Filmreihe Deleuze (wieder) Sehen: 1996 bis 2015

10.11.2015

Die Film- und Vortragsreihe der HfG Offenbach wurde vom 6. bis 15. November 2015 in 10 verschiedenen Kinos und bei Kulturinstitutionen in Offenbach und Frankfurt die 20 Filme gezeigt, die der Philosoph Gilles Deleuze, der am 4. November 1995 gestorben ist – so die Annahme – gerne gesehen und über sie nachgedacht hätte. Deleuze hat eine kanonische Theorie des Kinos verfasst: „Das Bewegungsbild: Kino I“ (1983/95) und „Das Zeit-Bild: Kino II“ (1985/1991), doch auch zahlreiche andere Texte von ihm haben in Filmanalysen hineingewirkt und das aktuelle Bild des Kinos wesentlich mitbeeinflusst. An jedem Abend werden zwei Filme aus chronologisch verbundenen Jahrgängen gezeigt. In der Mitte fand ein Vortrag zu einem der beiden Filme statt.
Im Frankfurter Kunstverein wurden die Filmjahre 2004 und 2005 repräsentiert.

18 Uhr: „Shaun of the Dead, Edgar Wright (UK 2004, 99’, OmU)
Endlich hat auch das Kino die Zombies zu dem gemacht, was sie immer schon waren: Endlich sind sie überall, alltäglich, beliebig differenzierte Massenartikel, ganz uncool, als Trend gestorben, ohne es zu merken, verachtet von den hippen Lebenden. Endlich machen Zombies Sinn. Sinn ist ein atopisches Ereignis, das Namen von Körpern und das Volk von sich selbst trennt. Grund genug, 1) einen Gründungsfilm dieser verwesenden Welle auf- und abzusuchen; 2) dessen hirnrissiges (im Riss, in Affekt-Einfaltungen eines Sozialen/Außen gebildete) Film-Denken ins bewusstlose Film-Denken von Gilles Deleuze zu verwickeln & vice versa; 3) aufzuwickeln, wie sehr Gilles und Shaun (auch in den Folgefilmen „Hot Fuzz“ und „The World’s End“) eh schon ineinander sind. Das gilt fürs buchstäbliche Wahrnehmen neoliberaler Kontrollmacht, Standortkonkurrenz, Schuld(en)gedächtnisse und Volkspolizei, im Zeichen einer Logik des Nonsense und des Crowd-Undings, das, auf der Couch wie im Pub, Sozietäten gründet und Plattensammlungen sortiert (erst werten, dann werfen). (Drehli Robnik)

20.00 Uhr: Vortrag von Drehli Robnik: „Shaun off the Debt: Crowd-Unding, Kontrollmacht, Affektlogik des Nonsense“
Drehli Robnik ist Theoretiker in Sachen Film und Politik, Autor und Mitherausgeber von Büchern zu Rancière, Kracauer, Stauffenberg und Cronenberg; zuletzt: Kontrollhorrorkino: Gegenwartsfilme zum prekären Regieren (2015).

21.00 Uhr: „Caché“, Michael Haneke (AT/DE/FR/IT 2005, 117’)
Am Anfang irritierten Videoaufnahmen, sie überwachen ein bürgerliches Ehepaar, werden diesem anonym zugeschickt. Die Bilder, das Kontrollbild und das Filmbild, beginnen zu konkurrieren, welches Bild zeigt uns ‚mehr‘? Die Handlung kippt zusehends in eine historische Zeit; irgendwo in der Vergangenheit finden sich die politischen Triebgründe für die Bilder der Gegenwart. Eine hochkonzentrierte Studie über Schuld und Wiederkehr.

Eintritt: 6 €
für beide Filme: 10 €
für Studenten: 5 €

Weitere Informationen und das gesamte Programm finden Sie hier