Speaking of Others: The Martha Rosler Library
30.05.2006 — 13.08.2006
Eröffnung: 29. Mai 2006, 19 Uhr
Die Martha Rosler Library ist ein sehr persönliches Projekt. Hier präsentierte die Künstlerin zum ersten Mal ihre ganz private Sammlung von Büchern, die sie in den letzten 40 Jahren gesammelt hat, die aber gleichzeitig auch Archiv, Recherchegrundlage, Ideenfundus und Theoriegebäude ihrer eigenen künstlerischen Arbeit darstellen. Die Idee, diese Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich zu machen hat die Künstlerin gemeinsam mit der Netzwerkplattform e-flux etwickelt. Aus Platznot in ihrer Wohnung in Brooklyn entstand so ein Projekt, dass zum ersten Mal in den Räumlichkeiten von e-flux in New York präsentiert wurde und ab Juni, Dank der Zusammenarbeit mit dem Revolver Verlag im Frankfurter Kunstverein zum ersten Mal in Europa präsentiert wurde.
Das hoch aktuelle, vielseitige und spannende Archiv umfasst knapp 10.000 Bücher amerikanischer Kulturtheorie, Kunstgeschichte, politischer Theorie, als auch Science Fiction, Fotoalben, Plakate, Postkarten und Zeitungsschnitte. Martha Rosler hat ihre unmittelbare Umgebung und soziale Umwelt fortwährend kritisch hinterfragt und einer genauen Analyse unterzogen. Dabei diente ihr das Medium Text als Mittel der Repräsentation und Darstellung sowie als begriffliche Beschreibung. Die vielfältigen, Wissensquellen- und Formate, Interessen und Anregungen, die für Martha Rolser hierin verborgen liegen, können allgemein als Grundlage für die Herausbildung eines kritischen Bewusstseins verstanden werden. Daher wird die Präsentation dieses wissenschaftlichen, teils privaten, teils obskuren Archivs für die Öffentlichkeit von Bedeutung sein und steht jedem Besucher zur eigenen Recherche zur Verfügung.
So ist die Präsentation der Bibliothek weniger als Installation zu verstehen, denn als öffentlich zugängliches Archiv, Wissensfundus und Recherchegrundlage für vielfältige Interessen. In Zusammenarbeit mit der Städelschule Frankfurt war Martha Rosler im Zuge der Präsentation selber zu Gast im Residency Program des Frankfurter Kunstvereins. Gemeinsam mit der amerikanischen Studentin Jessica Silverman, die während der Sommermonate ebenfalls zu Gast im Residency Program war, hat sie hier vor Ort die Bibliothek in Form von Lesegruppen, Vorträgen oder Workshops Kontext bezogen in ein lebendiges Archiv verwandelt.
Martha Rosler zählt heute zu einer der wichtigsten amerikanischen Künstlerinnen der Gegenwart. Sie hat sich nicht nur durch ihre herausragende künstlerische Arbeit einen Namen in der Kunst gemacht, sonder ist auch durch ihre zahlreichen Veröffentlichungen kulturkritischer Texte bekannt geworden. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist meist das alltägliche Leben und seine gesellschaftliche Grundlage, das gesellschaftliche Paradigma der Frau, sowie die soziale Bedeutung und Rolle des öffentlichen Raums. Wiederkehrende Themen Roslers Arbeiten sind die Medien und der Krieg, Architektur und gebaute Umwelt, Behausung und Obdachlosigkeit sowie weltweite Transportsysteme. Fotografien, Filme, Collagen gehören ebenso zu ihren Medien wie die Installationen. Lesesälen und kleine Bibliotheken waren dabei häufig Teil ihrer Arbeiten wie z. B. 1989 Fascination with the (Game of the)(Exploding)(Historical) Hollow Leg in der Sibell Wolle Fine Art Gallery oder If You Lived Here… in der Dia Art Foundation.
Martha Rosler lebt und arbeitet in Brooklyn, New York. Sie lehrt in New Jersy und hält als hoch geschätzte Dozentin weltweit Vorträge. Sie hatte international zahlreiche Einzelpräsentationen und war international an renommierten Ausstellungen beteiligt wie u. a. Documenta, Manifesta, Skulpturen Projekte Münster. Darüber hat sie zahlreiche Publikationen veröffentlicht.
„The Martha Rosler Library“ ist ein Projekt von e-flux. In Zusammenarbeit mit Revolver Verlag Frankfurt wurde sie im Frankfurter Kunstverein zum ersten Mal in Deutschland präsentiert. Mit freundlicher Unterstütztung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der 1822-Stiftung.
„Speaking of Others“ war eine auf zwei Jahre angelegte Plattform, die internationale Kunstprojekte in den Frankfurter Kunstverein einlud.