Great Value (IV)

03.12.2005

Mit Manfred Brocker, Alice Creischer, Bas van de Geyn, Lars Bang Larsen, Sighard Neckel, Kerstin Stakemeier (Moderation)

Das Symposium Great Value ist Teil der gleichnamigen Ausstellungsreihe, die im Foyer des Frankfurter Kunstvereins zwischen September und Dezember 2005 einzelne Künstlerpositionen vorstellt. Ausgangspunkt der Ausstellungsreihe ist die Popularität klassischer sozialer Wertfragen, die in letzter Zeit mit hohem Engagement öffentlich diskutiert und zu polarisierenden Wahlkampfthemen der Politik erhoben werden. Die Ausstellung sowie das Symposium beschäftigen sich mit sehr unterschiedlichen Aspekten gesellschaftlicher Wertkategorien. Dabei geht es um moralische und soziale Fragestellungen ebenso wie um kulturelle Definitionen von Bedeutung und Wert. Das Symposium Great Value wird in Form von Vorträgen und einer abschließenden Podiumsdiskussion unterschiedliche fachspezifische Diskussionspunkte aufgreifen, der Frage nach der aktuellen Popularität einer gesellschaftlichen Wertdiskussion nachgehen sowie die Rolle der Kultur mit ihrer ambivalenten Position zwischen Identitätsfindung, Rationalisierungsmassnahme und Wertgarant untersuchen.

Great Value (IV) ist eine Veranstaltung des Frankfurter Kunstvereins in Kooperation mit dem Portikus. Die Ausstellungsreihe wird kuratiert von Katja Schroeder.

Programm

12 Uhr – Lars Bang Larsen (Vortrag in englischer Sprache)
What do we indicate about our own political systems and cultural values when we accuse the Other of being fundamentalist? How do we re-establish the imaginaries and in-between levels in everyday life that have been eradicated in struggles defined by »either with us or against us«? With examples from the exhibition Fundamentalisms of the New Order (Charlottenborg, Copenhagen 2002), Larsen will discuss these questions, and the possibilities and limits of artistic and curatorial involvement in them.

13 Uhr – Alice Creischer
Die Befürchtung, dass der Kapitalismus seinen eigenen Wertezerfall mitkreiert, ist bekannt. Ihr wird vor allem in rechten Tendenzen Rechnung getragen. Andererseits ist es ebenso bekannt, dass Ideologiefreiheit die hochflexibilisierten Subjekte produziert, die die postmoderne Wirtschaft gut vernutzen kann. Welche Rolle spielt die Kunst darin?

14:30 Uhr – Sighard Neckel: „Leistung und Erfolg: Zur Kultur der Marktgesellschaft“
Moderne Gesellschaften beanspruchten stets, soziale Ränge nach dem Prinzip der Leistungsgerechtigkeit zu verteilen. Gegenwärtig deutet sich jedoch in dieser Hinsicht ein grundlegender Wandel an: In Zeiten, in denen einerseits viele Sozialgruppen kaum Chancen auf den Arbeitsmärkten haben und andererseits die höchsten wirtschaftlichen Erträge jenseits von Arbeit und Gütererzeugung erlangt werden, scheinen nicht allein Leistungen über die soziale Position zu entscheiden, sondern zunehmend Erfolge auf den unwägbaren Gelegenheitsmärkten von Finanzspekulationen, Kulturindustrie und medialer Prominenz. Welche Folgen dies für Leistung als gesellschaftlichem Wert und für die moderne Sozialordnung hat, wird Thema des Vortrags sein.

15:30 Uhr – Bas van de Geyn: „Watch out! Creative city Amsterdam“ (Vortrag in englischer Sprache)
The economic rat race between contemporary Western cities is about the chase for the cultural producer. In a globalised economy the only way to create economic gain is to design the seduction. Creative industries and creativity have become the key words, so the main question for cities is how to seduce the seducers? In the words of Richard Florida you have to create a creative environment, the city of Amsterdam is doing so by urban regeneration. A goal of urban regeneration is to create a risk-free environment for the creative class. Artists start to play a key role in economic growth and in urban restructuring. Many Dutch art subsidies are nowadays related to urban restructuring projects. In these commissions the artist should not only make art, but also create social cohesion or a tolerant environment, issues that perfectly fit in the neo-conservative agenda. How do artists position themselves within this ambiguous situation?

16:30 Uhr – Manfred Brocker: „Kulturkampf in »God¹s Own Country«? Die zeitgenoessische Wertedebatte in den USA“
Seit mehr als 20 Jahren tobt in den USA ein religiös-kulturell geprägter Konflikt, der die Gesell-schaft tief spaltet. Er kreist um nichts weniger
als um das Selbstverständnis des Landes: pluralistische Demokratie oder »God¹s own country«, liberaler Grundrechtestaat oder christliche Republik und »letzte Heimstatt des Glaubens«? Die Kontrahenten in diesem »Kulturkampf« ­ der politische »Liberalismus« einerseits und der politisierte protestantische »Fundamentalismus« andererseits ­ vertreten in vielen Wertfragen diametral entgegen gesetzte Positionen. Worum geht es in dieser Auseinandersetzung genau und welche Prognosen lassen sich über ihren weiteren Verlauf abgeben? Die Antworten erlauben Aufschlüsse darüber, ob und inwieweit sich aus dem amerikanischen Beispiel Lehren für andere religiös-politische Konflikte ableiten lassen.

17:30 Uhr – Podiumsdiskussion
mit Manfred Brocker, Alice Creischer, Bas van de Geyn, Lars Bang Larsen, Sighard Neckel, Moderation: Kerstin Stakemeier