internationale Wanderausstellung “Die dünne Haut der Erde. Unsere Böden“, die an der Vermittlung von Wissen über die Vielfalt des Lebens im Boden arbeitete sowie die Bodenzerstörung thematisierte.

Moderation: Prof. Franziska Nori, Direktorin Frankfurter Kunstverein

Der Eintritt ist frei. Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, bitten wir um rechtzeitiges Erscheinen. Einlass in den Saal ist ab 18.00 Uhr. Reservierungen sind nicht möglich.

Veranstaltungsort: Frankfurter Kunstverein, Markt 44