Ohnmacht als Situation. Democracia, Revolutie & Polizey
13.06.2013 — 04.08.2013
Eröffnung: 12. Juni 2013, 19 Uhr
Wirtschaftskrisen, Flüchtlingsströme, Klimawandel, Terrorismus – täglich berichten die Medien von Krisen, Katastrophen und globalen Risiken. Angesichts der medialen und realen Bedrohungsszenarien schwindet das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Staaten, politische Steuerungsinstrumente sind offenbar unzureichend und die Politikverdrossenheit wächst. Die Folge ist ein Gefühl der Ohnmacht. Sie wird genauso durch den Eindruck eines dauerhaften Fehlverhaltens in der staatlichen Steuerung produziert wie durch die anhaltenden gesellschaftlichen Missstände und unlösbar wirkenden Katastrophenszenarien. Die Ohnmacht einer Gesellschaft kann zur Ursache für Diktaturen und Kriege werden, den Einzelnen kann sie sowohl in die innere Emigration als auch in
die politische Radikalisierung treiben.
Die mediale Berichterstattung hat einen großen Anteil am ohnmächtigen Blick auf die Welt und am Skeptizismus gegenüber staatlicher Steuerung. Aus Konkurrenz um Aufmerksamkeit muss sie offenbar die Tragweite von Ereignissen und Umständen hoch treiben, über deren Bedrohungspotentialen spekulieren und dabei Monster erschaffen. So werden Fehler zu Skandalen, Teilerfolge zu einem Scheitern, Unglücke zu Katastrophen, Krisen zu globalen Krisen und Nachrichten zu negativen Sensationen.
Bei Guy Debord zeichnet sich die Gesellschaft des Spektakels durch die gelungene Verblendung mittels Konsum und individueller Bedürfnisbefriedigung aus. In der Gegenwart könnte das Zentrum des Spektakels eher in der Katastrophe und im aporetischen Skeptizismus vermutet werden. Für kritische Kulturprojekte liegt daher die Suche nach zeitgenössischen Formen des situationistischen Experiments nahe: Wie kann Ohnmacht angesichts einer Übermacht zu einer Situation werden, die das Spiel neu eröffnet?
„Ohnmacht als Situation“ besteht aus den beiden Ausstellungen „Democracia“ und „Revolutie“ sowie der Veranstaltungsreihe „Polizey“. Die spanische Künstlergruppe Democracia (Madrid) und das rumänische Künstlerduo Mona Vătămanu & Florin Tudor (Bukarest) suchen in künstlerischen Experimenten nach einem Umgang mit gesellschaftlichen Verhältnissen, der aus der Ohnmacht herausführen kann. Zugleich geht es in der von Felix Trautmann (Frankfurt) konzipierten Veranstaltungsreihe um die Rolle der Polizei in der Durchsetzung und Veränderung bestehender Ordnungen.
Kurator: Holger Kube Ventura