Speaking of Others: Inaki Garmendia
07.06.2006 — 02.07.2006
Eröffnung: 6. Juni 2006, 19 Uhr
Der Frankfurter Kunstverein hat im Rahmen der Plattform „Speaking of Others“ im Juni 2006 zwei neue Arbeiten des baskischen Künstlers Iñaki Garmendia (*1972) präsentiert: „Red Light / Straight Edge“ (2005) and „Izarra“ (2005). Garmendia wurde in diesem Jahr mit dem Visual Arts Prize, Gure Artea, ausgezeichnet, der alle zwei Jahre von der baskischen Regierung zur Förderung junger Kunstproduktionen vergeben wird. In seinen Arbeiten beschäftigt sich Iñaki Garmendia mit den erzählerischen Ausdrucksformen subkultureller Codes und popkultureller Einflüsse. Das Video „Red Light / Straight Edge“ besteht aus einer Doppelprojektion, die zwei junge Protagonisten zeigt, die zu der über Kopfhörer eingespielten Musik mitsingen. In ihrem leisen, summenden Gesang sind die Stücke Red Light von den ‚Siouxsie and the Banshees‘, einer Post-Punk Band der frühen 1980er Jahre zu hören, sowie ‚Straight Edge‘ von ‚Minor Threat‘, einer Hardcore Band, die heute zu den Begründern der ‚Straight Edge‘ Szene zählt. ‚Straight Edge‘ bezeichnet eine Musikrichtung, die mit noch härteren und schnelleren Beats zwischen Punk und Hardcore angesiedelt ist und als Gegenbewegung zu der sich kommerzialisierenden und von Drogen beeinflussten Punkszene als eher politisch motiviert zu bezeichnen ist. Die Bilder der Doppelprojektion zeigen jeweils parallel Einzelaufnahmen zweier Darsteller in einem leeren Raum, in dem durch Einsatz von Spotlights harte und direkte Lichteffekte erzeugt werden. Die Reduktion des Sounds, der nur leise durch die Kopfhörer zu vernehmen ist, das Fehlen von Instrumenten und die Fokussierung des Bildes auf die Körper und Mimiken der Darsteller erzeugt eine intensive Atmosphäre, die den Betrachter die gesungenen Texte eindringlich wahrnehmen lässt. Garmendia erzeugt so eine Art subjektives Portrait der Dargestellten, das seine Protagonisten jedoch vor der Kamera eher zu ver-unsichern versucht, anstatt ihnen Vertrauen zu vermitteln. Dadurch erzeugt er eine ganz eigene Konzentration der Stimmung sowie des kulturellen Kontextes.
Übersetzt lautet der Titel der zweiten, im Frankfurter Kunstverein präsentierten Arbeit „Izarra“ Stern. In düsterer Atmosphäre fokussiert die Kamera hier auf eine inszenierte Situation, in der man eine Gruppe junger Menschen sieht, die offensichtlich ein, dem Zuschauer unbekanntes Ritual im Dunkeln vollziehen, das allein von einem Blitzlicht beleuchtet wird. Das Video evoziert eine rätselhafte und abstrakte Erzählstruktur, die sich bewusst nicht erklären möchte.Die Arbeiten Iñaki Garmendias entstehen meist aus einem dokumentarischen Interesse für jugendkulturelle Szenen und Gesellschaftszustände. Sein Interesse übersetzt er wiederum in subjektive Bilder, die von einer sehr spezifischen Atmosphäre, dem gezielt reduziertem Einsatz von Licht und fast abstrakten Inszenierungen leben. Er editiert seine Videos in einem Montageverfahren, das sich stark auf ein von Musikclips beeinflusstes Vokabular bezieht. Seine Werke haben eine poetische Qualität, die geschickt mit einer Mischung unterschiedlicher Stilelemente aus Politik, Popkultur und Kunst arbeitet.
Im Rahmen der Präsentation Iñaki Garmendias Werke im Frankfurter Kunstverein fand am 7. Juni eine Podiumsdiskussion zwischen dem Künstler, dem baskischen Kurator Peio Aguirre und Chus Martínez statt. „Speaking of Others“ war eine auf zwei Jahre angelegte Plattform, die internationale Kunstprojekte in den Frankfurter Kunstverein einlud.