(Straf-)Recht und Zeit in der Klimakrise

20.02.2024, 20:00 Uhr

Begrüßung von

Prof. Franziska Nori, Direktorin Frankfurter Kunstverein
Prof. Dr. Rainer Forst, Direktor des Forschungszentrums Normative Ordnungen, Goethe-Universität Frankfurt
Finn-Lauritz Schmidt, Rechtswissenschaftler, Forschungszentrum Normative Ordnungen, Goethe-Universität Frankfurt

Vortrag von

Prof. Dr. Klaus Günther, Rechtswissenschaftler, Forschungszentrum Normative Ordnungen, Goethe-Universität Frankfurt

Anschließendes Podiumsgespräch mit

Prof. Dr. Gabriele Britz, Richterin des Bundesverfassungsgerichts a.D., Rechtswissenschaftlerin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof. Dr. Christoph Burchard, Rechtswissenschaftler, Forschungszentrum Normative Ordnungen, Goethe-Universität Frankfurt
Prof. Dr. Klaus Günther, Rechtswissenschaftler, Forschungszentrum Normative Ordnungen, Goethe-Universität Frankfurt

Moderation von

Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin Forschungszentrum Normative Ordnungen, Goethe-Universität Frankfurt

An zentraler Stelle der Begründung seines Klimabeschlusses von 2021 führt das Bundesverfassungsgericht den Begriff der „intertemporalen Freiheitssicherung” ein. Das Grundgesetz verpflichte, so heißt es erläuternd, auch zur „Sicherung grundrechtsgeschützter Freiheit über die Zeit” und „zur verhältnismäßigen Verteilung von Freiheitschancen über die Generationen”. Jenseits der unmittelbar verfassungsrechtlich relevanten Fragen eröffnet der neue Schlüsselbegriff eine Bedeutungsdimension der Freiheit, die bisher nur unzureichend beachtet worden ist, aber künftig angesichts der sich beschleunigenden Klimakrise eine immer größere Rolle spielen wird: Die Zeitlichkeit der Freiheit. Das Recht hat diese Dimension bisher kaum adäquat erfasst, das Verhältnis von Recht und Zeit wird in der Rechtswissenschaft nur selten thematisiert. Der Vortrag und die Podiumsdiskussion wollen einige Überlegungen dazu präsentieren, insbesondere mit Blick auf das Problem der drängenden und immer knapper werdenden Zeit, die im Zentrum der Sorge um das Klima steht.

Der Eintritt beträgt 5 €. Für Mitglieder des Frankfurter Kunstvereins ist die Veranstaltung kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität Frankfurt statt und ist Teil des Begleitprogramms zu der Ausstellung Bending the Curve – Wissen, Handeln, [Für]Sorge für Biodiversität.

 

Prof. Dr. Gabriele Britz ist Professorin für Öffentliches Recht und Europarecht an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Britz studierte ab 1987 an der Goethe-Universität Frankfurt Rechtswissenschaften. 1994 wurde sie mit der Arbeit Die Bedeutung des Europäischen Gemeinschaftsrechts für die örtliche Energieversorgung unter besonderer Berücksichtigung kommunaler Gestaltungsmöglichkeiten promoviert, für die sie mit dem Baker & McKenzie-Preis ausgezeichnet wurde. Nach dem Referendariat forschte sie von 1997 bis 2000 als Habilitationsstipendiatin des Landes Hessen und erarbeitete die Schrift Kulturelle Rechte und Verfassung. Über den rechtlichen Umgang mit kultureller Differenz. Im Jahr 2000 habilitierte sie sich in Frankfurt. 2001 wurde sie mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis 2001 der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Von 2011 bis 2023 war sie als Richterin des Bundesverfassungsgerichts tätig. Während ihrer Amtszeit bereitete sie als Berichterstatterin zentrale Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts auf den Gebieten des Umwelt-, Familien- und Datenschutzrechts vor.

Prof. Dr. Christoph Burchard ist Professor für Straf- und Strafprozessrecht, Internationales und Europäisches Strafrecht, Rechtsvergleichung und Rechtstheorie an der Goethe-Universität Frankfurt. 2007 wurde er an der Universität Passau mit der Arbeit: „Irren ist menschlich“ – Vorsatz und Tatbestandsirrtum im Lichte der Verantwortungsethik und der Emanzipation des angegriffenen Mitmenschen promoviert. 2015 habilitierte er sich an der LMU München (Titel der Habilitationsschrift: Die Konstitutionalisierung der gegenseitigen Anerkennung. Die justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen in Europa im Lichte des Unionsverfassungsrechts). Seit 2015 ist er Inhaber einer Professur für Straf- und Strafprozessrecht am Fachbereich Rechtswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt und Mitglied des Forschungszentrums Normative Ordnungen. Er forscht zu den Transformationen von Strafrecht und Strafrechtspflege in sich wandelnden Gesellschaften im Zuge ihrer Internationalisierung, Europäisierung und Digitalisierung sowie „glokaler” Polykrisen. Er war Visiting Professor an verschiedenen Universitäten in Europa (u.a. Luiss Universität Rom, Universität Bologna) und in Südamerika (Universität Adolfo Ibáñez, Santiago de Chile). Er ist zudem Gründungssprecher des 2023 neu gegründeten Center for Critical Computational Studies (C3S).

Prof. Dr. Rainer Forst ist Professor für Politische Theorie und Philosophie und Direktor des Forschungszentrums “Normative Ordnungen” an der Goethe Universität Frankfurt. Er befasst sich u.a. mit Fragen der Gerechtigkeit, Demokratie und Toleranz sowie mit der Fortentwicklung Kritischer Theorie und der Philosophie Kants. 2012 zeichnete ihn die Deutsche Forschungsgemeinschaft als wichtigsten politischen Philosophen seiner Generation mit dem Leibniz-Preis aus. Er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der British Academy. Wichtigste Publikationen (alle bei Suhrkamp und in viele Sprachen übersetzt): Kontexte der Gerechtigkeit (1994), Toleranz im Konflikt (2003), Das Recht auf Rechtfertigung (2007), Kritik der Rechtfertigungsverhältnisse (2011), Normativität und Macht (2015), Die noumenale Republik (2021).

Prof. Dr. Klaus Günther ist Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht an der Goethe-Universität Frankfurt. Er studierte Philosophie und Rechtswissenschaft in Frankfurt am Main. Zwischen 1983 und 1986 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent in Frankfurt am Main bei Klaus Lüderssen und in einer rechtstheoretischen Arbeitsgruppe unter der Leitung von Jürgen Habermas (1986-1990); Er wurde 1987 mit einer Dissertation zum Thema Anwendungsdiskurse in Moral und Recht promoviert, 1997 folgte die Habilitation Schuld und kommunikative Freiheit. Studien zur individuellen Zurechnung strafbaren Unrechts im Demokratischen Rechtsstaat. Seit 1998 ist er Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht am Institut für Kriminalwissenschaften und Rechtsphilosophie der Goethe-Universität Frankfurt. Er ist Mitglied des dortigen Forschungszentrums Normative Ordnungen sowie am Frankfurter Standort des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Dipl.-Jur. Finn-Lauritz Schmidt ist Doktorand der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ am Forschungszentrum Normative Ordnungen und am Institut für Kriminalwissenschaften und Rechtsphilosophie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Straf- und Strafprozessrecht, Internationales und Europäisches Strafrecht, Rechtsvergleichung und Rechtstheorie bei Prof. Dr. Christoph Burchard, LL.M. (NYU). Er studierte als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung Rechtswissenschaft in Frankfurt am Main und forscht zu strafrechtlichen Implikationen des anthropogenen Klimawandels.

Rebecca Caroline Schmidt ist seit November 2012 Geschäftsführerin (Managing Director) des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt. Sie studierte Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Kriminalwissenschaften, Strafverfahrens- und Strafvollzugsrecht an der Goethe-Universität und war neben dem Referendariat in den Jahren 2007 bis 2012 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur von Prof. Dr. Klaus Günther und der Forschungsstelle für Strafrechtstheorie und Strafrechtsethik (Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas von Hirsch), sowie bei der internationalen Wirtschaftssozietät Freshfields Bruckhaus Deringer in Frankfurt am Main im Bankaufsichtsrecht. 2020 wurde Rebecca Caroline Schmidt zudem zur Administrativen Geschäftsführerin des deutschlandweiten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt bestellt.