Yves Netzhammer
Empathische Systeme

14.06.2019 — 08.09.2019

Mit freundlicher Unterstützung von: Pro Helvetia

Yves Netzhammer wurde eingeladen eine Überblicksschau zu präsentieren, die Arbeiten aus den vergangenen zehn Jahren seines Schaffens versammelte. Netzhammer steht mit seinem künstlerischen Oeuvre für die Auseinandersetzung mit zentralen Fragen des Menschseins im digitalen Zeitalter. Seine Arbeit hat bereits in den frühen 2000er Jahren zentrale Fragen in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Recherche gestellt, die nach den Bruchstellen fahndet, die der Mensch im Umgang mit Welt heute empfindet. Die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein versammelte eine gezielte Auswahl wesentlicher Werke Netzhammers Formenrepertoire, mit dem Fokus auf Fragestellungen zur Natur menschlicher Emotionen und existentieller Erfahrungen.

Netzhammers Arbeit ist nicht an realistischen Repräsentationen von Welt interessiert, sondern sucht vielmehr die Essenz menschlichen Handelns anhand von Bildstudien zu analysieren. Die Protagonisten in seinen Arbeiten sind auf die wesentlichen Merkmale der menschlichen Figur reduziert und erinnern an Modellpuppen und anatomische Modelle. Die reduzierten Bildwelten muten anfänglich wie Versuchsanordnungen an. Er transformiert seine Figuren in die Körperlosigkeit digital generierter Zeichnungen. Seine Figuren kommen ohne individuelle Züge einer Persönlichkeit aus und stehen somit wie archetypische Menschenfiguren für das Wesen des Seins.

Die Arbeiten verzichten auf Wort und Text. Sie erzählen in Szenen, die in einer Aneinanderreihung von Fragmenten über die Dauer der Animationen einen Bogen zu spannen wissen. Netzhammer übersetzt Gefühlslandschaften in eine Bildsprache, die die fragile Trennlinie zwischen Innen- und Außenwelt ausloten. Seine Figuren handeln in wiederkehrenden Sequenzen, die in der Abfolge körperlicher Wiederholungen Sinn erzeugen. Das Bildrepertoire ist von Netzhammer bewusst aufs Essentielle reduziert: er arbeitet in Primärfarben, mit stilisierten Formen, angedeuteten, leeren Räumen und Abläufen, in denen die zeitliche Dimension diffus bleibt.

Der Künstler verzichtet bei seinen Figuren bewusst auf individuelle Züge, sodass es nie um Portraits einer Person, sondern um allgemeine Wesensmerkmale des Menschlichen geht. Die Figuren haben keine Gesichter, keine Augen und keine Mimik, sie sprechen nicht. Es sind nicht deren Mienen, über die die BetrachterInnen Gefühlsregung zuordnen könnten. Es sind die Handlungen, die physischen Ausformulierungen in der Geste, die präzise Beschreibungen leiblich ausgeführter Zeichen innerer Zustände darstellen, die eine unmittelbare Erkennbarkeit der Intentionen und Gefühlslandschaften herstellen.

Die Kraft von Netzhammers Arbeiten entsteht aus der Übertragung von Bedeutungszusammenhängen. Er überträgt Studien und Beobachtungen des Realen in neue Gefühlszusammenhänge, die er in Bildsynthesen transferiert. Aus sich wiederholenden Aktionen, Elementen und Sinnfragmenten schafft er seine individuelle Bildsprache, durch die seine Figuren handeln. So entsteht eine Meta-Semantik körperlicher Ausdrucksweisen. Die Deutung körperlicher Bewegung ist eine Urform zwischenmenschlicher Kommunikation, die mit einer archaischen Unmittelbarkeit das Wesentliche des Menschen ausmacht. Auf diese Leiblichkeit bauen die Figuren Netzhammers auf. Er animiert sie am Computer, er baut die Handlungen und Bewegungen synthetisch nach, er studiert und erkennt Sequenzen der motorischen Ausdruckweise und konstruiert damit seine Humanoiden.

Netzhammers Arbeiten sprechen die BetrachterInnen über diese körperliche Ebene an. Die empathische Beziehung zu den animierten Figuren basiert auf einer Spiegelung körperlicher Empfindung, es entsteht ein Wiedererkennen von Gesten, die die Figuren andeuten, verändert ausformulieren und mit der wir Emotionen verbinden, auch wenn diese meist in einer Ambivalenz verweilen.

Der Körper der Figuren ist ein rekurrierendes Material, das in Netzhammers Arbeiten eine zentrale Rolle einnimmt. Die Grenze von Innen und Außen ist verletzlich und offen. Die glatten digitalen Oberflächen der Körper werden geöffnet und es entsteht ein Austausch von Farben und Dingen, die metaphorische Assoziationen erzeugen. Die Bilder bewegen sich immer entlang einer minimalen Grenze, bei der Brutalität und Sanftheit sich durchdringen und durch Details ins Gegenteil umkehren.

Die Animationsfilme Netzhammers werden immer um eine akustische Ebene erweitert. Der Klangkünstler Bernd Schurer ist der kongeniale Gegenpart Netzhammers, dem es mit minimalen Klanglandschaften gelingt, die Bilder in der emotionalen Ebene des Betrachters zu verankern. In Analogie zur Bildsprache Netzhammers alterniert Schurer ebenfalls zwischen Sanftheit und schneidenden Klängen, Stille und akustischen Sequenzen, die teils melodisch, teils als Noise-Atmosphären die Bildwelten erweitern.

Die Arbeiten Netzhammers sprechen die Fähigkeit empathischen Empfindens in BetrachterInnen an. Empathie ist ein Empfinden der temporären Auflösung der Grenze zwischen dem Ich und dem Anderen. Ein Zustand des Sich-Einfühlens in die inneren Welten eines Wesens, das nicht das Selbst ist und dessen existentielle Bedingung für einen Augenblick zur eigenen werden kann. Im Akt des stillen Beobachtens kann dieses empathische Gefühl gelingen, eine verändernde Selbstwahrnehmung durch das emotionale Mitempfinden, eine Resonanzfähigkeit mit dem Gegenüber. Netzhammer formt und verschmilzt ein Bild ins nächste, sodass neue autonome Welten entstehen, neue Sinnzusammenhänge lesbar werden. Er zeichnet universelle und allgemeingültige Metaphern existentiellen Empfindens. Wer sich auf sie einlässt, kann in diese neue digitale und symbolische Realität eintreten und dort etwas wiedererkennen oder finden, das im Verborgenen der eigenen Existenz schläft und von der Zerbrechlichkeit menschlichen Seins erzählt.

Die Ausstellung versammelte eine Auswahl Netzhammers digitaler Animationsfilme aus unterschiedlichen Schaffensphasen. Darunter befand sich eine seiner zentralen Arbeiten: Die Subjektivierung der Wiederholung. Sie war Teil der umfassenden Rauminstallation auf der Venedig Biennale 2007, mit der er den Schweizer Pavillon gestaltet hat. In der 42-minütigen Arbeit finden sich alle grundlegenden künstlerischen Merkmale Netzhammers wieder, die sein Werk charakterisieren: Ineinander gleitende Motive, die sich wiederholen, sich verändern, in Fragmenten wieder erscheinen, um sich mit anderen zu neuen Sinnkonstellationen zu verbinden; die Überführung von diffusen Emotionen in das Bildliche auf der Suche nach neuartigen Empfindungsdimensionen.

Seine neueste Fünf-Kanal-Installation Biografische Versprecher überführt die digitalen Bildwelten der Computeranimationen in eine räumliche Erweiterung. Die projizierten Bilder reflektieren sich in zahlreichen transparenten Oberflächen und erzeugen ein visuelles Echo ihrer eigenen Spiegelungen. Elemente aus den humanoiden Figuren und deren Handeln überträgt Netzhammer in die materielle Welt kinetischer Skulpturen, die im Raum agieren. Objektassemblagen, die an Körperteile von Puppen erinnern, an Arme und Beine, werden durch mechanische Konstruktionen auf den Oberflächen ihrer skulpturalen Sockel bewegt, gezerrt und geschoben. Kompressoren steuern den Antrieb. Es entstehen scharrende Geräusche, ruckartige Bewegungen, die über die Dauer der Zeit die zarten Objekten abnutzen und langsam zerstören. Es handelt sich um Unikate, die der Künstler für die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein produzierte.

Ein weiterer wichtiger Fokus der Ausstellung liegt auf der Präsentation Netzhammers umfassenden grafischen Oeuvres. Netzhammer zeichnet ausschließlich am Computer. Für den Frankfurter Kunstverein traf der Künstler eine Auswahl an Outline-Zeichnungen, die das Prinzip der Reduktion und seines bildhaften Denkens auf konzentrierte Art und Weise deutlich macht. Ausgehend von den zweidimensionalen Zeichnungen zeigte die Werkauswahl Netzhammers Erweiterungen in die Dreidimensionalität der zeichnerischen Linie. Diese führt Netzhammer in Vororte der Körper in die Materialität schwarzer Metalldrähte über, die als Outlines Dinge aus der Leere des Raums herausarbeiten, die somit wie eine Spur auf ihre Abwesenheit im Raum verweisen. Diesen Schritt von der Zeichnung zum Objekt erweitert Netzhammer in eine dritte Werkgruppe, bei der nun die Materialität sich im Raum behauptet: Adressen unmöglicher Orte. Ein Stuhl steht im Akt des Zerbrechens, in der Bewegung des Falls zeitlich fixiert und verbindet sich mit roten Fäden an die Wand. Diese sind wie rote Linien eines perspektivischen Schlagschattens. Ihre Enden treffen wie Punkte auf die Darstellung einer kontrollierten Farbexplosion.

 

Über die Ausstellung „Empathische Systeme”

Der Frankfurter Kunstverein lud Yves Netzhammer, Theo Jansen und Takayuki Todo ein, eine Auswahl ihrer Werke in drei Einzelpräsentationen zu zeigen, für die der gemeinsame Titel Empathische Systeme eine thematische Überkategorie setzte. Die Arbeiten der drei Künstler entstehen mit unterschiedlichen Ästhetiken und gänzlich diversen künstlerischen Prozessen und Ausformulierungen. Allen Werken ist gemeinsam, dass sie trotz der synthetischen Beschaffenheit leiblich anmuten und sie allein über die Form ihres physischen Handelns im Raum, also über jegliche sprachliche Greifbarkeit hinaus, im Betrachter eine innere Berührtheit erzeugen. Die Ausstellung kreiste um das vielschichtige Thema des emotionalen Verhältnisses zwischen Mensch und Technologie. Kommunikationsabläufe finden nicht mehr allein zwischen Mensch und Mensch statt, sondern zwischen Mensch und Technologie und zunehmend tauschen digitale Technologien Daten nur noch untereinander aus.

Yves Netzhammer steht mit seinem künstlerischen Oeuvre für die Auseinandersetzung mit zentralen Fragen des Menschseins im digitalen Zeitalter. Er formuliert mit seinen humanoiden Figuren, die an anatomische Gliederpuppen erinnern und gänzlich ohne individuelle Züge und Mimik auskommen, Metaphern, die das menschliche Gefühlspektrum in Bilder übertragen. In der Abfolge von Gesten, von Momenten, schafft er Atmosphären, die der Betrachter zu entschlüsseln weiß, wenn er eine empathische Bereitschaft eingeht und sich in die Figuren hineinfühlt. Die Figuren von Netzhammer definieren sich über die Interaktion mit ihrer Umwelt. Durch die reduzierten Anordnungen entstehen dichte Szenen, in denen einzelne Interaktionsabläufe stattfinden, die wie Synthesen menschlichen Handelns und Empfindens wirken. Netzhammer löst die Essenz menschlichen Erlebens heraus und gestaltet mit den Mitteln digitaler Zeichen-und Programmiertechniken Animationen, die im Betrachter empathische Reaktionen evozieren. Netzhammer bespielte drei Etagen des Frankfurter Kunstvereins mit einer Auswahl aus seinen digitalen Animationsfilmen, dem zeichnerischen Werk und neuen kinetischen Installationen.

Theo Jansen schafft raumgreifende kinetische Skulpturen und bezeichnet sie als neue Form nichtbiologischen Lebens. Er baut die Skulpturen aus synthetischen Materialien wie Polyurethanröhren, Kabelbinder und Plastikflaschen und konstruiert damit Wesen, die durch Windkraft in Bewegung gesetzt werden. Dadurch bauen sie kinetische Energie auf, um so in Bewegungen zu kommen. Jansen verwendet ein von ihm entwickeltes Computerprogramm, anhand dessen ein Algorithmus die Mechanik des Laufapparats kalkuliert. Das tragende Skelett ist in einer präzisen Proportion konstruiert. Dadurch entstehen fließende, insektenhafte Bewegungen, die im Betrachter eine unmittelbare Berührtheit auslösen. Es ist nicht ein Gesicht, es sind nicht anthropomorphe Züge oder ein Blick, die den empathischen Bezug zu den Wesen herstellen, sondern es sind Bewegungen im Raum.

Takayuki Todo geht mit seiner Arbeit SEER der Frage nach, welchen emotionalen Effekt Blickkontakt und Mimik bei der Interaktion Mensch und Technologie erzeugen. Aus 3D-Druck-Modulen, Miniaturmotoren und Gesichtserkennungssoftware hat Todo einen anthropomorphen Kopf hergestellt, der den Blick der BetrachterInnen sucht, ihn erwidert und dessen Gesichtsmimik spiegelt. Die minimalen Bewegungen stellen eine sofortige Synchronisation der Gestik und Mimik zwischen Mensch und Humanoid her und damit verbunden in den BetrachterInnen eine emotionale Reaktion. Was entsteht, ist eine Asymmetrie in der Interaktion. Auf die BetrachterInnen wirkt das Verhalten der Maschine wie ein Ausdruck von Emotionen. Was der technische Körper leistet ist, den menschlichen Blick und die Bewegung der Gesichtsoberfläche zu dekonstruieren und widerzugeben. Während die BetrachterInnen menschliche Intentionen auf die Maschine projizieren, schauen sie im Wesentlichen eine Spiegelung ihrer selbst an.

Alle drei Künstler arbeiten an den Schnittstellen von Ingenieur- und Informatikwissenschaften mit Psychologie, Kognitionswissenschaften, Neurowissenschaften und Ethik. Sie bringen eine Vielfalt an technischen, künstlerischen und psychologischen Prinzipien zusammen. Die Werke lösen in den menschlichen BetrachterInnen eine Gefühlsebene aus, die nicht immer sprachlich greifbar wird, sondern ein empathisches Einfühlungsvermögen anspricht. Ihre artifiziellen Apparate werden auf unterschiedliche Art und Weise zu Spiegeln der BetrachterInnen, in denen der Mensch sich begegnet und sich erkennt, manchmal in der Dopplung, manchmal in der Verzerrung.

Mensch und Maschine unterscheiden sich wesentlich über ihre Sensorikapparate, mit denen sie Welt wahrnehmen und verstehen. Das Erkennen der Dinge beginnt damit, sie sinnlich zu begreifen. Der Mensch erlebt und begreift die Welt über seinen Körper, über seine Sinnesorgane und schafft darüber seine Interpretation von Welt in Form von Kenntnis. Der Körper ist das Medium des menschlichen In-der-Welt-Seins. Zwischen Mensch und Welt oder Subjekt und Objekt hat er die Funktion als Bindeglied. Er ist zugleich dem Ich und der Welt zugehörig, er ist Subjekt und Objekt in einem. Diese Leiblichkeit hat Technologie nicht. Der heutige Stand der Computerwissenschaften hat Programme und Algorithmen hervorgebracht, die anhand von Datensätzen und verknüpften Informationen maschinenspezifisches Wissen erzeugen. Noch unterscheiden sich die menschliche und die maschinelle Art, wie Erkenntnisse und daraus folgende Handlungen erzeugt werden. Aber es besteht die Frage, ob diese Differenz in Zukunft geschmälert werden wird.

Obwohl es in den Natur- und Humanwissenschaften weder eine einheitliche Theorie noch eine interdisziplinär akzeptierte Definition von Emotionen gibt, untersuchen interdisziplinäre Forschungsprojekte unter dem Schlagwort „Affective Computing“ unterschiedliche Methoden, welche die menschliche emotionale Resonanz auf digitale Agenten erhöhen soll. Zahlreiche Wirtschaftsbereiche haben ein großes Interesse daran, die Gefühlssysteme zu kennen, um sie für die Entwicklung maschinellen Lernens und artifizieller Intelligenz einzusetzen. Funktionen sollen „menschlicher“ klingen und aussehen, also den vom Menschen gefühlten Unterschied zur Technologie minimieren.

Emotionale Signale und Zeichen kann der Mensch im Wesentlichen nur anhand physischer Merkmale erkennen, sodass die Forschung daran arbeitet, dass zum Beispiel Sprachinterface, Sprachroboter oder humanoide Pflegehelfer entsprechend designt werden. Interfaces werden entwickelt, die das Wissen über die Bedeutung emotionaler Zustände und Stimmungen implementieren.

Mit der Forschung und Entwicklung artifizieller Intelligenz gewinnt die Emotionsforschung somit eine immer zentralere Rolle. Es kommen Technologien zum Einsatz, die emotionale Reaktionen auf Inhalte und Stimmungen der Benutzer untersucht. Systematisiertes Wissen über Gefühle, Affekte, Empfindungen, sowie Stimmungen, Perspektiven und Intentionen werden bereits gezielt eingesetzt. Sogenannte „Online Sentiment Analyse“ wird betrieben, algorithmische Prüfungen also, die jeglichen Content daraufhin klassifiziert, ob dieser mit einer unterschwelligen positiven oder negativen Gefühlsstimmung erstellt wurde. Inhalte und Haltungen der jeweiligen Autoren werden bewertet. Politische Instanzen und kommerzielle Unternehmen profitieren von der vertieften Kenntnis der emotionalen Reaktionen des Individuums, das immer auch UserIn ist, VerbraucherIn, PatientIn, BürgerIn und somit Teil eines gesamten sozialen Systems. Digitale Assistenten und Systeme werden dahingehend weiterentwickelt, dass ihre Spracherkennung nicht nur versteht was ein Mensch sagt, sondern in welchem Gefühlszustand er dies tut.

Die Frage nach der Bedeutung von Emotionen und dem Blick des Anderen gehört zu den ewig menschlichen Themen, die in der gesamten Kulturgeschichte eine zentrale Rolle gespielt haben. Die drei Ausstellungen im Frankfurter Kunstverein unter dem gemeinsamen Titel Empathische Systeme versuchten die Verbindung zwischen der zeitgenössischen Kunstproduktion und aktuellen gesellschaftlichen Phänomen zu zeigen und zu reflektieren. Die Perspektiven des interdisziplinären Forschungsgebietes des „Affective Computing“ werden weitreichende gesellschaftliche und politische Dimension beeinträchtigen.

Die Yves Netzhammer, Theo Jansen und Takayuki Todo gewidmeten Ausstellungen boten einen konzentrierten Blick auf die jeweiligen künstlerischen Welten und ästhetischen Formulierungen. Die Ausstellungen wirkten über räumliche Erlebnisse, in denen BetrachterInnen eine Begegnung mit den Werken eingingen und diese körperlich und sinnlich erfahren konnten. Netzhammers Arbeiten zogen die BesucherInnen durch eine intensive visuelle und akustische Kraft in ihren Bann. Todos SEER forderte eine aktive Interaktion der BesucherInnen mit dem Roboter, vor den die BetrachterInnen unmittelbar traten, um mit dem Roboterkopf durch den Blickkontakt eine emotionale Verbindung herzustellen. Die kinetischen Skulpturen von Theo Jansen sind tierhafte Wesen, welche die BesucherInnen im Raum mit ihrer eigenen Körperkraft in Bewegung setzen konnten.

Kunst hat die Fähigkeit, Menschen innehalten zu lassen, vielleicht die Zeit für einen Augenblick anzuhalten, für einen Augenblick zu vergessen und zu staunen. Im Staunen liegt eine existenzielle Kraft, ein Drang nach tieferer Erkenntnis, nach Verstehen innerer Zusammenhänge, nach dem was ist und wie man es begreifen kann. Der künstlerische Blick auf Welt ist rastlos, fragend, forschend und ringend um Formen der Darstellbarkeit. Er ringt um die Metapher auf der Suche nach Erkenntnis. Wer dem Blick folgt, dem kann es gelingen durch das Einfühlen in das Andere neues zu erfahren und dort sich selber neu zu erleben. In dieser Begegnung kann Kunst zu einer transformativen Kraft werden.

 

Kuratorin: Franziska Nori

 

Mit freundlicher Unterstützung von: