Pressestimmen zur Ausstellung „Fake Views”

„Natürlich sind die Datenströme für die Betrachterinnen und Betrachter nicht sichtbar. Es ist auch kein Rauschen zu hören. Und das ist das Seltsame überhaupt an der digitalen Infrastruktur, auf der die Menschheit ihr Leben aufbaut. Sie ist meistens unsichtbar. Sie funktioniert irgendwie im Hintergrund. Eva & Franco Mattes haben jetzt eine Art künstlerisch transformiertes Datacenter in den Kunstverein gebaut. Der Besuch ihrer Ausstellung ist gewissermaßen auch ein Baustellenbesuch, ein Vordringen in das Gehäuse einer Serverfarm, ein Gang entlang des Datenflusses, durch Algorithmen, Memes und digitale Parallelwelten. Das Erstaunlichste dabei ist: Am Ende trifft man nicht auf eine KI, nicht auf eine maschinelle Blackbox, sondern: auf Menschen.”
Lisa Berins, Eva & Franco Mattes im Frankfurter Kunstverein: Immer entlang des Datenflusses…, Frankfurter Rundschau, 18.07.2023

„Die Neongelben Datenautobahnen winden sich wie die Schlange des Laokoons durch das Treppenhaus in die Ausstellungsräume. Durch die Kabel werden tatsächlich Dateien rumgeschickt, die freilich unsichtbar bleiben. Auch diese Installation ist eine kluge, eine überzeugende Pointe in der Ausstellung Fake Views. Bei seiner investigativen Recherche arbeitet das Duo mit Journalisten zusammen. Es verhandelt aber darüber hinaus nach formal ästhetischen Settings, die die Erkenntnisse in eine künstlerischen Sprache übersetzen.”
Georg Imdahl, Fake Views – Der Frankfurter Kunstverein zeigt Eva Franco Mattes, Deutschlandfunk, 15.07.2023

„Eva & Franco Mattes versuchen sichtbar zu machen, was das Internet mit uns macht. Wie es uns steuert und dirigiert. Welche Machtstrukturen sich darin verbergen. Auf welchen Materialitäten es beruht. Und nutzen dazu den klassischen verfremdenden Blick. (…). Um diese kurzen Videos zu sehen, muss man sich selbst verrenken und eine Performance durchführen. (…) Aber diese Verrenkungen, die von den Besucher:innen verlangt werden, sind keine abgedroschenen Übungen in Sachen Partizipation. Sie verweisen auf ironische Art auf die Verformungen, die das Internet bei uns bewirkt, ohne dass wir es vielleicht spüren. (…) Die fake views, die trügerischen Bilder, mit denen uns das Internet oft genug als Meinungsmacher oder zur Stimulierung des Konsumverhaltens überschwemmt, werden von Eva & Franco Mattes mit Ironie und Aufklärungshoffnung dekonstruiert. Ein animierendes Lehrstück in Sachen Medienkompetenz.”
Rudolf Schmitz, Das Internet enttarnen: Künstlerduo Eva & Franco Mattes zeigt seine „Fake Views“, Deutschlandfunk Kultur, 13.07.2023

„Es hat Wochen gedauert, die vertrackte Konstruktion von „Untitled. Yellow Cable Tray“ in den Kunstverein einzubauen, dafür Paneele aus den Decken zu nehmen und die leuchtend gelben Kabeltrassen, die ein Hersteller gesponsert hat, um Kurven, über Treppen und alle Stockwerke zu führen. Es ist ein ästhetisch attraktiv gewordenes Gebrauchsstück, das ein System der Bezüge regelrecht greifbar macht, die auch lokal sind: Frankfurt als international bedeutender Internetknotenpunkt wird so in den Kunst-Alltag und vor aller Augen geholt.”
Eva-Maria Magel, Was das Netz mit uns macht, F.A.S., 23.07.2023

„Liegt das Problem nun in den sozialen Netzwerken, den dahinterstehenden Milliardenunternehmen, der Politik oder doch im Menschen selbst begründet? Was ist nun jener überhaupt im World Wide Web, wenn man frei nach Friedrich Kittler feststellte: „Letztlich passen wir uns der Maschine an, nicht die Maschine an uns“? Wo andere verkürzen, fächern Eva & Franco Mattes die Dinge weiter auf.”
Katharina J. Cichosch, Pioniere der Netzkunst in Frankfurt a.M., Und ganz oben surrt der Gottserver, 27.07.2023

„Jeden Tag teilen wir am Rechner oder am Smartphone Unmengen von Daten. Mit dem Hochladen in die Cloud verschwinden sie scheinbar im Nirgendwo. Doch ein junger Künstler zeigt: An manchen Stellen in Frankfurt wird das Internet greifbar – und damit auch angreifbar.”
Lara Karbalaie, Wo in Frankfurt das Internet wohnt, Hessenschau, 14.07.2023

„Die Medienkünstler Eva und Franco Mattes setzen sich kritisch mit der digitalen Gesellschaft auseinander. Im Frankfurter Kunstverein haben sie einen Ausstellungsparcours errichtet, der Täuschungen, Machtstrukturen und Narrative sichtbar machen soll. (…) Zum einen ist Frankfurt einer der wichtigsten Standorte unserer digitalen Zeit, denn hier befindet sich der weltweit größte Internetknotenpunkt DE-CIX genannt. (…) Zum anderen ist es der Direktorin des Kunstvereins Franziska Nori, die die Ausstellung kuratiert hat, ein großes Anliegen, gesellschaftliche Phänomene ins Bewusstsein zu rufen und das Nicht-Sichtbare sichtbar zu machen. Man denke nur an die eindringliche Ausstellung „Three Doors“ im vergangenen Jahr.”
Jasmin Schülke, Fake Views, Journal Frankfurt, 14.07.2023

„Für uns Nutzerinnen und Nutzer sind solche Content-Moderatorinnen und Moderatoren unsichtbar. Und das steht sinnbildlich für das Internet insgesamt. (…) Die im Hintergrund ausgetauschten Daten sind für uns nicht greifbar. Und was das Internet mit uns macht, auch nicht. Eva & Franco Mattes machen das in ihrer Ausstellung deutlich und fordern Besucherinnen und Besucher mit ihren Installationen heraus. (…) Auf diese Weise zeigen Eva & Franco Mattes wie viel Macht hinter dem Internet und seinen Materialien steckt.”
Lara Karbalaie, “Fake Views” im Frankfurter Kunstverein, Hessenschau, 14.07.2023

„Die Ausstellung macht sehr nachdenklich. Was geben wir alles preis? Auf was fallen wir rein? Wie viel Zeit verdaddeln wir im Internet? Alles so schön falsch hier. Alles nicht nur schillernd bunt, sondern beklemmend. Denn das Internet ist eben nicht nur ein Ort, an dem es viele Informationen, Kommunikation und niedliche Katzenvideos gibt. So abstrakt es sein mag, so sehr verändert es unseren Alltag und unsere Gesellschaft. Und das nicht zwingend zum Guten”
Fee Berthold-Geis, Alles so schön falsch hier, Main-Echo, 21.07.2023

„Zu sehen ist also die materielle Infrastruktur der Daten, all die Hardware, die für die meisten zweitrangig ist, weil es zuerst ums Internetsurfen geht. Aber so verweisen die Mattes darauf, dass wir uns etwas vormachen: Die Technologie wird benötigt fürs Senden und Empfangen, Speichern und Teilen. Dahinter stehen jedoch Konzerne, die sich den Datenzugriff sichern. Da kommt jeder ins Grübeln, ob er nicht besser aufpassen sollte.”
Christian Huther, Schminktipps gegen Hetze im Netz, Frankfurter Neue Presse, 29.07.2023