Matthew Barney: De Lama Lâmina

03.02.2009

Der brasilianische Karneval, Kontext des Films „De Lama Lâmina“, scheint wie geschaffen für Barneys kontinuierliches Interesse für metaphorische Zustände. Als Variation des typischen „Trio Electrico“ führt Arto Lindsays Gitarrenband in diesem Film die Parade von Trommlern und kostümierten Tänzern von einer Bühne, die wie ein riesiger Erdkoloss aussieht. Auf einem Karnevalswagen bewegen sie sich durch die Straßen von Salvador da Bahia im Nordosten von Brasilien. Die Performance kann als rhythmisches Gegenstück zu Barneys sonst hermetisch geschlossenen Geschichten betrachtet werden. Sie findet in Echtzeit statt, mit Schauspielern und im Studio hergestellten Requisiten am Kopf der Fasnachtsparade. Zyniker mögen sich schnell auf Barneys Rekurs auf den Kontext von Ureinwohnern und Thematiken wie „die Rodung des Tropenwaldes“ und „die Candomble Religion“ stürzen, während der Künstler selbst den Karneval wie ein Regisseur am Filmset versteht. Die Fülle an sozialen und moralischen Gegensätzen, die „De Lama Lâmina“ ausmacht, scheinen mit der karnevalesken Vermischung von Ideologie und Extase zu harmonieren.
(Auszüge aus einer Einführung zu „De Lama Lâmina“ von Bennett Simpson in Artforum, Mai 2004)

De Lama Lâmina, 2004, 35mm, 60 min, Farbe, dolby surround stereo

Die Filmvorführung war Teil des Filmprogramms der Ausstellung „Experimenta FOLKLORE“ und fand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filmmuseum statt.

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt

6 €, ermäßigt 5 €