Vortrag: Faule Kunst und erschöpfte Objekte. Skulptur im Zeichen des Post-Ephemeren

26.03.2014

Vortrag von Ellen Wagner im Rahmen der Vortragsreihe „My Theme“

Wer Kunst nicht nur als zerstreuenden Zeitvertreib sieht, weiß, dass Kunst nach Erschöpfung schreit. Sie verlangt nach Ausschöpfung aller Reserven durch den Künstler wie nach absoluter Aufmerksamkeit der Betrachter. Doch statt in einer vor allem für die Plastik als ursprünglich wesenhaft beschriebenen fordernden Präsenz, scheint sich das der Kunst unterstellte Eigenleben zunehmend im Schlaffen zu manifestieren. Künstler widmen sich ausdrücklich der erschöpfenden Arbeit am Material als solchem in einer Weise, die diesen Arbeitsprozess als zeitlichen Ablauf im aus ihm resultierenden Objekt sichtbar macht. Ebenso kann die Gebrauchsspur als rein effektvolle Patina auftreten, wenn eine Arbeit ihre Entwicklung in der Zeit als bereits vollzogen lediglich suggeriert. Dies erscheint als Reaktion auf eine Erwartungshaltung – sei es die des anspruchsvollen Betrachters oder die des leistungsorientierten Künstlers –, die vom Material aktive Verausgabung verlangt. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob eine erschöpft sich gebende Skulptur nicht genauso vital und leistungsfähig ist wie jede andere und gerade in ihrer scheinbaren Passivität eng verknüpft sein kann mit vorheriger und künftiger Aktivität in den Prozessen ihrer Produktion und Rezeption.

Ellen Wagner (geboren 1987) studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg Kunsterziehung. Als Tutorin am Lehrstuhl für Kunsttheorie und Kunstvermittlung organisierte sie dort 2013 das von Prof. Helmut Draxler konzipierte Symposium „Das Jetzt ist die Nacht“. Seit März 2013 promoviert sie an der HfG Offenbach in Kunst- und Medienwissenschaften über Strategien nicht-endgültigen Arbeitens in der zeitgenössischen Kunst.